Bonuskapitel 2

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Neuigkeiten

,,Wie lange dauert das denn noch?" Linda und Lucy stehen hinter der Toilettentür und klopfen ungedulig dagegen.

Nachdem ich auf den weißen Streifen gepinkelt habe, spüle ich und öffne die Badezimmertür.

,,Zwei Minuten" sage ich und schüttele den Test.

Alles hat mit einer Übelkeit angefangen die ich für eine einfache Erkältung hielt. Später kam noch ständig aufs Klo rennen und Olivenvorlieben dazu.

Und jetzt stehe ich hier. In meinem Badezimmer und warte mit meinen Freundinnen auf das Ergebnis. Es darf nicht grün sein,das darf es einfach nicht. Wir haben doch vor gerade mal drei Wochen geheiratet und außerdem läuft es in meinem Job als Abteilungsleiterin momentan doch so gut, da passt ein Kind einfach nicht rein. Fynn studiert momentan Chemie und hat besonders jetzt wo die Prüfungen anstehen keinen Nerv für soetwas.

,,Schaut ihr" ich drücke Linda den Test in die Hand und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. ,,Ich darf nicht schwanger sein. Nein, nein, nein." murmele ich vor mich, in der Hoffnung jetzt noch etwas ändern zu können.

,,Das bist du aber, Em" Mein Kopf schießt hoch zu den Beiden die mir grinsend den Test hinhalten.

,,W-was?" frage ich entsetzt.

Sie nicken synchron und halten ihn mir noch näher unter die Nase.

Die Tränen laufen mir über das Gesicht während ich am Waschbecken hinunterrutsche. Ich bin schwanger. Heilige Scheiße, Mutter Theresa, wie soll ich das Fynn beibringen?

,,Ach Fynn ürbigens bald sitzt noch jemand mit uns auf der Couch, richtig du wirst Vater"

Ich bin schwanger. Schwanger. Wir bekommen ein Kind. Fynn und ich. Wie sollen wir das hinkriegen? Wir haben doch jetzt schon so gut wie keine Zeit mehr füreinander ihn sehe ich immer erst gegen Abend Nachhause kommen, weil er solange in der Bibliothek büffelt und ich bin völlig damit beschäftigt meinen Vorgestetzten nicht zu enttäuschen. Wie soll ich Herr Bernhard da bitteschön erklären das ich jetzt schwanger bin? Er wird mich umbringen. Ich bin sowas von tot. Und ... oh nein, an unserer Eltern will ich gar nicht erst denken. Und ich wollte Mama und Papa das Bienchen-Blümchen-Zeugs noch erklären.

,,Fynn wird dich unterstützen Emma" sagt Lucy. Die Beiden lassen sich rechts und links von mir nieder.

,,I-ich mache damit alle seine Pläne kaputt" schluchze ich. ,,Wir haben doch noch nie über K-kinder gesprochen, das war einfach noch kein Thema für uns, und jetzt soll ich ihm plötzlich beibringen, dass er Vater wird? Er will doch erst zuende studieren. Wer weiß, vielleicht will er ja keine Kinder?"

,,Ach was, Fynn liebt Kinder über alles und na und" Linda streichelt über meinen Rücken. ,,Wir schaffen das. Schau du kannst noch weiter zur Arbeit gehen bis zum sechsten Monat oder so, wenn du dann das Kind hast kümmern Lucy und ich uns darum solange du und Fynn bei der Arbeit oder der Uni seid und abends habt ihr dann Zeit für das Baby" versucht sie mir hier gerade wirklich ein zureden, dass das kein Problem wird? Denn das wird es. Fynn muss alle seine Mentoren und Professoren benachrichtigen, wir müssen mehr einkaufen gehen, ich muss während ich mich um das Baby kümmer irgendwie auch noch die Arbeit nicht vernachlässigen, wie soll ich das alles unter einen Hut bekommem?

,,Mach dich nicht verrückt" versucht mich jetzt auch noch Lucy zu beruhigen. ,,Du hast ein kleines Wesen in dir und das darf deinen Stress nicht mitbekommen"

Ich habe eine Wesen in mir. Ein zweiter Mensch wächst in mir auf. Automatisch lege ich meine Hände auf den Bauch. Ich trage ein Baby in mir.

...

,,Hey Süße" Fynn kommt gut gelaunt in die Wohnung. Ich bin gerade dabei uns Spaghetti Bolognese zu machen. ,,Es war heute so unglaublich anstrengend" seufzt er und setzt sich auf die Küchenplatte. ,,Professor Lorange hat mir so ein scheiß Thema aufgegeben. Ich soll ein Modell eines DNA-Stranges nachbauen und diesen dann mit der Verbindung zu Chemie präsentieren, was ist das für ein Shit?" fragt er und schnappt sich ein Karottestück.

,,Das schaffst du" sage ich und lächele ihn kurz an bevor ich das ganze Gemüse zu dem Hackfleisch gebe.

,,Ich weiß, aber ich habe dir doch versprochen das Wochenende nur mit dir zu verbringen." er springt von der Platte und stellt sich hinter mich. ,,Nur wir zwei" raunt er mir in mein Ohr.

Drei. Wir sind drei Fynn.

,,Ach das macht doch nichs, dann verschieben wir es einfach" sage ich und bin ihm nicht all zu böse darüber dass er am Wochenende keine Zeit hat. Vermutlich will er nach der Nachricht eh ein wenig Abstand zu mir, vielleicht zieht er sogar aus? Verdammt, was wenn er wirklich auszieht?!

Seine Arme umschlingen meinen Bauch von hinten und ich ziehe erschrocken die Luft ein. Es ist keine feste Umarmung, aber automatisch habe ich das Bedürfnis, das Ding in mir zu beschützen.

,,Danke" haucht er mir an mein Ohr und küsst es zärtlich.

Ich schlucke schwer und löse mich aus seinem Griff um Abstand zwischen uns zu bringen.

,,Alles okay Emma?" fragt Fynn besorgt und läuft mir hinterher zum Kühlschrank aus dem ich einen Salatkopf hole.

,,Nein." ich schüttele den Kopf und schließe die Augen. ,,Nichts ist okay, wir müssen" ich muss abbrechen, weil mir wieder die Tränen hoch kommen. ,,Wir müssen reden" flüstere ich. ,,Jetzt"

,,Hast du mich betrogen?" rutscht es ihm heraus und er wird blasser. ,,Mit diesem Julius?" Seine Hände krallen sich an die Küchenplatte und ich habe Angst das er mir jeden Moment kollabiert.

An sich könnte ich ja sagen das ich ihn betrogen habe, dann würde ich nicht sein Studium gefährden und seine Zukunft noch dazu, aber dass wäre ihm gegenüber unfair, weil er es genauso verdient hat zu erfahren das er Vater wird.

,,Er heiß Julian" verbessere ich ihn, aber das ist bei Fynn egal, er mag Julian nicht und sagt seinen Namen immer mit Absicht falsch. ,,Und nein, ich habe dich nicht betrogen." es ist schlimmer füge ich in Gedanken hinzu.

,,Oh mein Gott" seine Schultern fallen hinunter und er nimmt mich feste in den Arm. ,,Oh mein Gott, ich hatte solche Angst, mach das nie wieder okay?" immer noch an seine Brust gedrückt versuche ich ruhig zu atmen. ,,Ich hatte so eine scheiß Angst, du darfst mich niemals alleine lassen Em, hast du verstanden?" sein Kinn liegt auf meinem Kopf während er nur in Stößen ausatmet. ,,Das würde ich-"

,,Ich bin schwanger" platze ich heraus und kneife ängstlich vor Fynns Reaktion die Augen zusammen.

Seine Wärme verschwindet aufjedenfall und das ist kein gutes Zeichen.

,,W-was?" fragt er leise. Ich öffne erst das eine dann das andere Auge. ,,Aber wann-"

,,Letzten Monat" unterbreche ich ihn. ,,Es kann nur letzten Monat gewesen sein, nach der Party von Lucas"

Er fährt sich aufgewühlt durch die Haare. ,,Scheiße" er sieht zu mir. ,,Wir behalten es aber oder?"

,,Abtreibung war kein Gedanke meinerseits" sage ich und bestätige somit seine Frage.

Das er das Wort Wir verwendet löst ein warmes Gefühl in mir aus. Er lässt mich nicht alleine. Das ist doch gut oder? Ich bin mit der Situation nicht alleine. Ich habe ja auch noch Mama, Papa, Lucy und Linda und jetzt vielleicht auch noch Fynn. Ich schaffe das. Ich kann es schaffen, und ich werde es schaffen.

Nachdem er auf und ab gelaufen ist, dabei nachdenklich aussah und sich verzweifelt durch die Haare fuhr, bemerkt er, dass ich ja auch noch da bin. ,,Wir schaffen das zusammen Emma okay?"

Ich nicke.

Er kommt auf mich zu und drückt mich wieder ganz feste an seine Brust. ,,Wir schaffen das. Wir kriegen das hin, wir haben bis jetzt auch alles geschafft."

Ich nicke wieder, nicht in der Lage auch nur etwas zu sagen. Sein Duft steigt mir in die Nase und veranlasst mich dazu zu weinen.

Weinen vor Angst was auf uns zu kommen wird.
Weinen vor Liebe.
Weinen weil ich nicht alleine dastehe und nun ein Baby in mir aufwächst.

,,Und jetzt zeig mir mal deinen Bauch, ich will mit unserem Baby reden" flüstert er mir mit einer sanften Stimme ins Ohr.

Vielleicht mag ich dich ja morgen? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt