Ich habe Lucy tatsächlich gebeten zu gehen, als Fynn mich gefragt hat ob ich Zeit habe. Vor zwei Wochen hätte ich Fynn den Vogel gezeigt wenn er bei mir angerufen hätte.
Und jetzt laufe ich am Steg entlang und suche nach Fynn. ,,Wir treffen uns an der Promenade“ waren seine Worte. Toll, nur dass die Promemade nicht gerade klein ist. Am See entlang steht ein Laden nach dem anderen nebeneinander. Eisdielen, Klamottenläden, Pizzerias etc.
Als ich den braunhaarigen Jungen auf der Brücke zum Aussichtsturm finde, verschnellern sich meine Schritte. So viel zum Thema ,,An der Promenade“...
Ich jogge das letzte Stück zu ihm. Je näher ich ihm komme desto eher fällt mir auf, dass er blass aussieht. Sogar noch blasser wie an dem Tag an dem er betrunken im Cafè aufgetaucht ist.
Ich stelle mich neben ihn und verschränke so wie er die Arme auf dem Geländer und schaue auf die ganzen Schiffe.
Ich bin still. Ich weiß, dass er den Anfang machen sollte, er wollte reden, also soll er auch anfangen. Ich möchte ihn zu nichts zwingen, es liegt an ihm was er mir erzählen möchte und was nicht. Vielleicht braucht er auch einfach nur jetzt jemand der ihm mental zur Seite steht.
Gut, er sollte nicht all zu lange warten mit dem reden, denn ich habe meine Fingerhandschuhe vergessen und muss jetzt schon unter dem kalten Wind leiden.
Ich sehe ihn von der Seite an. Er hat geduscht, sein Aftershave weht zu mir hinüber und seine nassen Haare sind wie imme zerstrubbelt. Sein Blick liegt auf dem klaren Wasser.
,,Mein Vater war Alkoholiker“ beginnt er mit erzählen. ,,ich war 14 da hat es angefangen, er hat seinen Job verloren, weil er einen seiner Wutausbrüche hatte. Ich weiß noch wie ich ihn als ich von der Schule Nachhause kam betrunken in seinem Sessel mit einem Glas Gin Tonic gesehen habe. Es war der schlimmste Anblick meines Lebens, und der Beginn meiner Horrorzukunft.“ er schließt die Augen. ,,Jedes mal wenn er wieder getrunken hatte, kam er in mein Zimmer, warf mir seine Bierflaschen auf den Rücken, schlug mich und trat auf mich ein. Du hast sicher schon meine Narben auf dem Rücken gesehen“ Er sieht weiterhin auf den See als würde dieser ihn ruhig halten.
Ich muss stocken. Ja, ich erinnere mich. Beim schwimmen waren sie mir das erste mal aufgefallen und dann als er in der Hütte sich oberkörperfrei vor mich gestellt hat, da sind sie mir auch kurz in den Blick gefallen. Aber ich habe sie nie wirklich wahr genommen. Ich habe mir nichts dabei gedacht.
Deswegen konnte er auch so gut meinen Fuß verarzten! Er musste sich selbst immer verartzten!
Ich presse die Hand auf meinen Mund um keinen Laut von mir zu geben. Jetzt weiß ich auch was der Spruch:'Die Vergangenheit macht uns zu den Menschen die wir heute sind' bedeutet. Das war alles immer nur Fassade von ihm. Er wollte cool und arrogant rüberkommen um sein zerbrechliches Ich nicht zu zeigen. Mein Herz zieht sich zusammen, ich habe ein so großes schlechtes Gewissen weil ich ihn immer geärgert habe, ohne zu wissen, warum er so ist wie er jetzt ist.
,,Mum bekam davon nie was mit, dass er betrunken war ja, aber das er mich misshandelte nein. Sie arbeitet Tagsüber in einem Restaurant und Nachts in einer Bar. Sie hatte versucht für uns zu sorgen, alleine. Nur weil mein fucking Erzeuger es nicht auf die Reihe brachte die Flasche mal weg zustellen“ Fynns Körper spannt sich an und er spuckt angewidert in den See. ,,Irgendwann, ein Jahr später oder so, ich war wieder von der Schule gekommen, da hörte ich die Schreie aus dem Wohnzimmer. Der Typ schlug auf Mum ein. Das war der Moment wo ich mich das erste mal gegen ihn wehrte und auf ihn zurannte. Mum packte unsere sieben Sachen, plünderte unser Erspartes und flog mit mir nach Deutschland“ Er fährt sich durch die Haare. ,,Meine Cousine, Linda hat uns bei sich in ihrem Studentenwohnheim solange aufgenommen, bis Mama einen Job hatte und genug verdiente um uns eine Wohnung zu finanzieren“ Jetzt fällt sein Blick auf mich. Das erste mal. ,,Es war verdammt hart mit all dem klar zu kommen. Bis ich zwei Jahre später Lukas kennengelernt habe, und dich und Lucy“
DU LIEST GERADE
Vielleicht mag ich dich ja morgen?
Humor》Wie du mir, so ich dir《 beschreibt ganz gut das Verhältnis zwischen mir und Fynn. Der arrogante Superarsch und ich, die verklemmte Zicke. Dazwischen unsere besten Freunde die irgendwie auf einander stehen, und uns immer wieder mit in die Scheiße, d...