Kapitel 16

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Mats Sicht:

Ich lag noch lange im Bett und starrte einfach nur an die Decke. Ich war tatsächlich mit Jana zusammen. Dem wohl wundervollsten Mädchen, das ich jemals kennen gelernt hatte. Doch mich ließ einfach nicht los, was sie mir erzählt hatte. Magersucht, selbstverletzendes Verhalten und Selbstmordgedanken. Niemals hätte ich Jana so eingeschätzt. Sie wirkte immer so aufgeweckt und glücklich und auch wenn ihr Klinikaufenthalt schon über drei Jahre her war und sie eigentlich gesund war, wusste ich, dass man von einer psychischen Krankheit nie ganz geheilt war. Immer wieder stellte ich mir Bilder vor, wie Jana, spindeldürr auf einer Autobahnbrücke saß und übers springen nachdachte. Und ich musst ehrlich zugeben, ich hatte Angst. Angst davor, dieses wundervolle Mädchen irgendwann an den Tod zu verlieren. Wer wusste schon, ob sie mit dem bevorstehenden Tod ihrer Tante umgehen konnte. Oder mit sonstigen Problemen, die das Leben so für sie bereit hielt.

Irgendwann schweiften meine Gedanken ein wenig von Jana ab zu Cathy. Der Frau die mir jahrelang zur Seite gestanden war und die auch wirklich geliebt hatte. Ich liebte sie immer noch, nur nicht so wie ich es sollte. Ich liebte sie wie eine Freundin, nicht wie jemanden, den man eines Tages heiraten wollte. Ich wusste, dass ich Cathy morgen das Herz brechen würde und ich hatte noch keine Ahnung, wie ich ihr schonend beibringen sollte, dass ich sie nicht mehr genügend liebte. Noch eine ganze Weile schwirrten diese Gedanken in meinem Kopf umher, bis ich schließlich doch in einen unruhigen Schlaf verfiel, in dem immer wieder eine viel zu dünne Jana und eine total wütende und verletzte Cathy vorkamen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte fühlte ich mich nur noch viel müder als am Abend zuvor. Träge schwang ich mich aus dem Bett und ging duschen. Das Wasser belebte meine Sinne wieder ein wenig, doch fit war ich nach wie vor nicht. Als ich in den Spiegel sah und meine dunklen Augenringe sah, beneidete ich die Frauen um ihr Makeup und ihre Fähigkeit selbst nach den schlaflosesten Nächten gut auszusehen.

Nachdem ich nach ein wenig Styling doch noch halbwegs aussah, wie ein Mensch, machte ich mich auf den Weg zum Frühstück. Ich brauchte unbedingt Kaffee. Am besten eine ganze Kanne. Als ich das Speisehaus betrat, war es schon relativ voll. Kein Wunder. Heute standen alle gerne früher auf, um den Tag mit ihren Liebsten zu verbringen. Alle außer ich.

Mein Morgen wurde jedoch gleich ein wenig besser, als ich sie sah. Mein wunderschönes Mädchen. Sie saß etwas abseits mit einem Jungen und einem Mädchen und unterhielt sich angeregt mit ihnen. Vermutlich war das Jogis Überraschung für seine Nichte gewesen. Er hatte ihre beiden besten Freunde einfliegen lassen. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, denn es machte mich glücklich Jana so strahlend zu sehen. Am liebsten würde ich gerade zu ihrem Tisch gehen und sie einfach nur küssen, doch das ging leider nicht und diese Tatsache versetzte meinem Herz einen kleinen Stich.

"Reiß dich zusammen, Hummels!", ermahnte ich mich selbst und holte mir etwas zu essen, ehe mich neben Schmelle und Großkreuz fallen ließ. "Na alles fit, Jungs", begrüßte ich die beiden. Die beiden nickten nur stumm. Keiner der beiden war ein wirklicher Morgenmensch aber das kam mir gerade recht, denn eigentlich hatte ich gerade kein sonderliches Bedürfnis mich zu unterhalten. In Gedanken versunken löffelte ich mein Müsli und trank meinen Kaffee. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich Cathy beibringen sollte, dass es aus war zwischen uns. Und vor allem wusste ich nicht, welchen Grund ich ihr nennen sollte. Klar ich hatte mich in Jana verliebt und das war vermutlich der Grund, warum ich so schnell mit ihr Schluss machte, aber ich war mir schon vorher bewusst gewesen, dass das zwischen ihr und mir keine Ewigkeit überdauern wird. Außerdem wollte ich nicht, dass Jana zu all dem Stress, den sie eh schon hatte auch noch Cathys Zorn zu spüren bekommen musste.

In Gedanken versunken lief ich nach dem Frühstück zurück in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Ich hatte noch eine Stunde bis Cathy und all die anderen Spielerfrauen eintreffen würden und gerade war mir einfach nur schlecht. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Beziehungsweise, ich wusste es schon, ich wusste nur nicht so genau wie. Am liebsten hätte ich gerade mit irgendjemandem darüber geredet aber außer Jana fiel mir niemand ein und die war vorhin mit ihren Freunden zum Strand gegangen. Außerdem wollte ich sie nicht mit meinen Sorgen bezüglich der Trennung von Cathy belasten. Das war eine Problem, dem ich mich alleine stellen musste.

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