Kapitel 10

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Nachdem ich das übermäßig langweilige Training wieder überstanden hatte und wir wieder im Camp waren machte meine Müdigkeit sich doch so langsam bemerkbar. „Alles klar, Kleines?", fragte Sami mich besorgt als ich am Pool vor Müdigkeit von meiner Liege fiel und dann am Boden lag, viel zu müde mich wieder aufzurappeln. „Ja, ich bin nur so müde, willst du mich wieder hochheben?", fragte ich und sah Sami mit großen Augen an. „Dein Ernst?" Ich nickte und gähnte demonstrativ. Seufzend stand Sami von seiner eigenen Liege auf, hob mich hoch und legte mich auf meine Liege. „Du bist ein Schatz", lächelte ich und kuschelte mich in mein Handtuch, das auf dem weichen Kissen der Liege lag. „Warum bist du denn so müde?", fragte Sami verwirrt. „Ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen", murmelte ich und versuchte verzweifelt die Augen offen zu halten. „Ach Kleine, warum denn das schon wieder?" Ich gähnte herzlich und nuschelte kaum hörbar. „Hab über viel nachgedacht." Dann konnte ich der Müdeigkeit nicht mehr widerstehen und schlief ein.

Irgendwann wachte ich dann doch wieder auf. Sami lag auf der Liege neben mir und schlief inzwischen auch. Also beschloss ich die Augen auch nochmal zu zumachen. Doch da hatte ich meinen Plan ohne Kevin Großkreutz gemacht. „Jaaaaaana, du bist wach", freute er sich wie ein kleines Kind und verschlafen drehte ich mich in die Richtung aus der seine Stimme kam. Er saß auf der Liege die auf der anderen Seite von mir stand und starrte mich an, was etwas gruslig war. „Was willst du, Kevin?", murmelte ich verschlafen. „Ich will was spielen!" Ich stöhnte auf. „Bist du drei oder was?" Kevin schüttelte den Kopf und zog mich dann von der Liege hoch. „Ich will UNO spielen!" Ich lachte auf. „Und dafür brauchst du mich?" Kevin nickte. „Ja, die anderen meinten, dass sie mitspielen wenn ich dich überreden kann, weil sie sich sicher waren, dass ich dich nicht überreden kann!" Ich lachte. Normalerweise hasste ich Gesellschaftsspiele aber wenn das so war, dann war es irgendwie doch verlockend den anderen eins reinzuwürgen. „Ich komm gleich, ich hol mir nur noch nen Kaffee!"

Fünf Minuten später saß ich mit einem starken Kaffee in der Hand mit Manu, Erik, Julian, Phillip, Thomas, Mario, Mesut, Christoph, Andre, Bastian, Miro, Kevin und Toni im Kreis. „Da haben aber viele drauf gewettet, dass ich nicht mitspiele", lachte ich. „Du spielst doch nur mit, um uns eins reinzuwürgen, oder?", lachte Julian kopfschüttelnd. „Nichts ist unmöglich", grinste ich frech zurück und streckte ihm die Zunge raus. „Ich mische!", rief Thomas. „Ich will aber austeilen!", schrie Kevin wie ein kleines Kind. „Wer mischt darf auch austeilen!" Damit entfachte erstmal ein fünf Minuten langer Kampf zwischen Thomas und Kevin, wer denn nun austeilen dürfte, bis sie sich darauf einigten, dass diese Runde Thomas und die nächste Kevin austeilen durfte.

„UNO!", rief ich begeistert und warf meine Karte, mit der Manu zwei Karten extra ziehen durfte. „Du schummelst doch!", mischte Erik sich ein. „Wie soll man beim UNO denn bitte schummeln?", lachte ich und Mesut stimmte mir zu. „Das geht ganz prima! Vielleicht hast du ja heimlich ein paar Karten hinter deinem Rücken versteckt!" Vorwurfsvoll sah Miro mich an. Ich zeigte den Jungs, dass sich hinter meinem Rücken keine Karten befanden. „Vielleicht hast du sie ja auch gegessen!" Ich fing an zu lachen. „Nein Kevin, ich esse für gewöhnlich keine UNO Karten!" Böse sah Phillip mich an. „Wehe du hast eine der Karten gegessen, das sind nämlich meine Karten!" Nun fingen wir alle an zu lachen. „Was ist denn hier los?", vernahm ich plötzlich eine Stimme hinter mir. „Jana hat meine Karten gegessen", schmollte Phillip. „Hab ich gar nicht!", protestierte ich und drehte mich um, um zu sehen wer da stand. Wie hätte ich es anders erwarten sollen stand da Mats. Unsere Blicke trafen sich und schnell guckte ich weg. „Aha", sagte Mats kalt, drehte sich um und ging wieder. „Was ist denn mit dem los?", fragte Christoph verwirrt. „Keine Ahnung", erwiderte Erik, „Der war gestern Abend schon so seltsam." Alle schienen zu grübeln. Außer mir. Ich wusste was los war, aber das konnte ich ja schlecht sagen. „Vielleicht ist was mit Cathy", meine Toni. „Sollten wir uns nicht lieber um das Spiel kümmern?", warf Mario ein und wir spielten weiter.

Irgendwann löste sich unsere Runde auf und ich zog mir eine kurze Jogginghose und ein einfaches Top an, bevor ich zu Hans ging. „Na Jana", begrüßte er mich. „Hey Hans", lächelte ich. „Alles klar bei dir?" Ich nickte und begann mich zu dehnen. „Weißt du eigentlich, dass Ballett eigentlich unglaublich schlecht für alle Gelenke und so ist?" Ich seufzte. „Ja, weiß ich und mein Onkel hat mir das schon oft genug erzählt und noch ne Predigt über meine Gelenke brauch ich um ehrlich zu sein nicht!" Hans lachte auf. „Ich hatte nicht vor dir noch eine Predigt zu halten." Das war gut. Ich konnte nämlich nichts mehr über meine Gelenke hören. Plötzlich fiel mir etwas ein. „Du, Hans, ich hab mir da neulich beim Dehnen glaub ich die Schulter ein wenig verrenkt, kannst du die dir vielleicht angucken?" Mit großen Augen sah ich Hans an. Lachend nickte dieser. „Na dann zeig mal!"

Gut eine Stunde später lief ich wieder in mein Zimmer. Ich war verschwitzt und nahm also erstmal eine kalte Dusche. Meine Haare band ich mir nass zu einem Dutt und ich zog ein dünnes weißes Kleidchen mit Spagettiträgern an, das ab der Taille weit wurde und etwa bis zur Mitte meines Oberschenkels ging. Dann lief ich nochmal zu Hans. Er wollte mir schnell noch meine Schulter tapen. „Du solltest sie in nächster Zeit ein wenig schonen!" Ich nickte nur, ehe ich wieder nach draußen lief. „Janamausilein, wo warst du denn?" Stürmisch umarmte Sami mich, kaum war ich zur Tür rausgetreten. „Ich war bei Hans, ich muss doch jeden Nachmittag eine Stunde Behandlungspläne lesen", murmelte ich genervt und lief dann mit Sami in Richtung Strand.

„Willst du mir vielleicht erzählen, worüber du heute Nacht so viel nachgedacht hast?" Ich schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. „Ist es was wegen früher?" Geschockt sah ich Sami an. „Du weißt von früher?" Nun war es Sami, der mich etwas verstört ansah. „Nein, ich weiß nur, dass es bei euch in der Familie Schwierigkeiten gab. Jogi war immer extrem seltsam drauf." Ich atmete durch. „Achso, dann ist ja gut, können wir vielleicht über was anderes reden?" Sami nickte. Gemeinsam liefen wir den Strand entlang. Wir sprachen über diese und jenes, jedoch am meisten über die Mannschaft und Jogi. Sami war eine wundervolle Lästerschwester. Wir redeten über Frisuren, über Outfits, über Verhalten. Wir redeten einfach über alles. Irgendwann fingen wir dann auch an über Ronaldo herzuziehen. „So eine Schmalzlocke", lachte ich schallend und auch Sami fiel in mein Lachen ein. „Hauptsache die Haare sitzen!" Plötzlich fiel mir etwas ein und mein Lachen verstummte. „Ich hab noch nicht gepackt, Sami!" Sami seufzte. „Das fällt dir jetzt ein?" Ich nickte und rannte dann zurück. „Jaaaana, jetzt renn doch nicht so", lachte Sami. „Fang mich doch!", rief ich und rannte durch den Sand los. Das ließ Sami jedoch nicht auf sich sitzen und rannte mir hinterher. Doch ich war schnell. Sehr schnell. Ich hatte allerdings vergessen, dass Sami ja Fußballer war und damit mindestends zehn Mal schneller als ich. Und so kam es, dass es nicht lange dauerte, bis er mich an der Hüfte packte und über seine Hüfte schmiss.

„Jungs guckt mal was ich hier habe!" Sami hatte mich immer noch über seiner Schulter als er zum Pool kam, wo einige der Spieler saßen. Darunter leider auch Mats. „Sami, lass mich runter!", kreischte ich, „Ich muss noch packen!" Nun schalteten sich auch die anderen Jungs ein. „Das hat doch Zeit, Jana! Schmeiß sie in den Pool, Sami!", rief Kevin lautstark. „Untersteh dich Sami, das Kleid ist weiß, ich war erst krank und wenn du mich jetzt in den Pool schmeißt, dann hast du ein ernsthaftes Problem mit mir!" Sami lachte nur und ging ein bisschen weiter in Richtung Pool. Ich fing hysterisch an zu kreischen. Wir standen schon fast am Rand des Pools. „Neeeeeein!" Sami lachte und ging den letzten Schritt. Nun schwebte ich direkt über dem Wasser. Und plötzlich standen Manu und Miro auf, rannten los und schubsten Sami in den Pool. Prustend tauchten wir beide auf. „Euer Ernst jetzt?", schrie ich und kletterte aus dem Wasser, während der Rest der Anwesenden sich vor Lachen kaum halten konnten. Außer Mats. Der schüttelte nur den Kopf und guckte auf sein Handy. „Hübsche Unterwäsche", feixte Kevin. „Großkreutz!", fauchte ich und blickte an mir runter. Meine hellblaue Spitzenunterwäsche schien sehr deutlich durch das weiße Kleid. „Boah ihr führt euch auf wie kleine Highschoolkinder!", stöhnte Mats, stand auf und ging. „Was ist denn mit dem los?" Ich seufzte. Ich wusste es. „Ich geh mal packen!" Genervt drehte ich mich um und ging in die entgegengesetzte Richtung von Mats.

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