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Der Wecker reißt Cintia aus dem Schlaf. Ihr Handy zeigt neue Nachrichten, Wattpad, weitere Kommentare. Sie springt auf, zieht sich an, rennt aus dem Haus. Ganz knapp vor dem Klingeln erreicht sie die Schule, der Stundenplan ödet sie jetzt schon an, aber Absenzen sind noch schlimmer. Tabea ist noch nicht da, die Lehrerin verschwand nach einem kurzen «Hallo» wieder in den Kopierraum. Gerade als Cintia das Handy in die Hand nimmt, rauscht Tabea ins Zimmer und setzt sich zu ihr. Küsschen. «Haben sie in Kapitel 2 Sex?», fragt Tabea ohne weitere Begrüßung. Cintia zuckt ihre Schulter, errötet und starrt ihr Schulheft an. Die zurückgekehrte Lehrerin verlangt wieder volle Aufmerksamkeit, Cintia schenkt ihr diese für die ersten paar Minuten des gedehnten Vormittags.

In der Mittagspause, verlängert durch die Krankheit des Herrn Eklir, setzte sich Cintia zu Hause wieder an den Laptop. All die Kommentare, beflügelnd. Sie liest sie nochmals durch. Die Leser warten auf das nächste Kapitel - und sie wollen mehr.

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>>> Ich schaute ihn überrascht an, konnte mich immer noch nicht bewegen. Er beugte sich vor, seine samtigen Lippen berührten meine. Erdbeeren - ich konnte nur noch an Erdbeeren denken. So schmeckten frische Erdbeeren. So süß. Er zog eine Augenbraue hoch - ich sah und verstand doch nichts. Ich konnte das nicht fassen. Er lehnte sich zurück, stütze seine Hand wieder keck an der Wand ab, knapp über dem Klingelknopf. Ich sah seine Brust, seinen Bauch - Muskeln, sonnengebräunte Muskeln. Er öffnete wieder seinen Mund - Erdbeeren! - und sprach weiter, als ob es den Kuss nicht gegeben hätte: «Is Mr. Matthias Oettke home?» Englisch? Scheisse, das war - ich konnte doch kein Englisch. In diesem Fach war ich am schlechtesten. Aber - er wollte wohl wissen, ob mein Vater zu Hause war. Ich grübelte in meinen Worten nach dem richtigen Wort - brachte dann ein «No?» über die Lippen. Der Mann grinste breiter als zuvor, zog beide Augenbrauen hoch, fuhr mit der Zunge über den Schneidezahn und zwinkerte mir zu. Ich schluckte trocken. Ich hatte Sehnsucht nach Erdbeeren. «You - Me?», frage er mich und wippte mit der Hüfte. Ich zog ein verzweifeltes Gesicht. Er packte mich an der Hand, drückte mir die Arme nach oben an die Wand, fuhr mir mit seiner Zungenspitze vom Schlüsselbein zum Ohrläppchen. Seine zerten Lippen wurden fordernd, als sie an meinem Ohrläppchen zu nagen begonnen. Ich wurde feucht. Er fasste mir mit seinen warmen Händen an die Busen und und knetete sie durch das Top hindurch. Ich stöhnte «Erdbeerehn». «Yeah, Baby!», antwortete er und knallte mir mit der flachen Hand auf den Arsch - ich quickte auf, packte seine Hand und zog ihn ins Haus hinein. Er folgte mir, hinauf in mein Zimmer. Mit einer Hand öffnete er meinen schwarzen spitzen BH und küsste mich gleichzeitig. Ich packte in seinen Schritt und erwischte seinen harten Schwanz. Jetzt war ich geil - mein Höschen flog in grossem Bogen davon und er fickte mich hart und meine nasse Fotze. Ich spürte jeden Stoß wie er mich dehnte. «Erdbeeren!», schrie ich laut, dann kamen wir zusammen. Es war einfach geil. Er gab mir nochmals einen Kuss, stand auf und ging wieder. Ich blieb liegen. Ich dachte nur noch an Erdbeeren.

Danke für die vielen Kommentare! Sorry dass es immer noch so kurz ist, habe wieder Schule. Ich schreibe bald weiter. Kommentera schreiben nicht vergessen! <<<

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Cintia überfliegt nochmals die Zeilen. Das muss so stimmen - die - sie werden es lieben. Sie drückt wieder auf «Publish», ihr zweites Kapitel. Sie streckt sich, geht in ihr Zimmer, legt sich hin. Ihr Handy zittert, eine neue Nachricht. Persönliche Nachricht. Sie öffnet und beginnt zu lesen:

XinonSero: Hallo xindy2002,

Als erstes mal zu deinem Kommentar bei meiner Geschichte - das ist Spam und kein Komentar gewesen. Du machst dir mit solchen Nachrichten keine Freunde. Wenn du Leser so erreichen willst, dann schreibe bitte Kommentare, welche einen direkten Bezug zur Geschichte haben. Das kann Leser anregen, auf deinem Profil nachlesen zu gehen.

So, und jetzt noch zu deiner Geschichte - ich hab es mir angetan. Auch wenn man diese zwei Kapitelchen noch keine Geschichte nennen kann. Das erste Kapitelchen ist ja noch ok, aber das zweite ist absoluter Bullshit. Es ist einfach nur billig wie du mit Sex um dich wirfst - du könntest eine viel bessere Geschichte entwickeln. Ich glaube, ich habe mehr Qualität in deinem Text gesehen als du ablieferst. Lösche, oder zumindest überarbeite das zweite Kapitel nochmals. Das kannst du besser!

Grüsse, Xinon

Cintia liest die Nachricht nochmals. War es wirklich - was hat sich dieser Xinon überhaupt erlaubt. Obwohl - er hat ja auch mehr Follower und ein erfolgreiches Buch - aber - er hat doch gar keine Ahnung. Sie setzt sich wieder an den Laptop, öffnet nochmals die Geschichte, liest erneut ihr zweites Kapitel - vielleicht hat er ja recht. Sie wählt «Teil bearbeiten», drückt ein bisschen bei den Einstellungen herum, ändert den Status wieder auf «nicht öffentlich» und wartet. Was soll sie denn schreiben? Sie blickt wieder in ihr Textprogramm, Word. Was, wenn sie das zweite Kapitel nochmals neu schreibt?

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>>> «Hi», brachte ich mit einem verlegenen Zucken über die Lippen. «Is Mr. Matthias Oettke home?» Englisch? Weshalb musste der jetzt Englisch sprechen? Es gab so viele Sprachen, die ich besser konnte. Er hätte beispielsweise auf Deutsch mit mir sprechen können, oder Schwäbisch, oder Brandenburgisch, oder Hessisch - aber doch nicht Englisch. Aber - ich hab - ich glaubte, er fragte nach meinem Vater. Keine Ahnung, wo mein Vater war. Den suchte ich auch schon, der könte überall sein. Ich suchte nach den Worten, ihm das zu erklären. So mit Traktor, Bauernhof, Scheune und keine Ahnung - verdammt. Ich zwinkerte mit den Wimpern, legte mein Rehblick auf und sagte spitz: «No». «Oh, ok, i'm here because of the tipis.» Die Tippis? Das hatte ich verstanden. Wir hatten Tippis auf unseren Hof - mein Vater wollte da mal ein grosses Geschäft daraus machen - so «schlafen im Stroh oder Tippi» - aber wir waren so abgelegen, dass sich niemand hier her verirrte. Niemand bis... Ich unterbrach meine Gedankenkette, versuchte wieder, dem Typen in die Augen zu schauen. Ich war verloren. Ich meine, der wollte Englisch sprechen, der wollte etwas wegen unseren Tippis wissen. Ich konnte ihn nicht einfach weg schicken - sonst wäre mir mein Vater böse gewesen. Das Geschäft war meinem Vater wichtig - auch wenn er nichts davon auf die Reihen kriegte.

Ich blickte mich unruhig um, sah den schwarzen, breiten was auch immer bei uns im staub stehen. Das war kein Auto, nein, das war ein - ein - Monster. Hummer stand vorne drauf, das konnte ich noch lesen. Was sollte ich nur machen - da wartete einer vor mir und ich konnte kein Englisch. «Wir müssen warten», sagte ich ihm in gedehntem, langsamem und gestikulierendem Deutsch. Deutlich, verständlich. Er nickte - vermutlich hielt er mich für eine Bekloppte. Scheiße. Ich winkte ihn auf unseren Balkon, zeigte ihm den Stuhl und verschwand in der Küche. Ich <<<

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Cintia schaut den Text nochmals an, scrollt hoch in das erste Kapitel, überfliegt einige Zeilen, kommt wieder zurück an das Ende.

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>>> Ich merkte, dass ich immer noch nur das Tuch trug. Aber ich konnte ihn ja nicht auf dem Balkon warten lassen - ich wollte ihm nur eine Cola bringen. Wir hatten noch einige Dosen im Kühlschrank. Ich nahm eine der Dosen und kehrte zu ihm zurück, sein Lächeln begrüßte mich - ich erschauerte. Mit meinem ausgestrekcten Arm hielt ich ihm die Dose entgegen und spürte, wie das Tuch zu rutschen begann. Er stand langsam aus, das Tuch löste sich weiter. Er hob seine Hand, das Tuch! Er nahm die Dose und ich packte sofort mein Tuch und rannte in mein Zimmer hoch. Ich musste mir was anziehen. Meine Kleider lagen noch am Boden, ich warf mir den Stoff schnell um und betete, dass er nichts gesehen hatte. Das - das wäre wirklich peinlich.

Dann kehrte ich zu ihm auf den Balkon zurück - ich musste ja aufpassen - ein Fremder bei uns. Was, wenn er ein Dieb war?

Wie gefällt es euch? Kommentare nicht vergessen - dann schreibe ich auch weiter <<<

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Cintia gähnt, aktualisiert, veröffentlicht. Sie blickt zur Uhr, schreckt hoch und rennt los. Schule, wieder weiter in die Schule.

SEX, BAD BOYS, GIER - Sehnen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt