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Cintia wirft ein zerknittertes Papier zum Eimer. Daneben, auf einen Haufen, der wächst und wächst. Inspiration - noch ein bedeutungsloses Wort in ihrem jungen Leben, Inspiration fehlt ihr. Sie kennt die Situation, sie kennt die Charaktere. Notizen über Notizen, aber die Geschichte steht still. Zu sehr fixert sie sich auf den ersten Satz - kommt nicht voran. Ihre Gedanken sind überall in der Geschichte - sind verloren darin. Wie soll sie beginnen? Verzweiflung nagt an ihren Nägeln, schon seit mehreren Tagen kein Update. Schreibblockade. Dieses Wort kennt sie, dieses Wort blendet sie aber aus. Es muss weitergehen. Es muss. Aber. Der nächste Zettel landet neben dem Eimer. Nicht mal den Eimer trifft sie - genug Übung sollte sie inzwischen haben - aber nicht mal. Verzweiflung nagt in ihr. Ist sie eine Autorin? Was passiert? Sie hat Angst. Was passiert wenn sie - aber - sie hat keine Ahnung. Tränen laufen über ihre Wangen. Ihr Mobiltelefon surrt - stiller Alarm - Zeit, Tampon zu wechseln. Scheiße. Nichts klappt. Ihr Tagebuch sammelt ihre Angst. Mist. Weshalb?
Sie liest nochmals die Kommentare. Die Leser haben eine klare Meinung. Aber kann sie das schreiben? «Weshalb bin ich noch Jungfrau?», fragt sie ihr Tagebuch. ‹weil du erst 14 bist›, würde ihr das Papier wohl gerne antworten. Ihre Tränen hinterlassen dunkle Flecken auf dem Blatt. Die ganze Welt ist gegen sie. Alle. Sogar Wattpad. Nichts klappt. Alles Scheiße. Die Schokoladen-Vorräte sind schon geleert, keine Zartbitter mehr - alles leer. Nichts. Nichts wie ihre Geschichte. Nichts. Wertlos. Wegwerfen.
Die Mutter klopft wieder an die Tür. Cintia knurrt, doch die Mutter ignoriert es: «Willst du nicht ein bisschen raus? Es ist so schönes Wetter und du warst diesen Sommer noch gar nicht mit dem Rad draußen.» ‹auch das noch!›, denkt sich Cintia, faucht launisch der Tür entgegen und vergräbt sich unter dem Kissen. Wartet, hört die Schritte der Mutter wie sie verschwinden, wartet. Rad? Rad fahren? Hat nicht Xinon irgendwas von Recherche geschrieben? Vielleicht - sie überlegt, packt ihre kleine Tasche und geht in den Keller. Das Rad - damit kann sie überall hin. Freiheit.
Mit dem Treten verschwimmen die Gedanken, ziellos, und doch - es ist Sommer. Sie folgt ohne es zu wissen ihrer Vergangenheit. Der letzte Sommer, schwimmen. Der Zaun der Badeanlage taucht vor ihr auf - doch sie hat kein Bikini dabei - und - wie schon gesagt. Sie kurbelt weiter, eine einsame Nische suchend, ein bisschen zwischen den Bäumen ruhen, in der Nähe zum Wasser - genau - Stopp. Sie hält an, kettet ihr Rad an den Baum und geht die paar Schritte zum Altrhein. Sträucher verdecken ihre Sicht, aber sie hört das Plätschern gleich vor sich. Sie zwängt sich zwischen den Sträuchern durch, schaut nach vorne und friert ein. Dort drüben, am anderen Ufer - dort - dort - dort sind nackte Menschen. Es wird Cintia Sturm im Kopf, bis sie sich erinnert zu Atmen. ‹nackte Menschen!›, behutsam, bedacht kein Geräusch zu machen, legt sie sich auf die Böschung zwischen den Sträuchern. Nackte Menschen. Die Aufregung pocht ihr im Hals. Sie starrt über den Fluss. Haut, Haut, Haut. Hat sie das gesucht? So viel - und die sprechen miteinander. Sie schaut fasziniert zu. Nackte Menschen sprechen miteinander, ohne rot anzulaufen.

Die Zeit verstreicht, Schatten werden länger, das Feuer wird zu einer Lichtquelle. Cintias Handy summt leis an ihrem Bein. Scheiß Alarm - sie verflucht sich, rafft sich auf. Wo hat es hier eine Toilette? Oder - es reicht noch zum Heimfahren. Schnell - schnell - schnell.


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Es ist unangenehm. Es erfordert Nachfragen - soll man darüber schreiben oder schweigen? Verliert die Geschichte an Wert? Gehört das dazu? Viele Mails sind hin und her seit dem letzten Kapitel. Es kommt, soll es kommen? Briefe, Geduld.
Manchmal wünsche ich mir, die Welt wäre einfacher, ich könnte einfach schreiben - aber Cintia ist ein Mädchen, eine junge Frau, bald achtzehn. Es ist ein Teil ihres Lebens - und es beeinflusst ihre Zukunft. Es war mut und trotz, dass das Tagebuch von Cintia bei mir liegt - aber es ist nun in meiner Verantwortung, nichts zu Zerstören.
Nicht nur die Nachfragen verzögern, auch kam eine Bitte um einen Unterbruch der Geschichte. Doch dazu darf ich leider noch nichts sagen. Es geht weiter, denn fast alles ist schon Vergangenheit. Trotzdem kriege ich immer wieder neue Puzzle-Teile und frage mich, weshalb ich überhaupt mit dem Buch begonnen habe, obwohl ich es weiss.

Liebe Leser,ich danke euch für eure Unterstützung mit dem Voten, den Kommentaren und dem Lesen - denn egal wie schwer das Schreiben ab und an ist, ihr seid die größte Motivation zum Schreiben.

2018 - hoffentlich findet das Buch dieses Jahr den Schluss

Grüsse,
Xinon Sero

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 18, 2018 ⏰

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