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xxxMyPony: Wer, wer, wer? Wer ist er? Bitte schreib weiter!

launam: Zucker Zucker Süß!

Goldfischchen: Ich bin verliebt – ich hab das Kapitel zuerst gelesen, er gehört nur mir. Klar? An alle – er gehört mir!

Wordfick: Neun Kapitel gähn – schaffst du es auch, mal über Sex zu schreiben oder bist du einfach zu verklemmt. Brauchst du Nachhilfe? Kann ich dir gerne geben. Schreib mich an für SC


Cintia liest die Kommentare – toll, denkt sie. Wordfick geht ihr auf die Nerven, der ist einfach nur frech. Trotzdem ist sie von seiner Offensive überrascht. Er bietet ihr Nachhilfeunterricht an. Aber – was bedeutet Nachhilfe? Sie studiert daran herum. Die anderen – langsam erkennt sie ihre treue Leserschaft. Goldfischchen liebt die Geschichte, liebt die Charaktere, Goldfischchen ist eine süße Leserin. Vermutlich in, denn ihre Kommentare klingen so weiblich, so – liebevoll. Launam, immer dabei, immer höflich, immer motivierend. Cinita grinst, eine Stammleserschaft. Ihr Buch bedeutet den Lesern etwas. Menschen lesen, was sie schreibt. Menschen Kommentieren Geschichten, welche sie geschrieben hat. Was für ein Gefühl! Sie gibt ihrem Stuhl einen Schubs und zieht die Beine an. Ein paar Umdrehungen – sie lacht. Etwas Kindliches hellt ihr Gesicht auf, eine Freude tief von innen.

Eine Nachricht von Tabea – «Gut so – und nun lass es krachen!», Cintia nickt. Ja, es krachen lassen. Der große Moment, der Punkt, die Wendung. Unerwartet. Ja. Der Moment war da. Aber – war es wirklich richtig. Irgendwie – ein Gefühl der Beklommenheit kühlt ihre Finger. Ungeduldig spielt sie mit den ersten Worten, kommt nicht voran, löscht den Satz wieder. Den ersten Punkt, den erreicht sie nicht. ‹Nachhilfe› – das Wort hallt immer noch durch ihren Kopf. Was meint Wordfick damit? Braucht sie Nachhilfe? Die Unsicherheit lässt sie zaudern, vielleicht hat er ja recht. Sie braucht Hilfe – vielleicht nicht gerade jetzt – aber die Geschichte – die soll ja weiter gehen. Weiter. Angst vor dem nächsten Kapitel, eher dem Kapitel danach, beschleicht sie. Kalter Schweiß, ohne zu wissen weshalb. Was wird denn kommen – eine Frage, die sie doch schon kennt. Sie hat all die Momente schon durchgeplant, jede Möglichkeit berücksichtigt. Andere schreiben ja auch über Sex, hemmungslos. Aber – braucht sie Nachhilfe?


Xindy2002: Hallo Xinon,

Danke für deinen Tipp mit der Schreibblockade – es ging dann plötzlich weiter. Aber – ich weiss gerade nicht, wie ich weiter schreiben soll. Du hast gemeint, ich soll andere Bücher lesen – aber – kannst du mir etwas empfehlen? Ich suche eine Geschichte mit Sex – aber ich finde nur solche, welche so geschrieben waren, wie du es schlecht fandest. Gibt es denn bessere Geschichten?

Grüsschen, Xindy


Cintia schaut ihre Nachricht nochmals an. Es ist ihr peinlich. Wie wird er wohl darauf reagieren? Aber – er hat ihr schon mal geschrieben – genau zu diesem Thema. Eine Spannung, ein Kribbeln strömt in Cintias Finger. Noch ist sie ein paar Kapitel von dem Ding entfernt – noch kann sie brav schreiben. Erleichtert tippt sie los, Wort um Wort, mit Punkt, Strich und Komma.

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«Staub wirbelte auf, als Vater am Hof ankam. Die Tränen waren in der Sonne schon getrocknet, blasse Spuren zogen noch über meine Wangen. Vater winkte aus dem Seitenfenster heraus, schob dann die Sonnenbrille runter und lächete sein breites Grinsen. ‹Was?›, fragte ich mich, wen grinste er so an – doch dann war es mir klar. Die Stimme, die Arme, die mich hielten – denen galt seine Aufmerksamkeit. ‹Danke Papa!›, fauchte ich wütend in mich hinein, schloss enttäuscht die Augen und hoffte, er würde wieder verschwinden. Das war mein Moment, meiner, nur meiner. Den durfte mein Vater nicht einfach so kaputt machen. Nicht jetzt. Ich war schon viel zu fest – er hatte wohl nicht mal bemerkt, dass ich letzte nacht nicht zuhause war. Wie auch – er kümmerte sich doch immer nur selten um mich. Auch wenn ich seine ‹Lieblingstocher› war, was für ein Müll – er hatte ja nur mich. Alles andere – Mutter wäre nicht so gewesen. Mutter. Schon wieder – Tränen sammelten sich in meinen Augen, Mutter – der Gedanke an sie – war schon lange nicht mehr so heftig. Ich hatte lange gebraucht, um sie nicht mehr zu vermissen – und jetzt kam diese Welle. Alles brach über mir zusammen. ‹Mutter, ich komme!› dachte ich, aber die Arme hielten mich. Ein Taschentuch wischte mir die Tränen von den Wangen, weiche Lippen legten sich auf mein Haar. Ich war wieder im Himmel. Oder – war es ein Engel? Vermutlich war es ein Engel – nur Engel waren so weich, dufteten so leicht, so blumig. Ich wurde wieder an die Brust gezogen, hörte den Herzschlag – dieses vertraute Geräusch. Dieser doppelte Schlag, einer stärker, einer schwächer – das Zeichen des Lebens. Zeichen der Liebe. Die Musik der Heimat. Ich - ich – ich. Mein Kopf leerte sich, die Bilder strudelten zusammen, eine wollige Schwärze umwickelte mich. Wie früher, als ich noch ein Kind war, als ich nachts aufstand nach einem Albtraum und in das Bett meiner Eltern schlich. Diese warme Dunkelheit und doch die Sicherheit. Hier wollte ich bleiben. Genau hier, nirgends anders. Hier war ich, hier konnte ich ich sein. Ich. Die Schwärze füllte nun alles aus. Ich hatte keine Angst. Ein Engel hielt mich, ein Engel mit sanftem Herzschlag und einer zarten Stimme. Ich hörte in der Ferne, wie der Motor nochmals gurgelte, bevor er erstarb, die Tür sich klickend öffnete. Sohlen, die auf den Boden sprangen, das Knallen der Tür. Ich hörte die ganze Welt, die Kühe mit ihren Glocken auf den Wiesen, den Wind, wie er das Windrad auf dem Dach antrieb und die Fahne, welche leicht flatterte. Ich hörte auch die Stille, die Momente zwischen den Geräuschen, die Welt, wie sie brodelte. Ich hörte alles. Und ich hörte den Herzschlag eines Engels. Meines Engels. Meine Hände wussten es ohne Gedanken, krallten sich fest. Ich wollte nicht mehr loslassen – ich hatte gefunden. Der Engel gehörte mir, nur mir und mir allein. Ich wollte ihn nicht teilen, nie in Ewigkeit! Ich hörte die Schritte, sie kamen näher. Ich spürte das Brodeln der Welt in mir drin – das durfte Vater mir nicht nehmen. Er blieb neben uns stehen räusperte sich und sprach mit seiner süßesten Stimme: «Hello Lindsey»

Na? Überrascht? Ich freu mich auf deinen Kommentar :)
xoxo
Xindy»

SEX, BAD BOYS, GIER - Sehnen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt