Bill POV:
Ich ging noch einmal im Kopf alles durch, was ich für die folgenden Stunden geplant hatte. Ich packte die Pistole und mein Handy die Jackentasche, ich nahm die beiden Briefumschläge mit mir und dann ließ ich noch den Schlüssel in meine Hosentasche gleiten.
Ich ging zu der Tür, die mich nun von dem Raum, in welchem Louis eingesperrt war, trennte und atmete noch einmal tief ein.
Ich war bereit, ich würde es durchziehen.
Nur für die Liebe.Ich schloss die Tür auf und betrat den Raum. Nachdem sich meine Augen an das schwache Licht gewöhnt hatten, konnte ich Louis zusammengekrümmt auf dem Boden liegend, erkennen. Als er mich erblickte, sah er mich unsicher an, während er sich langsam aufrichtete. Ich ging mit zitterigen Beinen auf ihn zu und lächelte ihn lieb an. Ok, wahrscheinlich war es kein liebes Lächeln, wie von gewöhnlichen Menschen, vermutlich war es eher eine Grimasse.
Du bist kein gewöhnlicher Mensch. Du bist krank und gestört. Deshalb liebt Louis dich auch nicht. Ich ignorierte die Stimme, welche häufiger mal in meinem Kopf umhergeisterte und übergab ihm den Umschlag, auf welchen ich ein 'L.' geschrieben hatte. Er nahm ihn zittrig an, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Er schluckte, während er aus seiner Untelippe herumkaute. Ich sah ihm genauer in sein engelgleiches Gesicht. In seinen Augen spiegelte sich gleichzeitig Verzweiflung und Neugierde wieder.
Er sollte nicht verzeifelt sein.Ich nickte ihm aufmunternd zu. Aufmunternd. Ist klar! Du sahst aus, als hättest du versucht dir den Nacken auszurenken.
Ich erstarrte kurz, doch als ich Louis ansah, war die Stimme wieder weg. Ich durchbohrte ihn beinahe mit meinem Blick und hätte ihn am liebsten geküsst. Nur zum Abschied, als letzten Wunsch.
Aber wahrscheinlich blieben Menschen, wie mir, ein letzter Wunsch verwehrt.
Ich verließ schnellen Schrittes und schweigend den Raum. Dann schloss ich die Tür hinter mir ab und lief eilig die Treppe hinauf in mein Wohnzimmer. Ich hatte dort aufgeräumt, damit man den zweiten Brief, den ich auf den -jetzt ordentlichen- Esstisch abgelegt hatte, schnell finden würde. Ich überprüfte, ob ich Handy und Pistole noch immer bei mir trug, und legte den kleinen, silbernen Schlüssel, neben den Brief. Dann verließ ich das Haus. Da es etwas abgelegen lag, brauchte ich keine Angst haben, dass mich jemand beobachten könnte. Also lief ich zügig, ohne mich umzusehen, den Weg entlang, der mich direkt in einen Wald führte. Ich durchquerte den Wald und kam schließlich an einen See.
Ich kannte den See schon lange, früher hatte ich mich hier öfters hin zurückgezogen, um nachzudenken.
Aber diesmal wollte ich nicht nachdenken. Diesmal wollte ich das Gegenteil tun, meine Gedanken beenden.
Alles beenden.Ich holte mein Handy aus meiner Jackentasche hervor und drückte auf die Tasten, um den Notruf abzusetzen. "Guten Tag, kommen sie bitte zur Spatzengasse 9. Dort befindet sich Louis Tomlinson. Spatzengasse 9, dankeschön." Dann legte ich auf, ohne eine Antwort abzuwarten. Ich zog mit zitterigen Händen die Pistole hervor. Sie lag schwer in meinen Händen und ich wurde fast wahnsinnig vor Angst.
Denk nicht darüber nach, tu es einfach.Also stellte ich mich an das Ufer des Sees. Ich würde einen kleinen Felsen hinunterspringen müssen, um von den Wassermassen umgeben zu sein.
Ich setzte die Pistole an meinen Kopf und ging einen Schritt nach vorne, um kurz darauf zu fallen, während ich abdrückte.
Ich spürte keinen Schmerz, ich spürte gar nichts, außer einem kurzen Zucken durch meinen gesamten Körper, dafür sah ich umso mehr.
Binnen weniger Sekunden, erschienen tausende Bilder vor meinem innerem Auge.
Ich sah meine Eltern, wie sie mich ständig anschrien und schlugen, bis ich schließlich mit 16 Jahren von zuhause abgehauen war, ich sah meinen Exfreund, den ich über alles geliebt hatte, der mich aber mehrere Jahre nur betrogen und ausgenutzt hatte, und dann sah ich ihn, Louis. Ich sah wie er mich verzweifelt ansah, während ihm still Tränen seine weiche Haut hinab kullerten.
O Gott, wie ich ihn liebte!Und dann sah ich ihn wie er lachte. Aber natürlich war ich nicht der Grund, warum er so glücklich war, sondern Harry, der festumschlungen seine Habd hielt.
Was hatte ich nur für ein erbärmliches Leben gehabt.
Harry POV:
Ich war so verzweifelt. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich erwischte mich immer öfter dabei, wie ich darüber nachdachte, das alles hier zu beenden. Mein Leben einfach abzubrechen. Vielleicht war Louis ja bereits irgendwo da draußen und wartete auf mich. Aber ein kleiner Teil in mir hatte noch immer Hoffnung. Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Louis. Hoffnung darauf, dass Louis mir vergab. Hoffnung auf ein glücklicheres Leben.
Aber dieser Teil schrumpfte von Tag zu Tag. Manchmal war er nur noch so klein, dass ich ihn beinahe vergaß. Dass ich keinen Grund mehr fand, auf dieser Welt, mit all den Problemen, auch nur noch eine Sekunde zu verweilen. Doch dann erschien wieder er vor mir. Louis mit seinen weichen Gesichtszügen und seinen strahlenden Augen. Und dann wusste ich, dass ich noch bleiben musste und dass ich nicht umsonst wartete. Louis gab mir Hoffnung.
So kam es, dass ich auch die nächsten zwei Tage überstand. Es war hart, nicht komplett durchzudrehen und Kontrolle über mich zu behalten, aber ich tat es für ihn. Ich glaubte fest daran, dass sich jede Sekunde, die ich hier auf dieser Erde verweilte, lohnen würde. Ich hielt durch, um irgendwann im Ziel anzukommen, was auch immer mein Ziel sein würde. Eigentlich konnte es nur Louis sein, nichts anderes konnte mich so glücklich machen, dass sich diese Schmerzen auszahlen würden.
Und dann bekam ich einen Anruf. Einen einzigen Anruf.
Und wieder war mein Leben, um 180° gedreht. Fragt man sich nur: In welche Richtung?
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Caught-Larry Stylinson (German)
FanficManchmal kann die Grenze zwischen Freundschaft und Liebe mikroskopisch klein sein. Doch sowohl Liebe, als auch Freundschaft funktioniert nur, wenn man sich sieht, wenn man der Stimme des anderen zuhören kann, wenn man sich in den Arm nehmen kann. ...