Neun

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"Es ist nichts. Wirklich." Er lächelte mich an. Ich glaubte ihm nicht. "Tom. Das stimmt nicht." Ich hielt seinem Blick stand. "Was? Willst du sagen, dass ich dich anlüge?", sagte er etwas provozierend. "Ja." "Ich fasse es nicht.", schrie er und lief einmal quer durch mein Zimmer. "Ich glaube es einfach nicht." Er blieb wieder vor mir stehen. Eine ganze Weile lieferten wir uns ein stummes Blickduell. Dann, ganz plötzlich, knickte Tom ein.

"Okay. Du hast recht. Ich verschweige dir etwas." Ich fasse es nicht! Aber irgendwie hatte ich es schon gewusst. Es entstand wieder eine Pause. "Und?", fragte ich dann. "Und was?" Tom zog seine Augenbrauen fragend zusammen. "Und was verschweigst du mir?" Kann er sich das nicht denken. Die Frage ist doch wohl offensichtlich!
"Das kann und werde ich dir nicht sagen." Bitte?! Ich verzog das Gesicht. Tom kam auf mich zu. "Versteh doch. Es ist zu deinem eigenen Schutz." Ich ging einen Schritt zurück. "Meinem eigenen Schutz. Tom, wir hatten es schon einmal vor einem Jahr. Wenn du mir etwas verschweigst wird es nicht gut für uns enden!" Verzweifelt guckte ich ihn an. "Dieses Mal schon. Dieses Mal werden wir gewinnen!" Gewinnen? Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?
"Tom ich möchte...", doch er viel mir ins Wort "es wird alles gut, versprochen." Mit diesen Worten zog er mich in seine Arme. Ich versuchte mich zu entspannen, ihm zu glauben. Ich schaffte es nicht...

Tom war kurze Zeit später wieder gegangen. Irgendwas war komisch. Er verhält sich nicht normal, wir streiten fast nur noch. Das kann doch nicht sein!

Morgen wollte ich wieder zur Schule. Egal, wie ich aussah. Da mich viel zu viele Gedanken quälten versuchte ich früh ins Bett zu gehen, um bloß schneller einzuschlafen. Es dauerte ein bisschen, doch dann viel ich endlich in einen traumlosen Schlaf.

Samiras Sicht

Mit schnellen Schritten ging ich auf die große Lagerhalle zu. Florian hatte mich hier her bestellt. Warum, war mir noch nicht klar. Sicher war jedoch, dass wir nicht alleine sein werden. Als ich die Halle betrat hörte ich schon mehrere männliche Stimmen.

Warum macht Florian das? Er weiß ganz genau, dass ich hier das sagen habe! Anscheinend muss ich ihm das noch einmal beibringen! Wut stieg in mir auf und ich beschleunigte meinen Schritt.

Ich lief auf einen großen Tisch zu, an dem schon mehrere Personen saßen. Ich erkannte Florian und neben ihm Amy. Oh Gott, wie ich sie hasse. Sie ist einfach wie ein kleines Schoßhündchen, welches Florian auf Schritt und tritt nachdackelt. Ich Verstehe bis heute nicht, was er an ihr findet. So etwas kann mir zum Glück nicht passieren. Ich werde mich zum Glück nie mehr verlieben, außer in... Ich verwarf den Gedanken wieder noch bevor er gekommen war.

Die anderen Personen kannte ich nicht. Doch mir war sofort klar, dass sie etwas mit den Gangs zu tun hatten. Kurze Zeit später erklärte mir Florian, dass dies alles die anderen Gang Leader waren. Ich nickte nur stumm und setzte mich dann auf die andere Seite, neben Florian.

Florian erklärte mir, warum er mich herbestellt hatte. Dann, erzählte er mir seinen Plan. Und ich musste grinsen. Ja, der Plan hätte von mir kommen können. Und schon Morgen würde er in die Tat umgesetzt werden...

Bills Sicht

"Tom!"
Stille.
"Tom!"
Stille.
"TOM!"

Ich fuchtelte mit meiner Hand vor dem Gesicht meines Zwillings herum. Erst jetzt fing er an zu reagieren. "Was?" Er guckte mich etwas verwirrt an. Ich seufzte. "Du warst schon wieder gerade wo anders." Tom nickte nur. "Ja, tut mir leid. Was hattest du gesagt?" Fragte er mich etwas entschuldigend.

Ich seufzte noch einmal. "Ich sagte, du solltest Layla die Wahrheit sagen. Sie hat es verdient." Sofort schüttelte Tom den Kopf. "Nein, nein das geht nicht. Es ist besser, sicherer, so wie es ist." Was?! "Florian ist bei ihr eingebrochen, hätte fast ihre Mutter verletzt und du sagst es sei sicherer?! Ich glaub es nicht!"

Tom ging schweigend auf und ab. Das tat er immer, wenn er nachdachte. Eine Angewohnheit, die ich auch hatte. Abrupt blieb er stehen. "Was soll ich denn deiner Meinung nach machen? Ihr alles verraten? Das geht nicht. Es geht wirklich nicht, Bill. Sie wird mich hassen!"

Ich wollte ihm gerade widersprechen, da änderte er plötzlich das Thema. "Bist du ihr gefolgt?" War ja klar.
"Ja. Bis zu der alten Fabrik, dann bin ich hier her gekommen. Die haben irgendetwas vor."
Tom nickte. "Ja. Ganz bestimmt. Diese Niederlage wird sie nicht auf sich sitzen lassen." Tom holte etwas aus seinem Nachttisch. Wegen diesem kleinen Teil streiten sich alle. "Nein, das wird sie ganz sicher nicht." Stimmte ich ihm zu, beobachtete die kleinen Diamanten in seiner Hand...

Laylas Sicht

Ich hatte verschlafen. Besser konnte der Tag doch gar nicht starten. Naja. Jetzt kann es nur noch besser werden!

Schnell zog ich mich an und machte mich im Bad fertig. Ich versuchte so gut wie möglich meine blauen Flecken zu überschminken, vor allem die, die im Gesicht oder Halsbereich waren. Ich war nicht wirklich zufrieden, aber wenn ich nicht zu spät kommen wollte, musste ich jetzt los.

Ich schaffte es sogar noch den Bus zu erwischen und kam sogar noch pünktlich in der Schule an.
In den ersten beiden Stunden hatte ich Deutsch. Da konnte ich sozusagen weiter schlafen, denn unsere Lehrerin kümmerte sich nicht wirklich darum, was wir im Unterricht machten.
Danach hatte ich Mathe. Gibt es überhaupt jemanden der Mathe mag? Also ich gehöre nicht dazu! Ganz bestimmt nicht. Doch überraschenderweise ging der Unterricht schnell vorbei.
In den letzten beiden Stunden hatte ich Kunst. Ich kann nicht zeichnen! Wobei, eigentlich schon. Es kommt nur nie das dabei raus, was ich mir vorstelle! Meistens Strichmännchen. Und dann gibt es diese Personen, die einfach wie Götter zeichnen können. Ich beneide sie so sehr. Doch auch Kunst ging schnell vorbei.
Danach hatte ich endlich Schluss. Ich unterhielt mich noch mit Gustav an der Bushaltestelle, doch dann kam mein Bus und ich stieg ein.

Von der Bushaltestelle, wo ich aussteige bis zu mir nach Hause dauert es ungefähr zu Fuß zehn Minuten. Ich schulterte meine Schultasche und machte mich auf den Weg nach Hause.

Ungefähr dreihundert Meter vor unserer Wohnung wurde ich jedoch aufgehalten. Amy und noch zwei Typen, deren Namen ich nicht kannte, stellten sich mir in den Weg. So ein Kindergarten. "Lasst mich durch. Ich will nach hause!" Sagte ich zickig. Berechtigt. Ich war müde und kaputt und sie wollte ich jetzt als letztes sehen. "Nein. Du kommst hier nicht durch." Wiebitte? Ich zog eine Augenbraue hoch. "Und warum nicht?", fragte ich provozierend, machte einen Schritt auf die Gruppe zu. "Ganz einfach, dies..." Amy zeigte hinter sich, "ist nun Flos Revier. Und da du nicht in seiner Graffitigang bist, darfst du es nicht betreten!" Mir vielen fast die Augen raus. "Diese Regel ist mir neu.", sagte ich dann. Amelie nickte. "Ja. Sie wurde heute Nacht eingeführt!" "Bitte?" Amy grinste fies.

Ich seufze, machte noch einen Schritt auf die Gruppe zu. Amy lachte. "Du verstehst es nicht, oder. Bist du wirklich so dämlich? Du kommst hier nicht durch." Jetzt stieg die Wut in mir hoch. "Hallo. Ich glaub DU verstehst MICH nicht! Ich wohne da hinten!" Ich zeigte mit meinem Finger auf das Plattenbauhaus. "Das ist mir ziemlich egal.", lachte Amy laut los. Ich schüttelte nur den Kopf. Ich komme nicht mehr in meine Wohnung?! Wütend fuhr ich mir mit der Hand übers Gesicht. Das konnte doch nicht wahr sein. Wer konnte mir denn jetzt noch helfen. Wütend guckte ich noch einmal Amy an, holte mein Handy heraus und wählte die Nummer von Tom.

Graffiti IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt