Fünf

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Geschockt löste ich mich von Tom und schaute ihn genauso geschockt an.
"Was?" Ich guckte Tom in seine braunen Augen. Sie zeigten keine Gefühle. Oh nein.
"Du hast mich schon richtig verstanden." Kalt. Seine Stimme war eiskalt. Er war wie von dem einen auf den anderen Moment komplett ausgewechselt.

"Aber was. Warum?"
"Warum?" Tom war fassungslos. "Weil er meine Freundin grün und blau geschlagen hat. Glaubst du wirklich, dass ich ihm einfach so damit davon kommen lasse?!" Ich schluckte.

Meine Gedanken rasten. Ich wollte wieder ein normales Leben. Ohne Stress, Angst und Schmerzen. Ich straffte die Schultern und guckte Tom ins Gesicht. "Ja." Ich versuchte eine feste Stimme zu haben und ich denke es klappte ganz gut. "Wiebitte?" Tom entglitten alle Gesichtszüge.

"Wenn ich dir etwas bedeute, dann lässt du es ruhen. Ich möchte keinen Streit oder Angst haben, verstehst du? Ich möchte wieder ein normales Leben."

"Nein, ich verstehe es nicht. Was ist denn bitte ein normales Leben?! Du bist meine Freundin, es war doch von Anfang an klar, das es so kommen wird."

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, nein war es nicht. Ich möchte das nicht mehr, Tom. Wenn wir jetzt nicht aufhören, dann wird es immer schlimmer werden. Wir werden uns immer mehr gegenseitig hochschaukeln. Verstehst du. Wir müssen das beenden!" Meine Stimme wurde lauter.

Es entstand eine Pause. Als Tom den nächsten Satz sprach, schien es als wären Stunden vergangen. "Du stehst nicht auf meiner Seite.", sagte Tom nun leiser, ging ein paar Schritte von mir weg.

Ich stöhnte genervt auf und schüttelte den Kopf. "Darum geht es doch gar nicht!", schrie ich ihn an. "Ich bin auf keiner Seite, ich...ich bin die Schweiz, verstehst du das?"
"Doch genau darum geht es. Wer nicht auf meiner Seite ist ist mein Gegner. Wer nicht für mich ist, ist gegen mich!" Ich riss die Augen auf und guckte ihn schockiert an. "Ich möchte doch nur nicht, dass du jemanden umbringst, auch wenn es Florian ist, aber das hat er nicht verdient!" "Doch, doch das hat er. Er hat schon so viel angerichtet. Irgendwann ist Schluss." Ich atmete einmal schwer ein und wieder aus. "Und das verstehe ich, aber das ist nicht die richtige Lösung." "Vielleicht ist es nicht die richtige, aber es ist die einzige.", sagte Tom immer noch kalt.

Was sollte ich denn bitte jetzt tun? Ich muss ihn zur Vernunft bekommen! Ich...ich...ich...fing an zu weinen, vor Verzweiflung. Tom wendete sich zum gehen. "Ich möchte nicht, dass du mit einer Waffe durch die Gegend läufst, bitte Tom." "Ich will eine Entscheidung. Bist du auf meiner Seite?" Hat er mir denn gar nicht zugehört. Was sollte ich denn jetzt bitte machen. Langsam nickte ich. Was sollte ich denn sonst machen. Ich wollte ihn nicht verlieren!

Ohne ein weiteres Wort ging er. Das hat er jetzt nicht wirklich gemacht?! Tom ließ mich weinend zurück.

Eine kurze Zeit später wurde die Tür wieder aufgemacht. Hatte er sich Umentschieden. Wollte Tom sich vielleicht doch bei mir entschuldigen. Ich guckte durch meine Tränen nach oben, konnte aber nicht wirklich viel erkennen. Eine Person stand vor mir, es war definitiv nicht Tom.

"Oh, du arme, hat unser armer kleiner Tommy dich etwa zurückgelassen, hattet ihr Streit, Schwesterherz?"

Sofort spannte ich mich an, wischte mir mit der Hand über das Gesicht.

"Was willst du hier, Samira?"

Graffiti IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt