Mit letzter Kraft versuchte ich meine Augen vergeblich offen zu halten. Ich konnte es nicht mehr aushalten. Diese Schmerzen übernahmen mich!
Mein Arm pochte wie wild und mein Bein fühlte sich von den ganzen Schmerzen schon taub an.
Liam kam klitschnass auf mich zu.
"Geht's? Oder soll ich dich stützen?"
"Hilf mir mal, bitte."
Kaum war ich auf den Beinen sackten meine Knie zusammen und die Schmerzen führten mich fast in den Tod. "Au! Nein! Hör auf!" Klagend ließ ich mich wieder auf den Boden fallen.
Die Schmerzen glichen schon fast denen, die ich verspürte als meine Brüder gingen, nur waren sie diesmal physikalisch.
"Der Minotaurus hatte es ja ganz schön auf dich abgesehen", sagte Liam misstrauisch.
Ich ahnte auch warum, aber das konnte ich Liam nicht erzählen und bevor er weiterfragen konnte, ließ ich mit Hilfe meines Windes einen Ast auf mein Bein stürzen und ließ Liam im Glauben, dass der Ast von selbst fiel. Gespielt fegte ich sauer den Ast weg, aber konnte die Tränen wegen meines schmerzenden Beines nicht unterdrücken. Mist, das hat wehgetan! Ich fragte mich gerade bitter lachend, ob es nicht einfacher wäre Liam alles zu erzählen, doch das würde mich nur meinen Kopf kosten."Lass mich mal etwas versuchen", meinte Liam und hob mich schon vorsichtig hoch. Kleine Stromschläge kitzelten meine Haut, als er mich in seinen Armen trug.
"Passt es so?", fragte er besorgt, worauf ich nur nickte. Ich hätte nie erwartet, dass Liam eine liebevolle Seite an sich hatte. Er rief gerade den Jungen irgendetwas zu, was ich nicht mitbekam, obwohl er mir aus dieser Position ins Ohr schrie. Sein Duft und seine trainierte, weiche Brust lenkten mich zu sehr von den Geschehnissen um mich herum und meinen Schmerzen ab. Plötzlich setzte mich Liam am Boden ab und hatte eine Ampulle in der Hand. Die Flüssigkeit war dunkelblau und wirkte durch das Gewackel von der Ampulle fast schon lebendig.
"Keine Sorge. Das ist eine Mischung aus Schmerz- und Schlafmittel, das schnell wirkt. Habe ich von Daina." Daina war die Heilerin im Camp. Sie stamm eigentlich von einer mystischen Art ab und lebte mit ihren Eltern und Ihresgleichen im hohen Norden, bis sie für ihre Kräfte gejagt wurden. Irgendwie hat sie es geschafft mit ihren Naturkräften zu uns ins Camp zu finden. Daina vertraute ich, weshalb ich die Ampulle von Liam nahm und austrank. Schon im nächsten Moment wurden meine Augenlider schwer und ich sackte müde zusammen.Ich wachte in einer weißen und ruhigen Welt auf. Den Boden erkannte ich, weil ich draufstand, aber sonst konnte ich nichts erkennen. Außer, dass ich nicht hier hineinpasste. Mal wieder passte ich nicht dazu. Weder Zuhause, noch im Camp, noch hier, wo auch immer hier war. Ich war anders. Bunt, um es so zu sagen. Komischerweise trug ich einen bunten Rock und ein hellrosa T-Shirt. Das Outfit kam mir irgendwie bekannt vor.
Plötzlich fing der Boden an sich zu drehen und ich fiel schwindelig um. Schon sprießen aus dem weißen Boden gigantischen Bäumen und unter mir war alles mit getrockneten Matsch und Laub bedeckt. Hirsche, Wildschweine, Bären und die weiteren Tiere des Waldes rannten an mir vorbei. Alle kamen aus einer Richtung und liefen wahrscheinlich vor demselben Etwas ängstlich weg. Vorsichtig ging ich auf Zehenspitzen dorthin und versuchte nicht auf die, am Boden liegenden, Äste zu steigen, so wie es mir in meiner Kindheit immer beigebracht wurde.
Ich stellte mich hinter einen breiten Baum und blickte vorsichtig zu dem Etwas.
Es war eine Lichtung zu sehen weiches, leuchtend grünes Gras strahlte mich an. In der Mitte stand ein Junge. Er hatte lockiges und dunkles Haar, trug ein weites, weißes Hemd mit einer dunklen Hose. Mehr konnte ich nicht erkennen, da er mir den Rücken zugewandt hatte."Was willst du hier? Geh lieber! Solange du noch kannst!", sprach eine tiefe Stimme.
Sie sprach zu mir. "Nein! Warte! Bleib!", rief sie daraufhin verzweifelt. Daraufhin folgten wilde Selbstgespräche, die den Anschein hatten, als ob der Junge verrückt wäre. Er hatte vorhin klar und deutlich mit mir geredet. Geschockt stellte ich fest, wem die Stimme gehörte. Es ist ein komisches Gefühl sie wieder zu hören. Nach so langer Zeit. Mein Puls raste und ich wunderte mich warum mein Herz nicht schon geplatzt ist. Langsam setzt ich einen Fuß vor den anderen, ich fing an zu gehen und schlussendlich lief ich auf den Jungen zu. Ich musste zu ihm!
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Der Wald
Fantasy*wird gerade bearbeitet und umgeschrieben -> Kapitel sind mit zwei Wellen im Titel gekennzeichnet* Das Camp Romulus ist mehr als nur ein Sommercamp oder ein Erholungsort mitten im Wald. Es ist ein Zuhause für Menschen mit besonderem Blut; für Men...