Teil 11 ~ Liam

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Nach dem Essen ging ich zurück zum Legionshaus, um mein Handy zu holen und die beiden kleinen Neuen liefen mir auf Schritt und Tritt hinterher. Man ist das nervig.

>>Könnt ihr bitte aufhören so zu stampfen und über mich zu tuscheln. Ihr seit doch keine Mädchen! Oder etwa doch?<< ich drehte mich, während des Gehens grinsend zu ihnen um.

Sie waren beide weiß wie ein Blatt Papier und sahen mich geschockt an.

Hättet ihr wohl nicht gedacht. Ich hab eine kleine 'Gabe'. Und zwar übernatürlich geschärfte Sinne. Ich höre, rieche, schmecke, sehe und fühle besser als jeder andere sonst.

Eigentlich überaus praktisch im Kampf, wenn ich jede Vibration des Bodens spüre und genau sehe wo mein Gegner am Schwächsten ist, also sein schwächster Punkt.

>>Aber...aber...wir haben do-<< fing Zed an.
>>Jaja, wir haben nicht über dich geredet. Wäwäwä!<< spielte ich ihn genervt nach.

Schließlich drehte ich mich um und ging weiter. Ich hab es doch genau gehört, wie sie mich arrogant und einen egozentrischen Diktator und so weiter genannt haben. Doch wenn die nur wüssten, was mir schon alles passiert ist, wen ich schon alles verloren hab, und wie man mich früher immer behandelt hat.

Wenn sie auch nur eine Kleinigkeit über mich wüssten! Dann. Ja dann würden sie nicht mehr so reden.

Wir kamen endlich an und ich drehte mich zu den beiden um.

>>Ihr müsst draußen warten. Bin gleich wieder da.<<
>>Wow! Was ist denn das für ein Haus?<< Dieser Unbestimmt...ach wie heißt er nochmal...Jake! Ja Jake ging etwas weiter weg um viel mehr davon sehen zu können.

>>Erklär ich euch später.<<
>>Werden wir da auch mal leben?<< fragte Zed.
>>Nach eurer Ausbildung und der Gegenüberstellung vielleicht.<< sagte ich ehrlich.

Ich schaute mir die beiden noch etwas an, wie sie fasziniert das Haus von außen erkunden.
>>Bin in 2 Minuten wieder da.<< rief ich ihnen als ich schon im Haus war.

Morgensport. Ich hasse es. Mit je zwei Stufen auf einmal rannte ich in mein Zimmer und schnappte mein Handy.
Die hätten hier einen Aufzug einbauen sollen.

Auf jeden Fall ging ich jetzt gechillt wieder runter, und kam an Auras Zimmer vorbei.

Ob sie wohl schon wieder da ist? Sie wollte ja noch zu Dai wegen dem Verband und so?

Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt und spähte hindurch.

Oh ja und wie sie da war! Sie stand grad ohne T-Shirt aber mit dem Rücken zu mir gedreht neben ihrem Bett.
Anscheinend telefoniert sie.

>>Oh man!<< wütend warf sie ihr Handy aus das Bett und lief zu ihrem Schrank.
Aus dem Handy hörte man eine Art Warteschlangen-Musik.

Als sie wieder zurück kam strich sie sich gerade ihr Neues T-Shirt zurecht.
Vorhin hat der Unbestimmte nämlich den Rest seines Müslis über sie geschüttet. Er war beim Aufstehen von jemanden anderen geschuppst worden und ihm fiel sein Essensblech aus der Hand. Genau auf Aura drauf.

Sie griff zur Haarbürste als sich eine tiefe Stimme aus dem Handy meldete.
>>Geheimzahlen bitte eintippen!<< So wie es aussieht hatte sie es auf Lautsprecher gestellt.

Genervt griff sie zum Handy und tippte irgendwas ein. Als sie fertig war warf sie es wieder auf das Bett. Und ging zu einem riesigen Spiegel.

>>Hallo?<< sprach nun eine weitere tiefe Stimme.
>>William?<< sprach Aura voller Hoffnung.
>>Aura? Aura! Mein Liebes! Ich hab ja schon lange nichts mehr von dir gehört. Was gibt es denn?<<

Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.
>>Wie geht's Erik?<< sagte sie schnell.

Man hörte nichts mehr von diesem... William.
>>Immer gleich auf den Punkt kommen. Du bist genauso wie Dea-<<

>>Ich hab gefragt wie es Erik geht!<< sagte sie nochmal laut und deutlich und ging auf das Bett zu.

>>Unverändert! Er hat ihn noch immer nicht verlassen.<<

Traurig ließ sie sich auf das Bett fallen.
>>Und hast du was von ihm gehört?<<

Sie war den Tränen nahe. Wie gern ich jetzt doch zu ihr gehen würde und sie in den Arm nehmen würde.

>>Nein. Tut mir leid, Kleines. Aber hey! Du musst nicht dort sein, komm zu uns.<< versuchte er sie zu trösten.

Sie stand auf und ging etwas herum, schließlich setzte sie sich wieder auf ihr Bett. Und zwar genauso, dass ich ihr Spiegelbild im Spiegel genau sehen konnte.

Sie war so traurig, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hab.
Langsam zog sie ihre Knie an sich und legte ihren Kopf drauf, nur um ihn zwei Sekunden später wieder ruckartig hoch zu heben. Diesmal hatte sie überhaupt keine Gefühle mehr im Gesicht. Jede Art von Trauer und anderen Emotionen war wie weggewischt.

>>Ich kann nicht zu euch, und das weißt du. Die wollen hier genau wissen wo du hingehst und wen du siehst, und wenn sie herausfinden wer ich bin und wo ich hingehe, dann, dann...<<

>>Aura! Was wollen sie schon machen? Dich rauswerfen?<< Zum Schluss des Satzes hörte man ein Lachen von  ihm.
>>Verbannen!<< sagte Aura eiskalt.
>>Du hast aber nichts getan.<<
>>Ich nicht! Aber meine Vorfahren, meine Mutter, mein Vater!<< sie spuckte diese Wörter förmlich aus, als ob sie sie verabscheuen würde.

>>Ja, ich weiß. Aber trotzdem...<<
>>Nichts Trotzdem! Sie könnten mich allen schon wegen den Beiden Verbannen!<<
Sie war nun wütend. Richtig richtig wütend.

So hab ich sie noch nie erlebt. Ich bemerkte nicht mal, wie mein Handy immer mehr aus meiner Hand rutschte bis es schließlich auf den Boden aufprallte.

Schnell und leise schloss ich die Tür und öffnete die zum Dachboden. Ich ging ein Paar stiegen rauf, davor aber legte ich mein Handy auf die Vorderste.

Auras Tür öffnete sich und ihr rotes Haar kam zum Vorschein. Sie schaute schnell durch die Tür, bis sie mich dann sah und tief ausatmete.

Ich tat so als würde ich jetzt runterkommen und mein Handy mir runtergefallen wäre.
>>Hey! Und?<< fragte ich cool.
>>Was und?<<

Man konnte etwas Panik in ihrem Gesicht erkennen.
>>Bist du schon fertig?<< ich gab mir mächtig Mühe um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich gelauscht habe.

>>Fertig womit?<< mehr und mehr Panik machte sich in ihrem Gesicht breit.
>>Ich sollte dich doch zum Traumdeutungungs-Typen bringen?<< fragte ich nach.

Sollte ich doch oder?

>>Ach ja. Warte kurz ich hol nur noch schnell meine Jacke und mein Handy.<< sie lächelte.

Man, dieses Mädchen hat wirklich schlimme Stimmungsschwankungen.

Schon war sie wieder draußen und wir gingen gemeinsam runter.

Als wir die Eingangstür passierten sahen wir wie die beiden Neuen noch immer das Haus fasziniert beobachten.

Ich nahm Zed an einem Arm und den anderen am anderen Arm und zog sie weg. 

>>Lasst uns die Einführung gleich beginnen! Doch zuvor bringen wir noch Aura zu Brian.<< sagte ich und hörte Aura hinter mir kichern.

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