Der Wald

Teil 15 ~ Jake

Was soll denn das jetzt? Der Typ lässt uns einfach allein? Und haut dann mir nichts dir nichts ab!

>>Ich wette er hat uns die Hälfte nicht gezeigt, die er eigentlich sollte.<< sagte ich an Zed gerichtet.

>>Was hast du eigentlich gegen ihn? Ich find ihn cool!<<

>>Cool? Geht's dir noch gut? Dich hat ja sogar das mit unseren Eltern ganz kalt gelassen.<<
Zed war schon immer komisch. Aber so komisch hab ich ihn noch nie erlebt.

>>Hör mal. Meine Eltern arbeiten viel, und kümmern sich mehr um meine 5 Halbgeschwister als um mich. Ich bin unsichtbar. Ich kann  machen was ich will. Ein Jahr in einem Baumhaus wohnen, Schule schwäntzen und sie würden es nicht mal bemerken!<<

>>Und was findest du dann an ihm so cool?<< Liam und cool, vielleicht für andere aber für mich nicht.

>>Ich finde ihn nicht cool. Er Ist Cool.<< er betonte jedes Wort.
>>Bemerkst du das nicht, jeder hat Angst hier vor ihm. Er hat gegen diese Bestie im Wald gekämpft als wäre es ein wild gewordenes Stofftier! Die Mädchen vergöttern ihn! Er behandelt uns nicht so wie wir Neulinge an unserer Schule behandeln müssen. Ich will auch mal so sein wie er!<< Er beendete seine Rede indem er lächelnd in den Himmel schaut.
Ob er sich gerade selbst in der Zukunft vorstellt.

>>Schau, Jakilein, ich weiß, wie es ist als Einzelkind seiner Eltern bewundert zu werden, und, dass du das hier vielleicht nicht wirst. Ich verstehe deine Angst vollkommen.<<

>>Angst?! Ich doch nicht.<< sagte ich abwertend.

>>Du musst es mal so sehen. Entweder deine Mutter oder dein Vater ist nicht dein biologischer Elternteil.<< sagte er und sah schadenfroh lächelnd zu mir.

Daran hab ich noch gar nicht gedacht. Ich spürte nicht mal wie sich meine Mundlade öffnete und mein Blick immer mehr ins Leere ging.

Mum. Dad.

Mein Blickfeld wurde schwarz.

Das Letzte was ich spürte war etwas weiches, aber spitzes.

Ich wachte auf etwas Hartem auf und versuchte leicht meine Hand zu bewegen, aber irgendwie war sie schwerer als die andere. Verwirrt öffnete ich meine Augen und schloss sie sofort, weil mich das helle Licht  blendete.

>>Schön, dass du auch mal wieder aufwachst!<< hörte ich eine genervte Stimme.
>>Wer? Was?<< flüsterte ich und griff mir an den Hals, da der sehr vertrocknet war.
>>Jetzt lass ihn doch mal, Liam. Er braucht Ruhe, immerhin war er mehrere Stunden ohnmächtig.<< sagte eine weich klingende, weibliche Stimme.

Plötzlich ergriff jemand meine Hand. Schon wurde ich richtig wach. Geschockt riss ich meine Hand weg und setzte mich gerade auf.

Ich war in einem Raum mit weißgrauen Wänden und mehreren Betten.  War das die Krankenstation? War ich wirklich ohnmächtig?

Da fiel mir alles wieder ein. Zed. Meine Eltern.

Liam stand am anderen Ende von meinem Bett und lehnte sich genervt ans Geländer.
Wartet, das war kein Bett.
>>Du bist gestern auf der Akropolis umgekippt. Zed hat Morgan gerufen und dich hergebracht. Leider hattest du aber Pech und die Betten waren alle schon besetzt, deshalb musstest du auf der Trage bleiben.<< erklärte Liam müde.

Neben mir stand ein Mädchen. Das ist doch die, in die Nick verschossen ist. Ja! Sie ist doch auch eine Heilerin! Sagt man das? Heilerin?

>>Wenn du Daina noch einmal deinen Arm weg reißt, dann Sorge ich dafür, dass du nochmal ohnmächtig wirst, und zwar nicht nur für ein paar Stunden.<< zischte mir Liam wütend zu.

Also hat sie meinen Arm genommen.

>>Raste doch nicht gleich so aus! Ich wollte doch nur seinen Puls fühlen. Und nur weil dein Morgen kaputt ist, musst du nicht gleich seinen und meinen auch noch zerstören.<< warf ihm Daina genervt vor.

Fragend sah ich beide an.
>>Es ist 5 Uhr morgens, und Liam musste sein angebliches Training mit Aura beenden und konnte noch nicht einmal frühstücken.<< sagte Daina und sah ihn lächelnd an.

Also lief da doch was zwischen Aura und Liam. Ich hab es doch geahnt. Aber Aura ist meine Traummädchen, ich hab von ihr geträumt noch bevor ich sie überhaupt gesehen hab. Diese Augen. Sie haben ein Strahlen, das heller als jedes noch so erdenkliches Licht ist. Und diese Lippen. So perfekt geformt, genau wie ihre Figur.

>>Dai, kann er einigermaßen gehen?<< fragte Liam.
>>Warum? Ahja! Klar, aber danach bringst du ihn gleich zurück.<< Plötzlich schlug sie mir ins Gesicht, als ich zu ihr sah, warf sie mir nur ein paar Tabletten in den Mund.

>>Wenn du sie nicht gleich runterschluckst, wirst du die Ehre haben mich richtig kennenzulernen.<< zischte sie und hielt ihre Hand vor meinen Mund.

Liam grinste nur. Kaum hatte ich runter geschluckt, nahm er meinen Arm und zog mich von der Trage auf die Beine.

>>Komm! Du willst doch nicht deinen 1. Schultag verpassen, oder?<<

WAS?! SCHULE?! Na super...

Wir kamen an einem Gebäude an, es erinnerte mich stark an einen Tempel, weißer Marmor egal wo man hinschaut, Säulen mit allen möglichen Mustern sowie Verziehrungen.
Liam zog mich noch immer an meinem Arm.
Mit seiner freien Hand öffnete er eine Tür und stieß mich rein. Und so tollpatschig wie ich nunmal bin fiel ich auf den Boden.

>>Hier bitte der fehlende Schüler.<< Liam stand an der Tür und sprach mir dem, ich glaube, Lehrer.

Ich hörte mehrere, die versuchten ihr Lachen zu verkneifen. Aber. Vergeblich! Schon lachte mich der ganze Raum aus. Unter meinen zukünftigen Mitschülern fand ich viele meiner Freunde.
Unter anderem Blake, dessen Gesicht leicht ölverschmiert war.
Nick saß mit einer blauen Wange da und lachte mich am Lautesten aus.
Zed hatte sich in der letzten Reihe platziert und war mit einer Lederjacke gekleidet.

Anscheinend hatte jeder von ihnen schön Spaß, außer ich.

>>Aufstehen Junge, oder bist du der Sohn des Boden-Gottes?<< scherzte der Lehrer mit mir.

Er wirkte ziemlich angsteinflösend mit seinen  kurzgeschorenen blonden Haaren, den zahlreichen Narben im Gesicht und vorallem wegen der Größe. Der Typ war locker 4 Köpfe größer und 3 mal breiter als ich. Gekleidet war er mit einem langen schwarzen Mantel, dunkelblauen Hosen und Hemd.

Voller Scham sprang ich auf und wischte mir den Staub von den Klamotten.

>>Weder noch Seimon, er ist unbestimmt!<< warf Liam lachend ein.
>>Das kann was werden.<< Er fasste sich an die Stirn und schloß für einen kurzen Moment die Augen.

>>Kannst du mir noch einen Gefallen tun, Boss?<< Liam stand noch immer in der Tür und genoss wohl den Moment meiner Blamage.

>>Was kann ich für dich tun Liam?<<

>>Der Kleine muss danach wieder zu Daina. Aber die 1. Legion muss die Spiele planen...<< fing er an.

>>Verstehe, keine Sorge, das übernehme ich schon. Und Liam... Du weißt was dein Lieblinshaus ist?<< sagte Seimon und zwinkerte ihm zu.

>>Jaja, ich weiß schon. Minerva gehört zu uns.<< sagte er zwinkernd zurück.

Ich weiß es jetzt schon. Die beiden werden meine besten Freunde.
(Bitte die Ironie beachten!)