Kapitel 5

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Herr Schneider betrat den Raum. "So, Carrie. Ich habe mit deinem Klassenkameraden gesprochen. Er wird dich nun nicht mehr provozieren. Aber nun zu dir, hast du etwas zu deiner Verteidigung zu sagen?"

"Wenn nicht, würden Sie dann meine Eltern kontaktieren?", fragte sie kleinlaut.

"Carrie, du hast jetzt, wie viele Jahre schon Unterricht bei mir? Drei oder vier Jahre? Du müsstest mich kennen. Ich kontaktiere nicht so schnell die Eltern. Das ist eine Sache zwischen Lehrern und Schülern".

Carrie nickte entschuldigend und ein paar Locken fielen ihr ins Gesicht. "Ich weiß. Ich habe einfach nur das Gefühl, dass ich hier falsch bin".

"Erzähl mir mehr. Ich bin schließlich Vertrauenslehrer und habe vollkommene Schweigepflicht".

"Sie sehen doch, wie es hier abläuft. Ich muss dazu nichts mehr sagen". Carrie wollte nicht, dass ihr Lehrer in ihr Privatleben eingriff.

"Ich würde gerne mehr aus deiner Sicht erfahren, sonst kann ich dir nicht helfen und das würde ich gerne tun".

"Mir geht es wirklich gut".
Nicht.
"Ich muss so langsam auch nach Hause, sonst macht sich mein Vater Sorgen und das will ich nicht". Carrie probierte es nun mit einem verzagten Lächeln.

"Carrie, weich mir nicht aus! Herr Tomlinson ist gerade bei meinem Vater, also ist es Zeit für dich mit mir zu reden".

"WAS?!", rief das Mädchen erschrocken. "Sie haben gesagt, sie kontaktieren meine Eltern nicht!!"

"Beruhige dich! Es ist nichts Schlimmes. Also, wir gehen jetzt mal in den 'Relax-room', wie wir ihn immer nennen und unterhalten uns dann. Einverstanden?"

"Okay...", murmelte sie immer noch fassungslos. Carrie lief schnell voraus. Am liebsten wäre sie sofort nach Hause gerannt und hätte Herr Tomlinson angeschrien, er solle sich aus ihrem Leben halten.

Im besagten Raum angekommen, setzten sich die beiden auf ein rotes Sofa.  "Also, was bedrückt dich?"

Das blonde Mädchen machte kurz große Augen und war kurz davor alles zu erzählen, doch sie hielt sich zurück. "Alles ist schwarz".

"Alles ist schwarz?"

Carrie hob die Schultern. "Ich weiß doch auch nicht. Seit ein paar Jahren läuft alles bergab. Ich habe das Gefühl, dass es an mir liegt. Ich bin einfach hässlicher geworden, fetter. Ich habe alles verloren. Letztendlich bin ich ganz alleine....Aber ich nehme das so hin".

"Da muss ich dir widersprechen. Du bist nicht dick und schon gar nicht fett. Du trägst hübsche Klamotten und bist auf gar keinen Fall hässlich".

Was sagt er denn da? Flirtet er etwa?

"Schön, und was bringt Ihnen das jetzt? Kann ich bitte gehen?" Carrie war nicht genervt sondern eher verängstigt.

"Hat es etwas mit deinem Vater zu tun?"

Carrie traute ihren Ohren nicht. Was sollte sie denn jetzt dazu sagen? Auf keinen Fall die Wahrheit. "Meinem Vater und mir geht es gut. Wir leben friedlich zusammen und haben uns gegenseitig total lieb". Sie konnte den Sarkasmus in ihrer Stimme einfach nicht verstecken und stand auf.

"Ich sehe die Ironie in deinen Augen! Setz dich wieder!"

"Das ist keine Ironie. Das muss etwas anderes sein", murmelte sie. "Warum muss ich eigentlich mit Ihnen reden? Ich brauche keine Hilfe! Mein Leben ist toll! Freuen Sie sich darüber! Tschüß!" Sie funkelte Herr Schneider an und ging schließlich aus der Tür hinaus.

"Carrie Underwood, wenn du noch einmal mit mir in so einem Ton redest, dann spreche ich ein ernstes Wörtchen mit dem Direktor und wenn du jetzt nicht hierbleibst, verschnellert sich das Gespräch um einiges! ", knurrte er laut, sodass sie es noch hörte.

"Das ist Erpressung! Außerdem können Sie mich nicht zwingen, Ihnen etwas aus meinem Privatleben zu erzählen!" Trotz ihrer Worte war sie stehen geblieben und hatte sich wieder auf den Weg zurück zu Schneider gemacht.

"Würdest du gehen und dir würde nur eine kleine, aber schlimme Sache passieren oder du würdest etwas klauen, dann müsste ich dafür aufkommen...nicht die Schule, ICH! Das ist auch nicht gerade toll und wenn du nicht hören willst, muss man es dir eben anders zeigen".

Carrie stellte sich trotzig in die Tür. "Mir passiert nichts. Ich bin fast erwachsen".

"Und dennoch bin ich dein Lehrer, der über dich achtet". Er seufzte. "Mensch Carrie..."

"Herr Schneider, ich verspreche Ihnen hier und jetzt, dass ich vorsichtig sein werde und nichts anstellen werde. Sie können mir vertrauen.
Carrie ging rückwärts aus der Tür und rannte schließlich aus der Schule. Sie wollte nicht länger in diesem verhassten Gebäude sein. So schnell es ging, lief sie nach Hase, schloss die Tür auf und rief: "Hallo, ist jemand daheim?"

I ❤ my teacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt