Als Carrie seine Tränen sah, wurde sie plötzlich weich. Sie stützte sich etwas vom Boden ab, um ihm besser in die Augen sehen zu können, in welchen nur Schmerz und Sorgen stand. Vorsichtig wandte sie sich aus seinen starken Armen und setzte sich schuldbewusst auf. Das Mädchen zog ihr Taschenmesser aus der Hosentasche und warf es weit weg vom Dach auf die Straße.
Louis starrte dem Messer schon fast verängstigt nach und setzte sich langsam auf. "Es tut mir leid! Das war nicht fair von mir. Ich..." Seine Stimme brach.
"Sie haben recht", murmelte Carrie. "Wir sind doch alle selbstsüchtig...alle". Sie ging zu ihm zurück und reichte ihm eine Hand, dass er besser aufstehen konnte. "Ich versuche mich zu bessern!"
"A-aber..." Er sah sie verdutzt an, fing dann aber an unsicher zu lächeln. "Danke..." Er nahm ihre Hand und stand auf.
"So etwas kommt nie mehr vor", versprach sie leise und mit gekreuzten Fingern, da sie durch ihren plötzlichen Gemütswechsel noch nicht auf der sicheren Seite stand. "Ich mache das aber nur, wenn sie mitmachen!", verlangte Carrie.
"Mitmachen?", fragte er verwundert.
"Sie lachen auch nicht sehr viel...oder liegt das an mir?"
"Nein, natürlich liegt das nicht an dir. Mir ist es selber noch gar nicht aufgefallen", murmelte er abwesend und schien darüber nachzudenken.
"Spaßhaben ist auch nicht so Ihr Ding", stellte sie fest und eine letzte Träne rollte ihre Wange hinab.
"Irgendwie muss das Geld ja ins Haus...". Leicht lächelnd fuhr er mit seinem Zeigefinger über ihre Wange und entnahm dieser die Träne.
Seine Hand ist so weich, oh mein Gott!...Reiß dich zusammen Carrie, gerade wolltest du dich noch umbringen!
Es hatte aufgehört zu regnen und der Wind legte sich allmählich. "Dann fangen Sie mal an Spaß zu haben und hören Sie auf die ganze Zeit nur über Ihren Aufgaben zu sitzen".
"Das geht doch gar ni-...", fing er an, schwieg dann aber.
"Oh, es geht also nicht Spaß zu haben? Okay, schön zu wissen". Carrie hob abwehrend die Hände und entfernte sich rückwärts mit einem vielsagenden Blick.
"Nein, Nein, Bitte! Ich ändere mich! Es geht! Man kann sich ändern! Man kann Spaß haben! Bitte!" Er streckte verzweifelt einen Arm nach ihr aus. Er sah wieder genauso verzweifelt aus wie kurz vor seinem Nervenzusammenbruch.
Carrie lief immer weiter rückwärts, doch anstatt das Dach hinab zu fallen, fiel sie die Treppe hinunter, die zurück ins Haus führte.
Louis jault wie ein Hund auf, schien nicht einmal bemerkt zu haben, dass sie nicht vom Dach gefallen war. Er rannte auf das Dachende zu, stürzte aber ebenfalls die Treppen hinab.
Carrie war schon ein Stück von den Stufen weggerutscht und sah Louis nun verdutzt an. "Ein Engel ist vom Himmel gefallen".
Was? Carrie? Hast du sie noch alle? Denk nach, bevor du etwas sagst, verdammt!
Louis hatte bei dem Fall vor Schock die Augen geschlossen und riss diese beim Klang ihrer Stimme sofort auf. Er starrte sie an, als würde er gleich völlig durchdrehen.
"Haben Sie Handtücher?", fragte Carrie und stand auf. "Brauchen Sie Hilfe?"
Er nickte erst und schüttelte dann den Kopf, räusperte sich und stand letztendlich auf. "Komm, im Bad ist ein ganzer Schrank voller Handtücher". Dort angekommen zeigte er auf ein kleines Schränkchen.
Carrie öffnete den Schrank und nahm ein Handtuch raus, was sie ihm gab und eines, welches sie sich über die Schulter warf. "Gute Nacht!", meinte Carrie und verschwand schnell, bevor sie noch andere peinliche Dinge sagen konnte.
Louis sah ihr kurz nach und tat es ihr gleich, nur, dass er diese Nacht auf dem Sofa verbrachte.
NÄCHSTER MORGEN
Lou blinzelte verschlafen und stand langsam auf. Seine Schritte waren wackelig und er hatte große Mühe seine Augen offen zu halten. In der Küche sah er auf die Uhr. "12 Minuten...", flüsterte er mit kratziger Stimme. Er klopfte leise an der Schlafzimmertür. "Carrie? Wir müssen uns fertig machen". Er trat vorsichtig ins Zimmer und stolperte über den Teppich vor dem Bett, weshalb er mit einem lauten RUMS auf den Boden knallte.
Carrie steckte bei dem lauten Geräusch ihren Kopf unter der Decke hervor. "Der Tag fängt ja gut an..."
DU LIEST GERADE
I ❤ my teacher
Novela JuvenilCarrie war Schülerin einer Universität. Ihre Depression ließ sie schüchtern und verletzlich wirken. Normalerweise verhielt sie sich ruhig und blieb eher im Hintergrund, doch an diesem Tag bekam die Klasse einen neuen Lehrer, einen Referendar, und al...