Louis entfuhr ein leiser Aufschrei, ehe er mit dem Schreibtischstuhl vor Schreck umfiel.
Ein starker Wind kam auf, welcher Carrie etwas von der Dachkante schob.
Sofort fing es an zu regnen und das Gewitter setzte sich fort. Das Fenster von Louis' Arbeitszimmer wurde vom pfeifenden Wind aufgestoßen.
Er stand mit schmerzendem Kopf auf und eilte zum Fenster, da alle Papiere nass wurden oder rausflogen. "Nein, nein, bitte nicht!"
Carrie stolperte unterdessen gefährlich nah an das Ende des Daches, doch der Wind zog sie immer wieder zurück. Sie benötigte all ihre Kraft, um stehenbleiben zu können.
Lou bemerkte einen Schatten und rannte ohne nachzudenken los. Seine Gefühle trieben ihn auf das Dach. "CARRIE!", schrie er laut und seine Stimme preschte in Form eines lauten Schalls durch den starken Wind. Flehend sah er sie an und probierte gegen den Wind anzukommen.
Das Mädchen sah erschrocken zu ihm und dann wieder das Dach hinab. Ihre Gedanken spielten verrückt. "Hören Sie endlich auf mir nachzulaufen!", rief sie. Ihr Blut und ihre Tränen vermischten sich mit dem Regen.
"Carrie, hör auf mit dem Scheiß und komm zu mir. BITTE!". Er kämpfte weiterhin gegen den Wind an.
"NEIN! Kommen Sie noch einen Schritt näher und ich springe!"
"Hör auf, bitte, unterlass das!", brüllte er ängstlich und kam noch näher.
Jetzt oder nie!!
Carrie drehte sich ein letztes Mal mit verweintem Gesicht, nassen Haaren, die ihr im Gesicht klebten, und blutigen Spuren an ihrem ganzen Körper zu ihrem Lehrer, ehe sie einen Schritt ins Leere machte. Sie hatte nichts anderes mehr im Kopf als ihren Tod.
Gleich ist alles vorbei. Die Schmerzen sind vorbei. Ich werde nichts mehr spüren. Mich wird keiner mehr hassen. Mich wird keiner mehr schlagen. Ich bin all meine Probleme los...jetzt gleich, wenn ich unten aufschlage. Niemand wird mich vermissen. Das Leben geht weiter. Sie werden mich alle vergessen, genauso wie meine Mutter mich vergessen hat, wie mein Vater mich eiskalt verstoßen hat...ohne es zu bereuen, ohne mich zurückzuholen. Das Ritzen. Meine Handgelenke werden verheilen. Mich wird keiner mehr durch die Schulgänge schubsen. Mich wird niemand mehr enttäuschen, so wie sie es alle getan haben. Niemand. Nie mehr. Tod.
"Nein..." Es war nur ein Flüstern...ein Wort, welches nie bei seinem Empfänger ankam. Der Wind verschluckte es komplett. Louis zögerte nicht...rannte los, schoss vor.
Er reagierte schnell, packte Carrie aggressiv schon während ihres Fluges und zog sie mit einem Ruck nach oben, sodass er umkippte und sie somit auf ihm landete. Schützend umschloss er ihren Körper.
"Nein! Warum machen Sie das? Warum tun Sie mir das an?!". Carrie schrie ihn wütend, aber auch verletzt, an und schlug neben ihm in eine Pfütze.
"Carrie, hör auf mit dem Mist! Hör einfach auf!". Seine Augen hatte er geschlossen, denn sein Herz schlug viel zu schnell. "Ich will sowas nicht nochmal sehen, bitte!"
"Warum darf ich über mein Leben bestimmen, aber nicht über meinen Tod?! Warum darf ich nicht entscheiden, wann und wie ich sterbe?! Herr Tomlinson, ich habe keine Familie mehr! Innerlich bin ich schon tot! Lassen Sie mich endlich ganz sterben!", forderte Carrie aufgebracht und sah verzweifelt auf ihn hinab.
"Hör auf! Sei still! Halt den Mund!", schrie er plötzlich und riss die Augen auf. "Ihr seid so selbstsüchtig! Ihr seid doch nicht mehr bei Sinnen! Warum könnt ihr nicht die Menschen sehen, die euch lieben?! Das ist nicht fair!". Tränen rollten über seine Wangen.
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I ❤ my teacher
Fiksi RemajaCarrie war Schülerin einer Universität. Ihre Depression ließ sie schüchtern und verletzlich wirken. Normalerweise verhielt sie sich ruhig und blieb eher im Hintergrund, doch an diesem Tag bekam die Klasse einen neuen Lehrer, einen Referendar, und al...