Kapitel 3

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Leise Schritte durchquerten den Raum und hatten ihn aus seinem Schlaf geweckt. Er wusste auch ohne seine Augen öffnen zu müssen, dass sich die Elfin wohl aus dem Zimmer schleichen wollte. Ihre Schritte waren sehr zaghaft und leise, doch dank seiner Ausbildung war es ein Leichtes ihren Bewegungen zu folgen. Sie betätigte die Türklinke, doch die Tür öffnete sich nicht. Der Elf konnte nur schwer ein Grinsen unterdrücken. Sicher, dass sie sich nun ins Bett zurück legen würde, entspannte er sich wieder und lehnte sich wieder an die Wand an. Doch tappste sie mit ihren nackten Füßen zum Fenster und öffnete es. Sie würde doch wohl nicht..? Immerhin befanden sie sich im zweiten Stock.
Dennoch kletterte sie durch das Fenster und sprang in die Tiefe. Erschrocken öffnete Suotah seine Augen, erhob sich eilig und wagte einen unauffälligen Blick aus dem Fenster. Verwundert über ihre akrobatischen Bewegungen, sah er, wie sie unverletzt auf dem Boden gelandet war. Als sie zurück zum Fenster blickte, trat Suotah schnell einen Schritt zurück und verschwand aus ihrem Sichtfeld.
So schnell würde er sie nicht davon kommen lassen und schwang sich nun ebenfalls elegant aus dem Fenster und nahm schnell ihre Verfolgung auf.

Eine Zeit lang irrte die Elfin durch die Straßen, vermutlich hatte sie sich im Straßengewirr verirrt. Doch schließlich gelangte sie durch die Stadttore. Immerhin hatte sie daran gedacht ihren Umhang wieder anzulegen, denn wenn jemand herausfand, dass sie eine Waldelfe war, würde es sicher einige Probleme geben.

Immer im Schatten haltend, folgte er ihr bis in einen Wald außerhalb der Stadt. Sie war an einen der Flüsse angekommen und trank gierig das Wasser daraus und wusch ihr Gewicht. Suotah beobachtete sie aus einem der Bäume in ihrer Nähe heraus. Sie war bereits ziemlich lange gelaufen und schon um einiges von der Stadt entfernt. Dennoch begann sie weiter zu laufen, bis ihre Füße unter der Anstrengung irgendwann nachgaben.

Sie hatte ein breites Lächeln im Gesicht, als sie sich ins Gras legte und in den Himmel blickte. Immer noch auf einem der Bäume verharrte ihr Verfolger und beschloss, sie ihre neu errungene Freiheit einen Augenblick genießen zu lassen.
Nach einer kleinen Weile, die sie auf dem Boden liegend verbracht hatte, war das Magenknurren der Elfin bis hinauf in den Baum zu hören. Suotah beobachtete still wie sie sich aufrichtete und suchend in die Gegend blickte. Sie entdeckte einen kleinen Strauch, der viele kleine rote Beeren trug und pflückte eine nach der anderen. Erschrocken entzog Suotah dem Giftbeerenstrauch schnell jegliches Wasser, sodass dieser auf der Stelle verdorrte, bevor Faenelia auch nur eine Beere in den Mund stecken konnte. Vor Schreck ließ sie die gepflückten Beeren fallen und entfernte sich schnell von dem nun völlig ausgedörrten Strauch.
Leise sprang Suotah von Baum zu Baum. Da er etwas weiter weg eine kleine Bewegung wahrgenommen hatte. Leise aufseuzend und sich fragend, warum er das überhaupt machte, zog er seinen Bogen vom Rücken und setzte zum Schuss an. Schnell erfasste er sein Ziel und schoss. Der Pfeil streifte das Bein eines Hasens und blieb im Boden, tief im Gebüsch versteckt steckten. Der Hase humpelte leicht erschrocken davon direkt in die Richtung der hungernden Elfin. So müsste es ihr ein leichtes sein den Hasen zu fangen ohne, dass er seine Position verraten musste. Er hatte recht behalten. Wieder bei Faenelia angelangt, erkannte er, dass sie den Hasen bereits in ihren Händen hielt. Er hoffte, dass sie wenigstens wüsste, wie sie nun weiter vorgehen musste. Sie war zwar eine Gefangene gewesen, aber immerhin war sie ebenfalls eine Waldelfe. Wenn sie überhaupt keine Ahnung vom Leben im Wald hatte, war sie so gut wie tot.

Doch entgegen seiner Erwartung strich sie über die Wunde des Hasen und setzte ihn danach wieder auf dem Boden ab. Sofort huschte dieser mit voller Geschwindigkeit wieder davon. Von einer Verletzung keine Spur.
Während eine unbändige Wut sich langsam in ihm ausbreitete, sprang er vom Baum und steuerte direkt auf die Waldelfe zu. Noch bevor sie ihn bemerkt hatte, ergriff er sie am Arm. Erschrocken drehte sich sich zu ihm um und riss dabei ihre Augen weit auf. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu winden, doch er ließ nicht locker.
"Wie hast du das gemacht?", platzte es aus Suotah heraus. Seine Stimme hallte laut durch den stillen Wald. Panisch wanderte der Blick der Elfin in alle Richtungen nur sein Gesicht schien sie zu vermeiden. "E...Es tut mir leid. I...Ich weiß es nicht. Ehrlich!" Undeutlich brabbelte Faenelia vor sich hin und ihr Blick war nun unsicher auf den Boden gerichtet.
"Du sagst mir jetzt besser die Wahrheit oder wäre es dir lieber ich lasse dich wieder in eine Zelle werfen?" Aufgebracht spukte Suotah ihr eine leere Drohung entgegen in der Hoffnung, dass sie einknicken würde und endlich mit der Sprache rausrückte. Allerdings erreichte er nur, dass sie sich noch mehr aus seinem Griff wandt und mit zitternder Stimme ihn anflehte sie gehen zu lassen. Als sich auch noch Tränen in ihren Augen bildete, ließ er mit einem tiefen Seufzer seine Wut hinaus. Dennoch hielt er ihren Arm fest, da er befürchtete, dass sie aus dem Staub machen würde. Und auf eine weitere Verfolgungsjagd hatte er nun wirklich keinen Nerv.

Das Vermächtnis Der HüterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt