Kapitel 8

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Angestrahlt von dem nächtlichen Mondschein zog Suotah seine Kapuze tiefer ins Gesicht und nahm seine Verfolgung weiter auf. Wie erwartet war jeglicher Abschaum der Gesellschaft aus ihren Löchern gekrochen und ging nun in finsteren Gassen zwielichtigen Geschäften nach. Dem größtmöglichen Profit nachgehend hatte sich Suotah an die Fersen eines reichen Lords aus dem Hause der Ta'ranoa gehängt. Sie waren bekannt für ihren guten Sinn für das Geschäftliche, allerdings auch für ihren verschwenderischen Umgang ihrer Gelder. Für gewöhnlich verschlug es die Familie der Ta'ranoa nicht in die Geschäftswelt der Verbrecher, trotz ihrer Ausgaben hatten sie stets genügend Wohlstand vorzuweisen.

Seine Unerfahrenheit in der Unterwelt gab den Lord als einfaches Ziel ab. Doch war dies nicht der Grund für Suotahs Verfolgung, vielmehr hatte er sein Interesse geweckt.
Nicht auf seine Verborgenheit bedacht, marschierte der Lord durch den hellen Mondschein auf offener Straße. Ein prunkvoller Umhang hatte seinen Stand in der Gesellschaft sofort preisgegeben. Zudem wurde sein Gesicht nur durch die Schatten, die dessen absolut lächerlicher Hut warfen, bedeckt. Jedem Dieb wäre es ein Leichtes gewesen, ihm sämtliches Hab und Gut zu berauben. Suotah konnte nur von Glück sprechen, dass ihm noch Niemand zuvor gekommen war.

Nach einer Weile hatte der Lord die schäbige Gegend der Bettler außerhalb der Stadtmauern erreicht und warf hin und wieder panische Blicke durch die Gegend. Jedes kleinste Geräusch in dieser ruhigen und farblosen Nacht ließen ihn aufschrecken. Doch den Feind, der hinter ihm in den Schatten lauerte, bemerkte er nicht. Angewidert durch den Geruch der Gosse rümpfte sich der Lord die Nase und hielt sich ein Tuch vor sein Gesicht. Als wäre seine Anwesenheit eine Selbstverständlichkeit stolzierte er mit erhobener Nase durch die Gassen. Ein mit Diamanten besetzter Schwertschaft zierte seinen Gürtel, doch Suotah war sich sicher, dass dieses Schwert noch nie einen Tropfen Blut gesehen hatte.

Eine Ewigkeit später, wie es Suotah schien, kam der Lord in einer finsteren Gasse zum Stehen. Möglichst leise beobachtete Suotah sein Ziel aus den Schatten heraus. Es dauerte nicht lange bis eine zweite Person aus der Dunkelheit erschien. Obwohl diese Person mittels Kapuze versuchte seine Identität zu verhüllen, wusste Suotah genau, dass es sich bei der Person um einen dunkelelfischen Informanten handelte. Aufmerksam beobachtete Suotah die Szene vor ihm. Trotz der Dunkelheit erkannte Suotah, den riesigen Geldbeutel in die Hände des Lords fallen, während dieser eine Schriftrolle überreichte. Nachdem der Informant einen Blick in die Schriftrolle geworfen hatte, erklärte er mit einem Nicken den Handel als beendet. Sofort gingen sie beide ihrer Wege, als hätten sie sich nie getroffen. Als der Informant um die nächste Ecke bog, verfolgte Suotah mit einem lautlosen Seufzer sein neues Ziel.

Der Informant erwies sich um einiges geschickter, als der närrische Lord. Er schlich nahezu lautlos durch die Schatten und Suotah hatte einige Schwierigkeiten ihn nicht zu verlieren. Doch bisher war noch keine seiner Beute entkommen und das würde auch diesmal nicht der Fall sein. Langsam zog er den Bogen von seinem Rücken hervor und legte einen der Pfeile aus seinem Köcher an. Nach einem tiefen Luftzug, hielt er seinen Atem an. Der Informant schlich sorgsam einige Meter entfernt, doch hatte Suotah sein Ziel selbst in der Dunkelheit anvisiert. Der Pfeil verließ mit einem leisen Summen seine Hand und raste auf sein Ziel zu. Einen kurzen Augenblick später brach der Informant mit einem gurgelndem Geräusch zusammen, während dieser versucht hatte mit einer Hand den Blutfluss aus seinem Hals zu stoppen.

Achtsam verringerte Suotah den Abstand zu seiner erlegten Beute. Hastig durchsuchte er den toten Körper nach der Schriftrolle. Leicht vom Blut rot verfärbt öffnete er die Schriftrolle und erkannte einige bekannte Namen darauf, unter anderem seinen Eigenen. Zu jedem Namen war eine Reihe wichtiger Hintergrund Informationen hinzugefügt worden und präsentierten nahezu die Schwachstellen dieses Landes.
Entrüstet über den Verrat der Ta'ranoa Familie, verstaute er die Schriftrolle in dem Inneren seiner schwarzen Ledermontur.
Einen kurzen Moment blickte er dem Horizont entgegen und hoffte, dass er den Lord noch vor Einbruch des Tages einholen würde. Fest entschlossen sprintete er in die entgegen gesetzte Richtung davon.

Das Vermächtnis Der HüterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt