1. „Ich werde dir helfen."

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Seit die junge Hexe das erste Mal durch die Pforten des Schlosses Hogwarts getreten war, hätte sie nie für möglich gehalten, dass sie jemals in solch einer Situation landen würde. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen war so eine Lage einmal vorgekommen, sodass sie sich erst versichern musste, ob sie sich das nicht einbildete, was sie da eigentlich sah. Abermals ließ sie ihren Blick über ihre Umgebung schweifen, doch nichts Auffälliges passierte. Immer noch saß Pansy Parkinson alleine am schwarzen See und blickte in die Ferne. Im Grunde wäre dies auch nichts Außergewöhnliches gewesen, wenn sie nicht dabei geweint hätte. Denn Tatsache war, die schwarzhaarige Slytherin vergoss stumme Tränen – wobei man beachten sollte, dass sie eigentlich stets ihre Gefühle vor anderen Menschen verschloss.

Seufzend entschied Hermine sich schließlich zu ihr zu gehen und sich wenigstens an die Höflichkeitsformen zu halten. Wie zu erwarten, sah die reinblütige Hexe das ganz anders. Die Löwin hatte sich nur vor ihr in die Hocke gesetzt, da begann sie auch schon eine gehässige Bemerkung von sich zu geben: »Ist es normal, dass man überall von euch wertlosen Schlammblütern belagert wird?«

Da war es wieder. Das Wort, dass sie sicherlich bis an ihr Lebensende verfolgen würde, doch anstatt einen Rückzieher zu machen, legte sie ihre Tasche auf den Boden und setzte sich etwas bequemer daneben hin.

»Hast du etwa nicht verstanden, dass du verschwinden sollst?«, bemerkte Pansy spöttisch, doch Hermine ließ sich nicht beirren. Es war ihr zwar ein Rätsel, wieso sie das tat und womöglich würde sie es auch in ferner Zukunft bereuen, doch sie konnte ihre Augen nicht vor ihren Tränen verschließen. Auch wenn sie das Mädchen vor sich ursprünglich nicht leiden konnte, war sie kein Unmensch. Trotz dieses unausgesprochenen Hasses zwischen den beiden, kam Hermine nicht umhin über den Gedanken nachzudenken, ihr zu helfen oder ihr wenigstens ein offenes Ohr anzubieten.

Pansy wiederum ignorierte die Gryffindor geflissentlich und widmete sich offenbar wieder ihren eigenen Gedanken zu, welche durch ihr Auftauchen unterbrochen worden waren.

Hermine konnte beobachten, wie die Slytherin angestrengt versuchte ihre Tränen zurückzuhalten, jedoch ohne jeglichen Erfolg, sodass sie gezwungen war ihr Gesicht in ihren Händen zu vergraben, um ihre Schluchzer zumindest ein wenig abzudämpfen.

Sie konnte sehen, dass sich ihr Gegenüber erhoffte, dass sie verschwinden würde, doch dazu war sie außer Stande – nicht umsonst hatte der Sprechende Hut sie zu den Löwen geschickt.

Nach langer Stille, die nur von Pansys unregelmäßigen Schluchzern unterbrochen wurde, richtete die junge Granger endlich das Wort an ihre Mitschülerin: »Ich weiß, dass es seltsam ist, dass ausgerechnet ich hier sitze, während du in dieser Verfassung bist. Ich kann wirklich nur zu gut verstehen, warum es dir lieber wäre, wenn ich einfach verschwinden würde oder dich überhaupt nie so gesehen hätte, aber nach meinem Wissen weiß ich, dass es besser ist, wenn man über seine Probleme spricht, anstatt sie in sich hineinzufressen.«

Es kam keine Antwort, daher beschloss sie mit ihrer kleinen Rede fortzufahren. Denn wenn die Slytherin tatsächlich etwas gegen ihre Gesellschaft hätte, dann wäre ihre Reaktion doch etwas anders ausgefallen. Zwar hatte diese sich bereits kurz abfällig gegen sie geäußert, aber mehr auch nicht.

»Ich weiß wirklich nicht, wieso ich das eigentlich jetzt sage, aber ... willst du mir nicht erzählen, warum du hier so deprimiert herumsitzt –«

»Granger!«, fuhr Pansy heftig dazwischen und blickte sie hasserfüllt an. »Du hast recht, es wäre mir lieber, wenn du einfach nur verschwinden würdest, aber scheinbar hast du nichts Besseres im Sinn, als mir nur noch mehr unter die Nase zu reiben, dass es mir momentan nicht besonders gut geht!«

Mit verschränkten Armen drehte sie sich von ihr weg, während ein erneuter Schluchzer aus ihrer Kehle wich.

Hermine konnte stattdessen nichts Anderes tun, als den ihr zugewendeten Rücken ungläubig anzustarren. Nur langsam realisierte sie, was sie da an den Kopf geworfen bekommen hatte und während sie immer mehr über diese Worte nachdachte, fiel ihr auf, dass es sogar stimmte. Sie fühlte sich schlecht, da sie sich offensichtlich an dem Schmerz ihrer Mitschülerin ergötzt hatte. Doch das hatte sie keinesfalls gewollt – eigentlich hatte sie sie nur etwas aufmuntern wollen, aber dieser Versuch war augenscheinlich kläglich gescheitert.

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