Das Tor

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Drei Tage nach dem Duell gegen Daniel saß Raven vor ihren Zelt und genoss die Sonne. Ivi hatte sie die drei Tage in ihr Zelt gesperrt und nur herausgelassen, wenn sie etwas dringendes erledigen musste. Die Schwellung und Entzündung an ihren Händen waren verschwunden und die Wunde begann langsam zu heilen. Schmerzen spürrte sie nur, wenn sie ihre Hand öffnete, nachdem sie diese lange geschlossen hatte. Callum saß neben ihr und genoss ebenso die Sonne.

In den drei Tagen war sie darauf gekommen, dass sie eigendlich keinen Sklaven brauchte. Für was auch? Sie führte keinen eigenen Haushalt und die wenigen, kleinen Felder, die ihrer Familie gehörten, konnten von ihren Vater alleine bestellt werden. Ihr war bewusst, dass sie auf diese Tatsache schon früher hätte darauf kommen sollen, aber nun war es zu spät. Wenn sie wirklich nicht wusste, was sie mit ihm machen sollte, dann konnte sie ihn ja an einen Sklavenhändler verkaufen.

“Raven?”, sie hob den Kopf und schirmte die Sonne mit ihrer Hand ab.

“Harald? Was gibt es denn?”

“Ragnar schickt nach dir”, antwortete der blonde Wikinger, “es gibt wieder eine Versammlung.”

“Danke, Harald. Ich werde sofort hin gehen”, sie lächelte ihn dankbar an und erhob sich. Dass Ragnar sie bei den Versammlungen dabei haben wollte, kam ihr immer noch komisch vor. Raven bedeutete Callum, er sollte wieder ins Zelt gehen, dann machte sie sich auf den Weg zu Daniels Zelt. Auf keinen Fall wollte sie alleine gehen.

“Daniel?”, rief sie zögerlich als sie vor seinem Zelt stand. Nach dem Kampf hatten sie sich nicht mehr gesehen und sie war sich nicht sicher, wie er reagieren würde, wenn sie ihn darum bitten würde, sie zu begleiten.

“Raven? Was ist los?” Überrascht blickte sie in besorgte braune Augen. Besorgniss war das letzte gewesen, was sie erwartet hatte.

“Ragnar macht eine Versammlung und ich möchte, dass du mich begleitest.” Sie konnte sehen wie der besorgte Ausdruck, Erleichterung wich und er mit einem Grinsen nickte.

“Gut, dann gehen wir.”

Mit Daniel an ihrer Seite machte sie sich auf den Weg zu Ragnars Zelt. Dieses Mal waren sie die letzten, also verneigte sich Raven entschuldigend, bevor sie sich auf ihren Platz nieder lies.

“Also. Unsere Kundschafter haben bekannt gegeben, dass wir schon schwierigere Mauern überwunden haben. Es sollte kein Problem sein, in die Festung einzudringen. Das Problem werden die Wachen sein. Sie scheinen zu wissen, dass wir gekommen sind um ihre Burg zu überfallen. Also haben sie alle Ritter hinter die Burgmauern geschickt. Sie erwarten uns dort und wollen uns mit großer Freude nach Wallhalla schicken. Aber sie kennen unsere Frischlinge nicht. Ich werde heraus finden, wie gut unsere Frischlinge Unruhe stiften können. Deshalb werdet ihr unbemerkt in die Stadt eindringen, dort Feuer legen und uns die Tore öffnen”, seine eisblauen Augen waren an Raven geheftet. Sie nickte und erwiederte seinen Blick.

“Du legst viel Wert auf deine Frischlinge, Ragnar”, meldete sich Rollo zu Wort. Er hatte seine Zähne fest zusammen gebissen und seine Augen funkelten.

“Ach Rollo. Er will doch nur wissen, wozu sie fähig sind”, lachte Floki auf. Rollo schnaubte als Antwort.

“Du weißt wie tötlich ausgewachsene Frischlinge sein können. Noch tötlicher sind gut Ausgebildete. Sobald die Feur entzunden sind, maschieren wir in die Stadt.” Mit diesen Worten erhob er sich und verlies das Zelt.

“Er gibt mir zu viel Vertrauen”, brachte Raven heraus, als sie das Lager der Frischlinge betreten hatte.

“Er weiß schon, was er tut. Und im Übrigen bist du nicht alleine sondern hast uns Frischlinge”, Daniel grinste sie aufmunternd an. Dank ihm, schaffte sie es sich auf zurichten, als hätte er eine schwere Last von ihren Schultern genommen.

Raven flieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt