Jasons Sicht
Am nächsten Morgen lasse ich Amalia schlafen und gehe ohne sie zur Schule. Ich mache mir Sorgen um sie, aber zum Glück ist Liv heute den ganzen Tag zu Hause und kann ein Auge auf sie werfen.
Erst als ich schwer atmend an der Schule ankomme, merke ich das ich den ganzen Weg gerannt bin. Was nicht mal schlecht ist, denn ich habe nur noch 10 Minuten um Ryan und Clarissa zu finden. Ryan hat die Ehre an seinem ersten Tag zum Direktor zu gehen. Schlechter kann ein Neuanfang echt nicht sein, aber ich brauche ihn und Clarissa als Zeugen sonst wird mir Direktor Schulz niemals glauben.
Nach 5 Minuten, in denen ich verschiedene Flure und Zimmer abgesucht habe, finde ich die beiden knutschend vor Ryans Spind. Den beiden scheint es nichts auszumachen, dass wirklich alle Augenpaare auf ihnen liegen. Räuspernd stelle ich mich neben Ryan und die beiden fahren auseinander. "Also ihr beide kommt jetzt mit. Ich brauche euch, es ist echt dringend." Verwirrt schauen die beiden sich an, bevor Ryan schließlich nachfragt. "Und warum?" "Wegen Amalia." Kaum habe ich ihren Namen ausgesprochen, packt Ryan sofort seine Sachen ein und zieht Clarissa hinter sich her. Mittlerweile sind die Gänge komplett leer und vor ein paar Minuten hat es erst zum Unterrichtsbeginn geklingelt. Alle die da sind, sitzen jetzt brav an ihren Plätzen, außer wir drei. In meinem Fall, kann ich mich schon mal auf das Gemecker von Frau Soland freuen. Sie ist echt streng wenn es darum geht, aber das ist mir gerade sowas von egal. "Ähm Jason wo müssen wir eigentlich hin?" Clarissa zieht fragend eine Augenbraue nach oben. Erst jetzt fällt mir ein das ich ihnen das noch gar nicht gesagt habe. "Zum Direktor." sage ich und sehe nicht weit entfernt das Zimmer von ihm. Wenig später stehen wir auch schon vor der grauen Tür, an der Clarissa zaghaft an klopft.
Sie wird schon ein paar Sekunden später geöffnet und das Gesicht von Direktor Schulz rückt in unser Sichtfeld. "Müssen sie nicht im Unterricht sitzen?" Er runzelt die Stirn. Es muss wirklich komisch sein, wenn auf einmal drei Schüler vor dem Lehrerzimmer stehen, die eigentlich im Unterricht sitzen müssten und keinen Termin ausgemacht haben für ein Gespräch. "Wir müssen mit ihnen reden. Es geht um eine Schülerin die in unsere Klasse geht." antworte ich als Clarissa mich auf fordernd ansieht. "Solange diese Schülerin nicht selbst anwesend ist kann ich nicht-" "Ihr geht es aber nicht gut, deshalb ist sie heute auch gar nicht in der Schule." fällt ihm Clarissa dazwischen und reißt im nächsten Moment die Augen auf, als sie bemerkt wen sie hier gerade unterbrochen hat. Doch dem Direktor scheint das nicht im geringsten etwas auszumachen, er ist es wahrscheinlich gewöhnt ständig von seinen Kollegen unterbrochen zu werden. Wenn ich ihn mir jetzt genauer ansehe, bemerke ich auch die dunklen Augenringe die wie Schatten seine Augen umrahmen. "Können wir bitte reinkommen? Es ist echt wichtig." sagt Ryan und der Direktor nickt schließlich und hält uns die Tür auf. Wir treten schnell ein und ich stelle erleichtert fest das außer uns niemand im Raum ist. "Setzen sie sich doch." sagt er und weist auf einen Tisch um den ein paar einzelne Stühle stehen. "Also über was möchten sie mit mir reden?" fragt er als wir uns alle hingesetzt haben. "Über eine Schülerin. Sie heißt Amalia Prison." fange ich an. "Oh ja ich erinnere mich. Ihr großer Bruder war der beste in seinem Abiturjahrgang. Ich würde echt gerne wissen was aus ihm geworden ist." Er klingt richtig begeistert. Nach allem was ich weiß, war er für Amalia viel mehr als nur ein Bruder. Vielleicht ist das auch der Grund warum sie einfach nicht mit ihm abschließen kann. "Er ist tot..."
Ich erzähle alles. Jede Kleinigkeit, alles was mir aufgefallen ist und was ich weiß. "Ihre Mutter habe ich noch nie gesehen. Ihr Vater hat sie geschlagen und hat bald einen Gerichtsprozess. Deshalb wohnt sie bei mir." Herr Schulz Miene wird immer besorgter mit jedem Wort welches ich ausspreche. "Doch das wirklich schlimme ist das ihr niemand geholfen hat bis wir da waren. Wie kann man ein unschuldiges Mädchen, was so viel Leid und Schmerz mit sich rum trägt jeden Tag aufs neue fertig machen? Sie wussten es. Alle wussten es und anstatt das sie in den Arm genommen und getröstet wurde, hat man sie lieber geschlagen und beleidigt." In Clarissas Augen stehen Tränen und ihre Stimme klingt ganz brüchig. "Und dann war ich gestern auf dem Weg zu ihnen um mein Anmeldeformular abzugeben und da habe ich auf einmal gehört wie jemand geweint hat. Es kam aus der Abstellkammer. Ich bin also hin und habe sie geöffnet und eine gefesselte weinende Amalia darin gefunden. Und dann hat sie den Fehler bei sich gesucht. Sie hat gedacht das sie das verdient hat. Dieses Mädchen hat geweint. Stundenlang geweint und keiner hat daran gedacht ihr zu helfen. Und ich weiß nicht was sie darüber denken, aber ich weiß das sie es nicht länger aushält." sagt Ryan und nimmt Clarissa in den Arm. "Wer genau tut ihr so etwas an?" fragt Herr Schulz. "Einige unserer Klassenkameraden. Vor allem ein Mädchen welches Luisa Baker heißt." antworte ich ohne mit der Wimper zu zucken. Ich hoffe das dieses Mädchen endlich seine gerechte Strafe bekommt. "Wissen sie warum sie das tut?" fragt er weiter. "Soweit ich weiß waren die beiden mal beste Freundinnen, doch nach dem Tod von ihrem Bruder hat Luisa angefangen sie zu beleidigen. Ich weiß nicht genau welchen Grund sie dazu hat." fahre ich fort und er nickt nachdenklich. "Wir könnten Luisa Baker der Schule verweisen, natürlich nicht ohne vorher mit ihr gesprochen zu haben, allerdings kam neulich ein Kollege zu mir und hat mir ebenfalls einen Vorfall geschildert wo diese Schülerin einen Schüler aus der Unterstufe erpresst hat." Sie hat wirklich überall ihre Hände im Spiel, aber das wird sich bald ändern. Wir nicken zustimmend. "Allerdings muss ich auch nochmal mit der Betroffenen sprechen." Das wird alles andere als leicht für mein Mädchen werden. Doch sie ist so stark und hat schon so vieles ertragen, dass steht sie auch noch durch. "Okay wann soll sie vorbeikommen?" frage ich. "Sobald es ihr besser geht. Es reicht wenn sie innerhalb dieser Woche vorbei kommt." Ich nicke nur. "Also dann." sagt er und verabschiedet sich von uns, bevor ich hinter Clarissa und Ryan das stickige Zimmer verlasse.
Da ich keine Lust habe noch den restlichen Unterricht zu besuchen, beschließe ich einfach die letzten Stunden zu schwänzen. Ist eh nur Sport. Ryan und Clarissa hingegen verabschieden sich von mir und gehen zu ihrem Mathematikunterricht. Kopfschüttelnd schaue ich den beiden hinterher. Wie kann man sich freiwillig Mathe antun? Ich gehe noch an meinem Spind vorbei, um ein paar Bücher hier zu lassen, danach mache ich mich auf dem Heimweg.
Als ich zu Hause ankomme, ist das erste was mir auffällt der leckere Geruch nach Essen, der aus der Küche kommt. Tatsächlich steht Liv am Herd und kocht etwas. Als sie mich bemerkt dreht sie sich erschrocken um. "Musst du mich so erschrecken?" Ich breche in Lachen aus. "Du bist manchmal so ein Idiot. Hast du nicht eigentlich noch Schule?" fragt sie und hebt fragend eine Augenbraue. "Ja aber das ist sowieso nur Sport und ich wollte lieber bei Amalia sein. Wie geht es ihr?" "Gut, naja bis auf die Tatsache das sie seit zwei Stunden ihren Koffer packt und mir nicht verraten will wo es hin geht." sagt sie und runzelt die Stirn. Ein Lächeln bildet sich auf meinem Gesicht. Anscheinend kann mein Mädchen es gar nicht abwarten zur Ostsee zu kommen. "Damit wollte ich noch mit dir-" "Jason?" Ich drehe mich um und da steht sie und lächelt mich an. Schnell überbrücke ich die letzten Schritte zwischen uns, ziehe sie an mich und lege meine Lippen auf ihre. Ein warmes Kribbeln durchfährt meinen gesamten Körper. "Hi Prinzessin, ich habe gehört das du schon gepackt hast." sage ich als wir uns voneinander lösen und sie errötet was sehr süß aussieht. Nervös spielt sie an ihren Fingern rum und senkt den Blick. "Fahren wir heute noch gar nicht?" fragt sie und ihre Stimme hört sich traurig an. Sie möchte so schnell wie möglich von hier weg, was ich sogar verstehen kann."Natürlich können wir heute fahren. Allerdings müssen wir erstmal gucken wann die Züge fahren." erwidere ich und will sie gerade erneut küssen, als Liv uns unterbricht. "Kann mir jetzt mal bitte jemand sagen, wo ihr hin wollt? Eher gibt es kein Essen!" "Ey das kannst du doch nicht machen, mein armes Essen!" rufe ich verzweifelt und höre Amalia kichern im Hintergrund was wieder total süß klingt. Es klingt so klar, warm und einfach wunderschön. Womit habe ich sie nur verdient? "Also wir beide fahren an die Ostsee." kläre ich auf und lege eine Hand an Amalias Taille um sie seitlich an mich zu ziehen. "Ähm ihr habt Schule." Jetzt sieht Liv noch verwirrter als davor aus. Doch viel mehr Sorgen macht mir die Tatsache das Amalia sich neben mir total verkrampft und hektisch zu atmen beginnt. Sie sieht total verängstigt aus.
Auch Liv scheint es zu bemerken, denn plötzlich schaut sie besorgt zu Amalia, welche ich mittlerweile versuche zu beruhigen. "Ich will da nicht hin Jason." sagt sie mit brüchiger Stimme, als ich meine Arme um sie lege. "Du musst da auch nicht hin. Meine Mutter wird uns eine Entschuldigung schreiben für die nächsten Tage und wir werden an die Ostsee fahren ok?" Sie flüstert nur ein leises "Ok" und vergräbt ihr Gesicht an meiner Schulter. "Alles wird gut. Alles wird wieder gut." murmel ich und streiche mit meiner einen Hand über ihren Hinterkopf. Liv sieht mich die ganze Zeit verwirrt zu mir, doch ich gebe ihr durch einen Blick zu verstehen das ich ihr später alles erklären werde. "Danke" flüstert Amalia an meiner Schulter. "Wofür?" "Dafür das du bei mir bist. Ich liebe dich." murmelt sie und ich drücke ihr einen Kuss auf ihren Scheitel. "Ich liebe dich auch."So Leute, hier ist zur Entschuldigung mal ein längeres Kapitel. Ich hatte die letzten Wochen viel Schulstress und irgendwie eine Schreibblockade, weshalb es länger gedauert hat. Ich hoffe ihr verzeiht mir das und euch hat das Kapitel gefallen :)
Eure starline20002
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The fear in your eyes *Pausiert*
Romance"Du Schlampe!" Das ist mein Vater. "Fett, hässlich" "Na hat die kleine Amalia wieder ihren toten Bruder besucht?" Das sind meine Mitschüler. Und ich bin Amalia. Ein Mädchen das bald nicht mehr kann. Das an dem Tod ihres Bruders, der Misshandlung i...