20. Niemand.

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Huhu meine Herzchen, heute gibt es mal wieder ein kurzes Kapitel aus der Perspektive unseres "Schattens"... viel Spaß dabei!

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Unbekannt

Es fällt ihm unfassbar schwer, sich zu konzentrieren, heute keinen Fehler zu machen. Denn er hat es geschafft, Lynn ist endlich bei ihm, wenn sie sich auch noch ein wenig sträubt. Das wird sich geben. Und wenn er sie zwingen muss, sie wird sich unterordnen. Das gehässige Lächeln auf seinen Lippen wird breiter, als er endlich die erwarteten Schritte vernimmt. Wieso sie alle immer nur so durchschaubar sind, sie machen es ihm alle so leicht.

„Lynn? Marco? Hallo? Wo steckt ihr denn?" Lynns Bruder scheint unbeholfen durch das Wohnzimmer zu tapsen, durch welches der Wind pfeift, weil die Fensterscheibe noch nicht repariert wurde. Zu gern würde er Erik dabei beobachten, seinen blöden Gesichtsausdruck sehen, wenn ihm klar wird, dass weder Lynn, noch Marco hier sind. „Lynn? Verflucht, was soll das schon wieder?" Eriks leicht verzweifelter Unterton jagt ihm einen angenehmen Schauer über den Rücken. Jaja, warte nur ab, du, denkt er - wir sehen uns gleich wieder. Noch immer hockt er in seinem Versteck, er weiß, dass er den richtigen Moment abpassen muss, damit alles so läuft, wie er es geplant hat. Damit ihm Erik nicht noch einmal in die Quere kommt. Der könnte nämlich noch immer Ärger machen, was nicht akzeptabel ist.

Als wäre es so abgesprochen, erkennt er plötzlich Eriks Schatten vor sich, der nun direkt vor ihm stehen bleibt. Sein Puls beschleunigt sich, er unterdrückt seine angestrengte Atmung, um nicht entdeckt zu werden. Seine rechte Hand umklammert schmerzhaft fest das große Butterflymesser, er zählt bis Drei, ehe er springt.

Von der Wucht des Aufpralls wird sein auserwähltes Opfer zu Boden gerissen, es war eine gute Entscheidung gewesen, sich auf dem im Schatten liegenden Treppenabsatz zu verstecken, riskant, aber dennoch eine gute Entscheidung. er blieb unbemerkt. Erik versucht sich zu wehren, schlägt um sich, doch wie erwartet, verkrampfen all seine Muskeln, als er die scharfe Klinge an seiner Kehle spürt. Augenblicklich. Er nutzt diese Starre, fesselt Eriks Handgelenke eng mit Kabelbindern hinter dem Rücken.

„W-wer bist du?", stößt Erik hustend hervor, doch ER hat nicht vor ihm zu antworten. Stattdessen erhöht er den Druck auf die Klinge, ebenso auf Eriks oberen Rücken, indem er sein Knie noch stärker dagegen presst. Ein verzerrtes Stöhnen verlässt dessen Mund, Erik ächzt und beginnt dann zu wimmern: „Lass mich gehen, bitte! Was willst du von mir? Bitte!" Wie er dieses Gejammere nicht ausstehen kann! „Sei still!", brüllt er Erik voller Zorn an, verpasst ihm einen Stoß mit dem Knie, der Erik aufschreien lässt vor Schmerz. „Halt endlich deine Fresse, oder ich leg dich gleich um!", warnt er Erik ein letztes Mal, welcher verstummt und sich bemüht seinen Schmerz still zu ertragen. Trotzdem zückt er nun den Knebel, von dem er dachte, dass er ihn erst später brauchen würde.

Genugtuung strömt durch seinen Körper. Dieses Gefühl, atemberauend und befriedigend. Ruppig zerrt er Erik auf die Knie, der gequält aufjault, weil die Kabelbinder sich tief in die Haut seiner Handgelenke schnüren und er nicht sofort das Gleichgewicht halten kann. „Steh auf!", knurrt er ihn an, Erik gehorcht. Er sieht die Tränen auf Eriks Wangen, was für eine Memme. Was für ein Weichei. Wortlos fordert er ihn dann auf, sich in Bewegung zu setzen, indem er ihm mit dem Messergriff in den Rücken stößt. Langsam, aber ohne Gegenwehr kommen sie voran, verlassen Marcos Haus, er schiebt Erik immer weiter vor sich her, bis zu dessen Wagen. „Schlüssel!", bellt er, zitternd versucht Erik ihm zu verdeutlichen, dass er scheinbar in der rechten Hosentasche nachsehen müsse. Schnell ist der Autoschlüssel gefunden, der Wagen entsperrt. Kommentarlos öffnet er den Kofferraum des SUVs, deutet hinein, Erik schüttelt panisch den Kopf, seine Augen weiten sich angsterfüllt. Es folgt ein energisches Kopfnicken, doch Erik steht stocksteif da, versucht passiv alles, um nicht ‚einsteigen' zu müssen. Allmählich wird es ihm zu bunt. Dass dieser Erik immer Ärger machen muss! Ungeduldig und gnadenlos tritt er Erik in die Kniekehlen, welcher stöhnend stürzt, in sich zusammengesunken dort hocken bleibt. Es folgt ein weiterer Schlag ins Gesicht, alles bleibt im Schatten der großen Luxuskarosse verborgen. Eine unschöne Platzwunde ziert bereits jetzt Eriks Unterlippe, die stark blutet. Tja, wer nicht hört, denkt er nur, zieht den erbärmlichen Wicht wieder an den Handgelenken hoch und schubst ihn dann in den Kofferraum. Kurz will Erik sich wehren, doch allein der Anblick der großen, glänzenden Klinge lässt ihn mit weit aufgerissenen Augen wieder innehalten. Was auch immer er da versucht zu sagen, man kann ihn eh nicht verstehen. Er will es auch gar nicht.

Mit einem lauten Knall kracht die Kofferraumklappe zu, er setzt sich hinters Steuer, reibt sich genüsslich die Hände. Das wird großartig und besser, als er es sich je ausgemalt hat. Eigentlich kann er es kaum noch erwarten zu Lynn zurückzukehren, doch er reißt sich zusammen, freut sich auf das, was noch kommen wird und dies erleichtert ihm das Warten dann doch.

Unauffällig, sich an alle Verkehrsregeln haltend kutschiert er seine ‚Beute' weit hinter die Grenzen der Stadt, hier wird ihn niemand aufspüren, egal wie sehr sie sich auch bemühen werden. Schweigend steigt er aus, tarnt den Wagen, dann holt er diese Heulsuse aus dem Kofferraum. Erik jammert mit dem Knebel im Mund, seine Augen sind gerötet, seine Wangen nass von den Tränen und das Blut tropft von seinem Mund. Hat sich dieser Idiot etwa auch noch auf die Zunge gebissen? Genervt hievt er ihn heraus, da Erik überhaupt nicht mitarbeitet, kaum berühren dessen Füße den Boden, bricht er in sich zusammen. Bevor er den Weg frei macht, verbindet er Erik die Augen – desto weniger er weiß, desto besser.

„Steh auf, oder du wirst es bereuen! Steh auf!", zischt er Lynns Bruder zu, sein Speichel verteilt sich auf Eriks Wange, weil dieser ihn so anwidert, dass er ihn anspuckt. „Steh auf!", wiederholt er grimmig, die gefährliche Klinge bohrt sich in Eriks Haut am Hals, welcher krampfhaft versucht Luft zu bekommen mit dem Knebel. Mühsam erhebt er sich endlich, stolpert in die Richtung, in welche er gestoßen wird. Immer wieder fällt er auf die Knie, doch das Metall in seinem Rücken lässt ihn sich immer wieder aufraffen und weiter wanken. „Keine Spielchen, du Wurm", warnt er Erik, öffnet eine Tür und tritt selbst in die Dunkelheit, in die er Erik mit hineinschleift. Von diesem kommt nur noch ein ersticktes Stöhnen, doch das wird ihm nicht helfen, niemand wird Erik mehr helfen können, wenn er mit ihm fertig ist.

Niemand.

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Und da krallt er sich den nächsten aus der Familie... Was wird geschehen? Was hat der Kerl eigentlich vor?

Sorry, dass das Kapitel so kurz geraten ist ^^

Habt noch einen schönen Abend,

alles Liebe,

eure Floraly <3

STALKER - Nachricht von UnbekanntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt