Kommunikationsversuche

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Wie oft habe ich mich gefragt wen es interessieren würde,währe ich plötzlich einfach tot?
Der Zustand in dem Luke sich befindet lässt mich den Gedanken sofort bereuen.
Ich will dass er weiß dass ich da bin,dass es mir gut geht.
Dass er spürt dass ich da bin und ihn in den Arm nehmen.
Ich beobachte ihn jetzt seit Tagen, es wird immer schlimmer.
Er ist blass,seien Augenringe erinnern an einen Heroinabhängigen.
Er schläft sehr unruhig,wenn überhaupt,was vorher nie der Fall gewesen war.
Wir haben drei Uhr morgens und er liegt auf dem Bett,raucht schon die vierte hintereinander und starrt die Decke an.
Ich möchte ihm so gern vermitteln dass ich hier bin.
Es kann so nicht mit ihm weitergehen.
Er hat seit zwei Wochen nicht mehr gegessen und trinken tut er viel zu wenig.
Ich muss ihn irgendwie dazu kriegen,wieder zu leben.
Im Moment erinnert er eher an einen Nebendarsteller aus 'The walking dead'.
Nur ohne den Appetit.
Es zerbricht mir das Herz,ihn so zu sehen.
Ich ertrage das nicht länger.
Ich muss etwas unternehmen.
Also sehe ich mich um.
In Horrorfilmen spielen Geister doch immer so mit Licht herum oder lassen Dinge zerspringen oder sich bewegen.
Ich gehe zu dem Lichtschalter.
Doch kaum zwei Meter davor sinke ich im Boden ein.
Was zur Hölle passiert hier?
Wie in Treibsand sinkt mein linkes Bein bis zur Wade in den Boden.
Schnell versuche ich,es heraus zu ziehen, doch es ist als würde ich versuchen, es aus einer klebrigen Masse zu zerren.
Dabei sinke ich bis zum Knöchel mit dem rechten Fuß einen Schritt weiter in das Laminat.
Schöne Bescherung.
Je weiter ich mich zum Lichtschalter vorkämpfe, desto mehr sinke ich in den scheinbar weich geworden Boden.
Als ich schließlich bis zum Bauchnabel zwischen zwei Etagen stecke, (ich habe keine Ahnung, an wessen Decke meine Beine grade herunterbaumeln,) ziehe ich mich mit den Armen voran.
Ich komme mittlerweile an den Lichtschalter heran,doch das "Wasser", in dem Fall der Holzboden, steht mir buchstäblich bis zum Hals.
Und plötzlich Rutsche ich hindurch, in die Wohnung des Mieters eine Etage tiefer.
Und sitze einem Alten Herren gegenüber der sich die Beule in der Hose massiert, als er sich einen Softpornosender ansieht.
Ich muss würgen und verlasse angewidert den Raum.
Das heißt,ich versuche es.
Die Tür kann ich nicht öffnen,ich greife einfach hindurch.
Also probiere ich, hindurch zu gehen, bleibe aber mit dem rechten Bein unerwartet in der Tür stecken und falle dadurch hin.
"Verfluchte scheiße, was soll das?!" ,zische ich und versuche,meinen Fuß zu befreien.
"Was ist dein scheiß Problem, Tür?!"
Und ja, ich rede beim fluchen auch mit Gegenständen.
Fanden schon einige merkwürdig, als ich noch am Leben war.
Aber meine Freunde hat es immer köstlich amüsiert, ebenso Luke.
Das erinnert mich wieder daran, was ich eigentlich wollte und ich reiße den Fuß aus der Tür,die tatsächlich sogar nachgibt und zwei feine, aber jeweils etwa eine Handfläche lange Risse zeigt.
Ich bin beeindruckt, das ist der erste materielle Gegenstand, bei dem meine Berührungen Auswirkungen zeigen.
Ich renne die Treppe hoch und versuche, zu klingeln.
Luke ist allein zu Hause, die Familie ist arbeiten.
Ich werde verhindern, dass er so seine Semesterferien verbringt.
Doch die Verzweiflung kommt von neuem auf. Mein Finger gleitet durch die Klingel wie durch Butter.
Also wieder durch die Tür.
Ich atme tief ein und beginne wieder zu reden.
"So Tür. Wir beide verstehen uns besser als die da unten und ich, okay?
Luke braucht jetzt Hilfe, bitte mach mir keine Schwierigkeiten."
Und tatsächlich, ich schaffe es, in einem beinahe normalen Schritttempo durch die Tür zu gehen. (Holztüren sehen übrigens sehr interessant von innen aus.)
Und auch die zu seinem Zimmer macht keine Faxen und lässt mich passieren.
Jetzt bin ich also wieder in Luke's Zimmer und versuche von neuem, den Lichtschalter zu betätigen.
Es will und will nicht funktionieren.
Minuten vergehen und ich befinde mich am Rande der Verzweiflung.
Ich sitze inzwischen im Schneidersitz auf dem Boden und tippe wie eine geistesgestörte auf den Schalter.
Es hat keinen Sinn.
Das funktioniert einfach nicht.
Aber wenn ich schon so etwas simples wie einen Lichtschalter nicht bewegen kann, wie zum Henker soll ich Luke dann vermitteln, dass er aufhören soll sich Vorwürfe zu machen und stattdessen sein Leben endlich weiterleben?
Er starrt nach wie vor die Decke an.
Direkt neben mir.
Und ich kann nichts tun um ihm zu helfen?
Ich ertrage den Anblick nicht mehr und vergrabe die Hände in meinem Gesicht, fange an zu weinen.
Wie soll ich ihm nur helfen?
Ein lautes Schluchzen entfährt mir und ich sehe Luke an.
Dieser sieht nicht mehr an die Zimmerdecke, sondern sieht sich verwirrt im Raum um.
Hat er mich gehört?
Er schüttelt den Kopf und schließt die Augen, atmet tief ein.
Auf vollem Leibe schreie ich seinen Namen. Er scheint es nicht zu hören.
Ich rufe und rufe,doch es ist zwecklos.
Normalerweise währ ich inzwischen heiser, aber ich bin ja tot.
Wieder weine und schluchze ich, wieder überkommt mich die Depression, die die Verzweiflung schleichend mit sich bringt.
Doch er scheint mein Weinen zu hören und sieht sich wieder um.
"Scheiße Mann, jetzt höre ich sie schon weinen...Vielleicht sollte ich mir ja doch Hilfe suchen..", murmelt mein Ex leise.
Hoffnung keimt in mir und ich kreische seinen Namen.
Diesmal hört er es.
"Mary..?"
"Luke!"
Er fängt an zu lachen.
Normalerweise sollte es mich freuen, ihn in so einer Situation lachen zu sehen.
Aber die Tatsache,dass eine beunruhigende Hysterie in seinem Lachen mitschwingt,macht mir erhebliche Sorgen.
Wieder murmelt er vor sich hin.
"Ich werd verrückt. Das ist es sicher. Ich dreh am Rad."
Ich versuche, sein Nachtlämpchen einzuschalten.
Zu meinem Triumph funktioniert es.
Luke sieht die Lampe erschrocken an.
"Fuck..."
Dann sieht er durch mich hindurch und sucht den ganzen Raum mit den Augen nach mir ab, doch sehen kann er mich nicht.
"Mary..." er schluckt sichtbar "...falls du das bist, sei ruhig wütend auf mich.
Ich habe nichts anderes verdient...
Ich wollte dich nicht sterben lassen, mein Gott, es tut mir so leid"
Die letzten Silben hören sich gepresst an und die Tränen laufen ihm wieder über die Wangen.
Das ist das erste mal seit über einer Woche, an dem er wieder Emotionen zeigt statt starr durch die Gegend zu sehen. Es ist ein Fortschritt, doch es bricht mir das Herz, so dass ich noch mehr weine als eben noch.
"Bitte...hör auf...",sage ich leise.
"Ich bin nicht wütend..."
Aber auch das hört er nicht.
Ich weiß nicht was ich tun soll.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 04, 2018 ⏰

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