Kapitel 8.

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Ich verabschiedete mich von Kyouya und machte mich schon mal auf dem Weg zum Corperal. Was war nun sein Problem?! Mann! Er war wirklich eine größere Zicke, als ich es war...

Angekommen vor seiner Tür klopfte ich und seine gelangweilte, feste Stimme bat mich rein.

" Captain.", sagte ich und salutierte.
" Eimer und Lappen liegen bereit. Und jetzt putz mein Büro, bis es glänzt. Sehe ich ein kleiner Staubkörnchen, fängst du von vorne an.", sagte er ohne wenn und aber und sah weiter auf seine Dokumente.
" Wie- bitte???", fragte ich überrumpelt. Ich war doch nicht die verdammte Putzfrau! Mit hochrotem Kopf schnaubte ich und wartete auf eine Antwort. Nichts kam, also räusperte ich mich. " Du hast schon verstanden, Königsegg. Oder brauchst du noch eine Einladung mit Stempel?", meinte er und würdigte mir keines Blickes.
Reiss dich zusammen, Königsegg! Reiss dich zusammen! Angepisst schnappte ich den Eimer und füllte sie mit warmen Wasser und fing an seine Regale und Kommoden abzuwischen. Dieser Putzsüchtiger Mistkerl! Sein Büro war blitzblank! Es war völlig frei von Dreck und nun verlangte er von mir, nochmal über etwas sauberem zu wischen?! Langsam reichte es mir wirklich.

Da für mich alles erledigt war schüttete ich das Wasser im Badezimmer weg und stellte den Eimer beiseite. Ich ging zurück zum Büro und stellte mich vor ihm. Er war mit seiner Arbeit sehr beschäftigt und konzentriert, also räusperte ich mich wieder. " Wenn du Husten bekommst, geh zu Hanji und lass dir was verschreiben. Ansonsten, schnapp dir den Stapel und mach dich an die Arbeit.", gab er kalt von sich.
Gut! Ich wurde wahnsinnig! Nein! Ich war es bereits! Argh! Wieso musste ich das auch noch machen!?
Grimmig nahm ich den Stapel und blätterte darin durch.
" Was soll ich damit?", fragte ich.
" Sortiere sie nach dem Alphabet und leg sie ins Regal, mit den blauen Ordnern."
" Wie SIE verlangen.", antwortete ich zischend. Er reagierte nicht darauf und machte einfach nur mit seiner Arbeit weiter. Es dauerte länger als gedacht, denn als ich hinaussah, war es bereits dunkel.
Levi seufzte und ich sah ihn an. Dabei musterte ich sein Gesicht genau. Diese gerade Nase, die kleine Sorgenfalten, diese sturmgrauen Augen, pechschwarzen Haare. Er sah verdammt gut aus. Und dann kam noch sein undurchdringlicher Charakter und diese gefährliche, jedoch auch beruhigende Ausstrahlung. Man konnte ihn entweder hassen oder einfach nur lieben. Und ich wusste, dass ich am seidenen Faden hing, mich in ihm zu verlieben. Wahrscheinlich hatte er wirklich Gefühle für mich. Wahrscheinlich ging es ihm genauso wie mir. Doch selbst wenn, es könnte doch nie etwas zwischen uns werden. Diese Welt ist zu grausam, um sich jemandem zu suchen, mit dem man bis zum Lebensende zusammen sein wollte. Denn morgen oder jetzt konnte schon der letzte Moment sein. Im Endeffekt, hatte man nur Angst, jemandem zu verlieren, dass man so sehr liebte, dass es einem innerlich zeriss und kapputt machte. Ich wüsste aber auch nicht mal, ob unser Chemie miteinander passte. Er war der völlige Gegenteil von mir. Doch hieß es nicht, dass Gegensätze sich anzogen? Warum gab er mir das Gefühl, gewollt zu werden? Warum...bedeutete er mir so viel, wenn er mich doch nur meistens verletzte? Wollte mein Herz denn solch ein Schmerz unbedingt ertragen?

" Wenn ich was im Gesicht hab, sag es mir. Wenn nicht, dann mach dich gefälligst weiter an die Arbeit.", murnelte er und blickte mich an. Ich riss die Augen weit auf und konnte nicht anders, als in diese wunderbaren Augen zu sehen. Sie verbargen so vieles, unergründliches! Und man bekam den Drang, sie erforschen zu müssen! " Königsegg! Hör auf Tag zu träumen...", sagte er und ich spürte eine kleine Spur von Verlegenheit in seiner Stimme.
" Ich-...", bekam ich ein Piepsen heraus. Mein Herz schlug schneller, als er mich nun so intensiv ansah. Ich fühlte wieder, wie die Hitze langsam in mir hoch kroch und mein Hals sich zuschnürte.

Levi

Ich spürte die ganze Zeit ihr Blick auf mich, also riskierte ich es von meinem Stapel hochzuschauen und sie sah mich verstohlen an. Doch sie war wie hypnotisiert und in Gedanken versunken. Ich konnte nicht anders, als in diese wunderschönen Saphierblauen Augen zu sehen. Sie leuchteten und strahlten so viel Wärme von sich. Ich sah wieder zu meinen Blättern, konnte mich jedoch nicht konzentrieren. Wie sehr ich doch wieder ihre süßen Lippen kosten würde. Ihre Haut berühren wollte und sie bei mir zu haben. Innig...
Dieser verdorbener Bastard Kaiserheer! Was dachte er nur dabei sie zu umarmen. Und zwar so intensiv und ihr diese Worte zu sagen?! Was wenn sie wieder zu ihm wollte und sie sich wieder in ihm verliebte? Doch, war sie jemals in ihm verliebt? Mir kam es nie so vor. Ich musste einfach diese Göre haben! Egal um welchen Preis! Sie machte mich süchtig und wahnsinnig! Und die Gedanken, dass andere sie auch wollten, trieb mich dazu an, sie töten zu wollen.
Ihre Gegenwart, brachte mich immer wieder etwas zu tun, was verboten war. Meine Gedanken spielten verrückt und ich war nicht mehr wie ich selbst. Es schien, als würde ich doch noch etwas in mir spüren. Sie brachte mich dazu, über meine Gefühle nachzudenken und manchmal sogar auch, über die Liebe. Tch... Dieses Wort! Es ging mir langsam auf den Sack!
Ich sah hoch und sie blickte mich immer noch so verträumt an.
" Wenn ich was im Gesicht hab, sag es mir. Wenn nicht, dann mach dich gefälligst weiter an die Arbeit.", sagte ich zu ihr und sah ihr gelangweilt in den Augen. Sie riss erschrocken die Augen auf und wurde rot. " Ich...", kam ein Piepsen von ihr.
" Gut. Mach weiter.", entgegnete ich und räusperte mich kurz, da mein Hals sich plötzlich trocken anfühlte.
Ich entschied mir ein Tee zu holen und stand auf. " Levi...", murmelte sie plötzlich. " Hm."
" Ich...das mit Kyouya...uhm...", stammelte sie. " Hab ich dir nicht gesagt, du sollst an deinem Ausdruck mehr arbeiten? Tch. Mir doch egal, was mit Kaiserheer ist. Was dort passiert war, ist passiert. Und es interessiert mich ein Dreck. Mach jetzt weiter. Ich will heute noch fertig werden. Dumme Göre...", sagte ich monoton, doch innerlich hätte ich sie packen können, über dem Tisch legen und sie anschreien können. Das sie nur mir gehörte. Doch das ging schlecht, denn ich besaß sie nicht. So gern ich es wollte, so schwer war es auch.
Verkrampft öffnete ich die Tür und machte mich auf dem Weg in die Küche.

Malou

Als er den Raum verließ schlug ich mit der Handfläche gegen meine Stirn und schnaubte. " Argh! Was zum Teufel ist mit mir los???", jammerte ich und kaute auf meine Unterlippe. Ich war einfach nicht ich, wenn er in der Nähe war. Ich konnte mich nicht klar ausdrucken, nicht richtig denken. Er konnte so verdammt einschüchternd und angsteinflössend sein. Es machte mich wahnsinnig, dass er mich meistens so sehr unter Kontrolle hatte! Wieso nur, ließ ich das alles zu?!
Wütend schlug ich auf dem Schreibtisch und stand auf. Ich hielt hier das nicht aus! Ich brauchte frische Luft!

Ich ging aus dem Büro und als ich um die Ecke bog knallte ich gegen jemand. Etwas heißes, flüssiges verbreitete sich auf meinem Oberköper und ich schrie erschrocken auf. Der Schmerz durchzuckte sich in meinem ganzen Körper und ich sprang hin und her und kreischte rum. " Heiß!", schrie ich und presste die Lippen zusammen. Ich riss meine Jacke von mir runter und zog mein durchnässtes Oberteil hoch um dann auf mein halbnacktes Oberkörper zu pusten. " Du Göre! Hast du keine Augen im Kopf?! Verflucht, schau was du angestellt hast!", zischte Levis Stimme. Ich schluckte schwer und sah in seine Richtung. Er hielt seine Tasse in der Hand und er kam bedrohlich auf mich zu. Oh, Gott! Er würde mich jetzt damit erschlagen!
Ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und er war mir nun haaresbreite nah. " Zeig mal her...", sagte er plötzlich sanft. Ich kam nicht klar, was er da soeben sagte. " Na, los! Als ob ich dich noch nie halbtnackt gesehen hab...", murmelte er und legte sanft die Hand auf meine Taille. Ich wurde rot und ich stöhnte innerlich auf. " Der Tee war brühend heiß. Komm. Ich geb dir eine Salbe.", sagte er monoton und zog mich hinter sich her.
Genau das hasste ich an ihn.
Erst war er ein totals Arschloch und dann wieder wie ein Engel. Er musste mir wirklich den Kopf verdreht haben, so wie ich mir das gefallen ließ...

Fallen Angels (Levi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt