Das goldblonde Haar fiel in ihr elfenbeinfarbenes Gesicht. Sie strich sich die Strähnen, die an ihren vollen rosa Lippen hingen, weg und sah durch jene pazifisch blauen Augen, welche mit langen dunklen Wimpern betont waren, auf die weißen schwarzen Tasten. Sachte legte sie ihre Hände auf Position. Doch kurz bevor sie anfing, atmete sie die kalte Luft im Raume tief ein und wieder aus. Der erste Ton. Zart tanzten ihre weichen Finger über die Tasten, als wären es Blätter die vom Winde verweht werden. Die Klänge füllten den großen Saal mit Eleganz und Schmerz. Das Stück, welches der jungen Dame durch die Finger glitt, war von dem berühmten Komponisten Ben Cocks und besaß den Namen ‚So cold', wie ironisch.
Am Ende des Stückes wurden ihre Fingerschläge auf den Tasten immer intensiver und man spürte den ausdrucksstarken Ton deutlich im Herzen. Ihre Augen füllten sich mit eiskalten Tränen, sodass es schon an Schmerz grenzte, doch sie hörte nicht auf, ehe sie die letzten Töne zu Ende spielte. Im Hintergrund hörte man plötzlich rauschende Regentropfen, sie stiegen leise mit in das Stück hinein, doch endeten ohne die Klänge des Klaviers.
Die Menschen, falls es überhaupt welche waren, klatschten begeistert und zufrieden in ihre trostlosen Hände, als wüssten sie nicht, dass dieses Stück ihr die Seele zerbrach. Dennoch erhob sie sich und drehte sich zu ihrem Publikum. Alle erblickten das Mädchen welches vom Scheinwerfer erstrahlte, ihre Tränen glitzerten auf und jeder im Saal konnte es erkennen. Doch alle klatschten weiter, als würde es sie nicht interessieren und sie ließ sich die Peinigung ertragen, denn das war ihr Schicksal.
Als sich die Vorhänge langsam aber sicher dem Boden widmeten und das Publikum verschwand, stand sie immer noch in der Mitte der Bühne. Sie war komplett erstarrt gewesen, ich konnte deutlich fühlen wie sehr sie litt und wie sehr sie sich wünschte, dass dies alles ein Ende hatte.
„Ich bringe dich bald weg von hier, damit wir in Frieden leben können", log ich zur Besänftigung, doch sie weinte immer noch stumm vor sich hin ohne einen einzigen Ton von sich zu geben. Sie hatte ihre ganze Stimme durch das Klavier deutlich gemacht, doch keiner dieser Leute, hatte es verstanden- niemand bemerkte die Bedeutung hinter den Schlägen der Tasten.„Alissa" ich nahm sie schützend in den Arm und versuchte ihr Geborgenheit zu überliefern. „Wir werden immer vereint sein", versprach ich und küsste sie auf die Stirn. Nach einer kurzen Weile wendete ich mich von der Umarmung ab, sodass ich sie an die Hand nehmen konnte und sie nach draußen führte. Als wir aus der Tür traten, atmete ich ganz tief die frische regnerische Luft ein. Sie tat es mir gleich, meine kleine bleiche Schwester, für sie war ich jenes Vorbild, denn sie hatte sonst niemand anderen. Ich musste perfekt sein, keine Fehler machen, sonst würde sie falsche Dinge lernen und unreine Taten vollbringen.
Wir sahen gemeinsam zum grauen wolkenbedeckten Horizont hinauf. Ihre weiche kleine Hand fühlte sich zu meiner, in diesem Augenblick ließen wir das Grau hinter uns und schauten in die tiefenblauen Augen. Ich war mir sicher, wir beide hatten denselben Gedanken- dasselbe Ziel. Bald schon werden wir hier verschwinden. Zusammen bauen wir uns ein neues Leben auf, eines bei dem keiner weiß wer wir wirklich sind und keiner der uns in Sklavenschaft zwingt.
Lange sahen wir uns noch schweigend in die Augen, niemand hatte einen Ton von den Lippen gepresst, es war auch nicht notwendig, wir wussten was der andere dachte. Bald wird die Zeit kommen an dem wir einen Ort finden, bei dem niemand weiß, dass wir Vampire der besonderen Art sind.
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Vielen Dank dafür, dass du dich entschieden hast 'White Blood' zu lesen. Ich hoffe du kannst dich gut in meine erschaffene Welt versetzen ❤
Und wenn sie dir gefällt, dann geb mir doch gerne Bescheid wenn du willst :3
Auch Kritik ist gern gesehen ^^Ansonsten wünsche ich dir noch einen schönen Tag und hoffe dich bald wieder zu sehen :3
-LG ❤
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White Blood (Wird überarbeitet)
Vampire||CreativityAward Gewinner|| Das weiße Blut prägt sie. Viktorias Welt der Vampire ist voller Gefahren, Angst, Schrecken, Brutalität. Sie findet keine Zuflucht, keine Sicherheit, sie findet sie erst, wenn sie bei ihrem Adelshaus angekommen ist. Denn...