|°ĸapιтel 2°| Das Risiko

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„Alissa! Du bist wie ich, wir können kein schwarzes Blut trinken ohne dass es uns vergiftet! Wie kannst du nur so rücksichtslos sein!", schrie ich sie an während mir eine Träne nach der anderen die Wange hinunter kullerte

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„Alissa! Du bist wie ich, wir können kein schwarzes Blut trinken ohne dass es uns vergiftet! Wie kannst du nur so rücksichtslos sein!", schrie ich sie an während mir eine Träne nach der anderen die Wange hinunter kullerte. Ich fühlte die stechende Kälte die von den Tränen ausgingen und da realisierte ich, wir waren draußen, alleine.

Doch sie lächelte mich nur an und packte aus ihrer kleinen Tasche ein paar ihrer Kräuter aus. „Keine Sorge, ich habe mir vorhin etwas zusammen gemixt, das gegen Vergiftungen ist. Also hab keine Angst" Ich schaute ihr in die glasigen nun eisblauen Augen an - sie war nun eine weiße Vollblüterin, normalerweise bekomme man das erst mit dem achtzehnten Lebensjahr, doch sobald wir Weißblüter von Schwarzblüter trinken, verteilt sich das Blut in uns sehr schnell und wir erlangen schneller unsere natürlichen Kräfte. Doch dies wirkt sich bei anderen stärker oder schwächer aus, das Risiko dabei ist eben die Vergiftung, auch dies ist bei anderen unterschiedlich stark.

„Dann fliehen wir jetzt also?", fragte ich ironisch und sofort rannten wir wieder in den Wald. Wir wussten nicht wohin wir flohen, doch alles war besser als diese schwarze finstere Festung die uns mehr als unser halbes Leben festhielt. Es war schön, wir konnten rennen, doch Alissa war schneller als ich, weshalb sie mich an der Hand hielt und mich mehr oder weniger zog. Natürlich waren wir durch mich langsamer, doch es machte ihr irgendwie nichts aus, das erkannte ich an ihrem fröhlichen Gesichtsausdruck.

Um ehrlich zu sein, konnte ich es kaum glauben- dank ihrer wahren Macht waren wir nun soweit gekommen, sonst hätten wir es nicht einmal ansatzweisen hierher geschafft. Wir überquerten die Brücke, welche das Land von Ebentrein und Berstwan verband. Immerhin durch die Brücke fanden wir einen Anhaltspunkt darauf, wo wir uns gerade befanden.

Zusammen liefen Alissa und ich Hand in Hand weiter weg von Ebentrein, denn Ebentrein war das Land welches von der schwarzen Festung eingenommen wurde. Berstwan war zwar weniger gefährlicher als Ebentrein, doch hier wusste niemand wer wir waren, außer das Alissa nun mehr oder weniger nach einer weißen Adligen aussah. Allerdings kann man ihr aschblondes Haar sehr gut hinter ihrer Reisemütze verstecken. Wir trugen beide nämlich unser Reisegewand, es war leicht und sah auch wirklich nicht schön aus, aber es war gut um uns im Hintergrund zu verstecken.

Nach einer langen Laufzeit kamen wir endlich an einer Bergspitze an, bei der wir einen sehr großen Überblick hatten. Diesen nutzten wir aus, um zu entscheiden wohin wir nun weiter reisen sollten. Wir setzten uns auf einen der großen Steine die auf der Bergspitze herumlagen um uns auszuruhen. Von dem Punkt wo wir allerdings saßen, konnten wir hervorragend die naheliegenden Dörfer erkennen.

„Ich glaube das ist das Dorf Ferin", sie deutete mit ihrem kleinen Finger nach Nordwest, dort lag das Dorf, welches sich von den anderen abhob, denn es war viel größer als die anderen.
„Aber es wird doch derzeitig von mehreren Sterblichen besetzt anstatt von Vampiren, oder?" ich hielt mich am Kinn fest und überlegte, dabei schaute ich mit den Augen zum Horizont. Es war üblich, dass ich dies tat, denn schließlich konnte ich mich dadurch besser konzentrieren.
„Klar, aber dort ist keine allgemeine Rasse von Vampiren, das bedeutet, dass wir uns dort viel besser untergliedern können und uns die anderen Blutsvampire höchstwahrscheinlich in Ruhe lassen", antwortete sie nach einer kurzen Weile. Es war erstaunlich wie schlau sie im Gegensatz zu mir war, dabei ist sie doch meine kleine Schwester. Ich nickte und wollte mich gerade abreise fertig machen, doch dann fing sie plötzlich fürchterlich zu husten an. Besorgt nahm ich sie den Arm und versuchte ihr irgendwie zu helfen, doch sie hörte nicht auf.

„Alissa!", rief ich ihren Namen, doch sie schaute mich nicht einmal mehr an. Ihr Kopf war gesenkt zum Boden gerichtet, krampfhaft hielt sie ihre Arme um den Bauch und hustete immer weiter. Je länger ich ihr dabei zusah, desto schlimmer wurde es. Wie konnte ich ihr bloß helfen? Ich überlegte, doch ich brauchte zu lange, denn plötzlich spuckte sie ihr weißes Blut aus dem Mund. Es landete direkt vor ihren Füßen.

„Nein! Alissa!" da fiel mir plötzlich ein, dass sie in ihrem kleinen Beutel doch ihre Kräuter hatte. Sie konnte gut mit Medizin umgehen und vielleicht wusste sie ja, welche dagegen halfen. Sofort riss ich ihren kleinen Beutel vom Körper und kramte darin herum. Welche waren denn nur geeignet? Es waren auch ein paar kleine Flaschen dabei, doch was war nun gegen ihren schmerzhaften Reizhusten? Ich öffnete den Beutel so weit, sodass sie darin hineinschauen konnte. Aber sobald sie den Blick darauf warf, hustete sie erneut und richtete automatisch den Blick wieder zu Boden. Ich beschloss daher einige dieser Kräuter in die Hand zu nehmen und ihr zu zeigen. Bei den ersten Malen schüttelte sie den Kopf und spuckte wieder Blut beim Husten aus. Langsam wurde ich immer verzweifelter, kramte die letzten Flaschen und Kräuter raus, bis sie endlich zur glasigen Flüssigkeit welche sich in der Flasche befand, nickte. Ich legte sie nach hinten, sodass sie auf dem Rücken lag, hob ihr Kinn an und führte die Flüssigkeit in den Mund ein. Bitte lass es wirken!

Verzweifelt sah ich ihr dabei zu, wie sie auf dem Rücken lag und kein Mucks mehr machte. Immerhin hustete sie nicht mehr, doch ich werde das Gefühl nicht los, als würde sie nicht atmen. Es lag bestimmt daran, dass sie das schwarze Blut des Vampirs getrunken hatte. Das Risiko war einfach zu hoch gewesen, dieses dumme Mädchen, warum hatte sie das bloß getan.

Ich saß auf Knien neben ihr, hielt mich krampfhaft an einem Stück Stoff meines Gewandes fest und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Doch eine nach der anderen kullerte mir die Wange hinunter, ohne dass ich es wollte, es war ganz zwanglos.

„Bitte geh nicht fort... ich brauche dich doch, ohne dich, wie soll ich da nur überleben! Diese Welt ist so grausam, so rücksichtslos und brutal. Ohne dich werde ich vielleicht nur den halben Weg schaffen, ich brauche dich, also bleib hier!", flehte ich sie schluchzend an. Doch ich bekam keine Antwort, es war zu spät, die Medizin hatte nicht mehr gewirkt, ich war zu spät. Es ist alles meine Schuld! Hätte ich heute Morgen nachdem ich vom Bett aufgestanden war, gewusst was passieren würde, hätte ich mich heute freiwillig gemeldet für die Kräutersuche. Selbst wenn ich keinen blassen Schimmer von sowas habe, ich hätte mich auch für jedes falsche pflücken schlagen lassen oder sonstiges. Ich hätte alles gemacht für dich, meine Schwester! Also bitte, bleib bei mir...

White Blood (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt