Sie setzte nach mir ihren ersten Schritt auf die steinige zerfallene Treppe. Ihre Angst wurde immer stärker desto näher wir uns der Tür kamen, denn schließlich waren Gaststätten zur heutigen Zeit ziemlich gefährlich. Es waren oft Vergewaltiger, Pädophile oder einfach nur betrunkene Menschen dahinter. Ich spürte ihr besorgtes zögern, es sollte mir den Hinweis geben, diese ganze Sache nochmal zu bedenken. Doch auf der Straße zu schlafen? In einer schaurigen Seitengasse? Erstens war es im Winter viel zu kalt um in einer dreckigen, dunklen, unsympathischen und gefährlichen Seitengasse zu schlafen. Wahrscheinlich würden wir uns zwar gegenseitig aufwärmen um nicht zu erfrieren, doch die Gefahr war zu groß um irgendwelche Schaden davon zu tragen!Langsam quietschend öffnete ich die Türe und spähte vorsichtig hinein. Niemand nahm mich erstmals wahr, es waren sehr laute betrunkene Sterbliche dort- von Vampiren keine Spur, zum Glück. Bedächtig setzte ich einen Schritt vor den Anderen und schaute unruhig um mich herum. Danach versuchte ich mich irgendwie unauffälliger zu verhalten und lief daher etwas normaler, also auch schneller. Alissa kam mir hastig hinterher. Als wir vor dem Wirten standen schluckte ich zittrig, spürte wie ich vor Angst nicht still stehen konnte und wartete bis er mich bemerkte.
Er war ein feiner Herr, trug ein weißes Hemd, doch seine Hose erkannte ich hinter dem Tresen nicht. Das einzige was an ihm auffiel, war einmal seine runde Brille auf der Nase und seinen schwarzen Zylinderhut.
„Entschuldigen Sie, wir zwei brauchen für eine Nacht ein Zimmer" ich bemerkte wie unruhig und ängstlich ich mich anhörte und deswegen stellte sich Alissa vor mich um für mich die nächsten Fragen zu beantworten.
„Natürlich, ihr jungen Damen müsst doch erschöpft sein" wir nickten nach seiner Anmerkung, dabei beugte er sich über den Tresen und sah uns mit scharf gezielten Augen an. „Aber wie wollt ihr bezahlen?" sofort füllte sich eine große Menge an Anspannung in mir auf und ich wusste nicht wohin damit, die Folge- mir wurde Grottenschlecht.Sie legte ihre Hand geschmeidig auf den Tresen ohne dabei ihren Blick von ihm zu lassen. Dabei öffnete sie ihre Hand leicht, sodass man einige Talerstücke aufblitzen sehen konnte. Ich fasste es nicht, sie hatte selbst daran gedacht, hatte sie also ihren Wächter bestohlen? Langsam schielte ich zu ihr hinüber und erkannte, wie sich ein kleines Grinsen über ihr Gesicht bildete. Sie war stolz auf sich, dass sie daran gedacht hatte, das sah man ihr deutlich an.
Doch sofort fing der Wirt an zu lachen und schlug ihre Hand weg, sodass er alle fünf Goldtaler besser im Blick hatte. „Das ist genug Geld", meinte er und hielt kurz inne „Für eine Person!" seine Stimme wurde bei diesem Satz viel stärker und kräftiger, es klang schon fast wie ein Spott. Aber ich merkte sofort, was dies zu bedeuten hatte. Entweder, sie würde hier im Gasthause schlafen und ich würde draußen in dieser Wintersnacht erfrieren oder wir beide würden uns draußen opfern. Sofort machte ich einen Schritt zurück, als mir der letzte Gedanke durch den Kopf schoss. Ich kannte meine kleine Schwester, sie war mutiger als ich, obwohl ich es eigentlich sein sollte, sie würde sich opfern. Mit einem kleinen Schwung drehte ich mich um und huschte zur Tür. Als ich diese schon fast hinter mir hatte, spürte ich wie sie mich am Handgelenk packte.
„Viktoria!", schrie sie mich mit bedrohlichem Unterton an. Sofort zuckte mein ganzer Körper zusammen. „Wie kannst du nur so von mir denken" auch wenn wir keine Gedanken lesen können, sie wusste was ich mir ausgemalt hatte und lies mich für diesen dreckigen Einfall bezahlen, in dem sie mir eine Ohrfeige verpasste. Der Schmerz begann sofort an zu stechen und ich hielt mir krampfhaft die Hand dorthin. Es fühlte sich an, als würde es kochen, so stark hatte sie zugeschlagen.
„Es gibt noch eine Möglichkeit, wir werden heute für die zweite Person arbeiten, okay?" verwundert nickte ich erleichtert den Kopf und sah ihr ängstlich in die Augen. Irgendwie schämte ich mich für meinen geplanten Abgang der auch noch scheiterte, doch irgendwie war ich auch froh, dass sie mich zurückholte.Als wir erneut vor dem Wirt standen, sah er uns belustigend an und grinste mit zwei Krügen in den Händen. Es war klar, er wusste warum wir wieder vor ihm stünden und hatte unsere Arbeit schon in der Hand- wie ironisch. „Also, helft meinen Damen und meiner Ehefrau!", gab er uns zu Befehl und wie wir es schon gewohnt waren, erledigten wir unsere vorgeschriebene Arbeit. Doch zuerst legten wir unsere Reisegewänder ab, zogen uns die Schürzen vor die Kleider und krempelten die Ärmel hoch. Wir waren nun bereit und nahmen ein paar Bestellungen der miefigen, unsympathischen und dreckigen Menschen auf. „Alissa, Tisch Nummer 2 bekommt zwei Biere", berichtete ich ihr ehe ich mich an den nächsten Tisch machte um die neuen Wünsche der Kunden aufzunehmen. Es war ein leichtes für sie und mich, wir waren das nun schon zehn Jahre gewöhnt und konnten so eine extrem einfache Arbeit mit links erledigen. Außerdem waren Alissa und ich ein Team, ich nahm die Bestellungen auf und übermittelte sie ihr und sie brachte die gewünschten an den jeweiligen Tisch. Dies war unsere Taktik, doch manchmal übernahmen wir auch die Arbeit der Anderen, sobald es etwas stressiger aussah.
Nach circa zwei Stunden Arbeit gab uns der Wirt ein einfaches Glas Wasser zur Erholung. Außerdem lobte dieser uns und wollte uns schon fast überreden hier fest zu arbeiten, doch wir lehnten strikt ab. Wir mussten schließlich weiter weg von der Festung des Schwarzblutes um uns wirklich mehr abzusichern.
„Hey Mädchen, ihr leistet hervorragende Arbeit!" sofort bedankten meine Schwester und ich uns bei der Ehefrau die uns ebenfalls lobte. „Aber könntet ihr noch eine Bestellung von dem Kunden dort drüben aufnehmen? Danach habt ihr genug gearbeitet für eure zweite Person", meinte sie lächelnd und deutete auf einen Mann mit schwarzer Kleidung. Es war ein Vampir, wir rochen ihn sofort, als wir ihn bemerkten. Wahrscheinlich war er erst gerade hier hereingekommen oder wir haben vor lauter Arbeit ihn gar nicht gespürt. Nervös schaute ich meine Schwester an, die aber sofort zielgerichtet zu ihm hinüber schlenderte. Von weitem beobachtete ich die zwei.
Der edle Vampir trug eine schwarze etwas enganliegende Hose und ein gräuliches Jackett. Darunter hatte er ein Hemd mit Kragen und ein paar kleine Rüschen ließen dieses Hemd etwas adliger aussehen. Kein Zweifel, auch er war ein adliger, doch nicht so gefährlich wie unser Adel. Doch während ich ihn so musterte, kam er mir immer und immer mehr bekannter vor. Ich wusste nicht wieso- doch irgendetwas beängstigte mich an ihm, irgendetwas kam mir so verdächtig bekannt vor. Aber was war es nur? Vielleicht hatte ich ihn schon einmal in der Schwarzfestung gesehen? Nein, oder?
Ab und zu gab er groteske Gesichtsausdrücke von sich oder warf ein paar trostlose und neutrale Blicke zu mir. Doch diese wich ich gekonnt aus in dem ich nur mit meinen Augen irgendwo anders hinschielte. „Ein Glas Wein", hörte ich Alissas Stimme plötzlich hinter mir, während sie mir kurz auf die Schulter tippte. Als ich mich jedoch umdrehte sah ich ihre Augen zu schlitzen geformt, es deutete daraufhin, dass sie ihm nicht traute- ich solle mich in Acht nehmen.
Aus dem Fass schöpfte ich Wein und lief hastig aber auch vorsichtig zu dem in schwarz getunkten Vampir hinüber. „Ach, also habe ich mich nicht getäuscht" empfing ich seine Stimme während ich ihm das Glas auf dem Eichenholztisch servierte. Ich wollte mich so eben umdrehen und mich auf dem Weg zum Tresen zu machen, bei dem Alissa auf mich wartete. „Nicht so eilig meine Liebe, setzen sie sich doch und lauschen meiner Geschichte zu, denn ehe sie sie nicht gehört hatten, werde ich dieses Wirtshaus untergehen lassen" geschockt sah ich ihn an und schaute mich nach meiner Schwester um, doch irgendwie schien meine Sehstärke trübe zu sein. Ich erkannte nur noch Dinge die ein Meter von mir entfernt waren und so verfiel ich der Angst. Was hatte er nur vor mit mir?
„Nun wissen sie, wie stark und mächtig ich sein kann, also bleiben sie doch für einen kurzen Moment bei mir, es wird den Anderen nur wie eine Sekunde vorkommen" Er stützte seinen Ellenbogen auf den Tisch ab und verschränkte seine Hände ineinander, sodass er seinen Kinn darauf ablegen konnte. Mit einem bösartigen Grinsen und zusammen gekniffenden Augen musterte er mich. Was war hier nur los?! Alissa rette mich ehe es zu spät ist!*~°~*
Das war Kapitel 4 und ich wollte mich nur nochmal kurz für meine Leser und Votes bedanken :3
Ihr seid wirklich Klasse und ich bin euch wirklich vom ganzem Herzen dankbar, dass ihr sie lest ❤Vielen Dank!
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White Blood (Wird überarbeitet)
Vampire||CreativityAward Gewinner|| Das weiße Blut prägt sie. Viktorias Welt der Vampire ist voller Gefahren, Angst, Schrecken, Brutalität. Sie findet keine Zuflucht, keine Sicherheit, sie findet sie erst, wenn sie bei ihrem Adelshaus angekommen ist. Denn...