|°ĸapιтel 3°| Liebe geht weit über ihre Grenzen

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Der Wind wehte die kahlen Äste umher, wirbelte die eiskalten Schneekristalle in der Luft und rieb mir den Geruch von Blut unter die Nase

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Der Wind wehte die kahlen Äste umher, wirbelte die eiskalten Schneekristalle in der Luft und rieb mir den Geruch von Blut unter die Nase. Es war schrecklich. Sie lag vor mir, gab keinen Mucks mehr von sich und atmete auch nicht mehr. Tod? Das konnte ich immer noch nicht völlig ausschließen, wahrscheinlich lag es daran, dass ich es nicht glauben wollte. Ich würde hier sitzen und sie die ganze Zeit anschauen, bis sie ihre Augen wieder öffnete. Man könnte meinen, es sei ein Traum, doch es war die pure bittere Realität. Die ganze Wahrheit, wie schrecklich diese Welt ist, wurde mir gerade vor Augen gespielt. Ob mich dieses Szenario verändern wird? Es hat es bereits.

Plötzlich nahm ich ein weiteres Husten war. Ich erhob sofort meinen Kopf, riss die Augen auf und warf mich praktisch vor die Füße. „Alissa!", rief ich. Als Antwort bekam ich nur ein weiteres Husten und kurz darauf öffneten sich krampfhaft und langsam ihre strahlend blauen Augen. Mein Herz pochte wie nie zu vor, meinen Körper habe ich noch nie so zitternd gespürt, noch nie hatte ich dieses Glücksgefühl so stark gefühlt wie jetzt.

„So einfach" sie räusperte sich und schaute dabei zum Horizont „wirst du mich nicht los", ergänzte sie. Schwungvoll schwang sie ihren Arm in die Luft und öffnete ihre Hand, die Sonne strahl ihr glücklich ins Gesicht. Es sah beinahe so aus, als ob sie die Sonnenstrahlen auffangen wollen würde. Ich lächelte sie glücklich an und hielt dabei ihre rechte Hand fest.

„Dafür, dass ich überlebe, musste ich das ganze schwarze Blut, das sich mit einigen weißen Blutkörperchen vermischt hatte, ausspucken. Das Mittel, welches du mir eingeflößt hattest, diente also nur dazu, dass ich mein Blut bei mir halte. Es war einfaches Verfahren." Erklärte sie mir plötzlich, während sie zu mir schielte, aber ihren Kopf immer noch zum Horizont richtete. Doch ich bekam nur die Hälfte dieser Erklärung mit, denn ich konnte an nichts anderes denken, als daran, dass meine süße kleine Schwester wieder bei mir war.

Sie strich sich mit der einen Hand, einige Haare aus dem Gesicht bis sie plötzlich bei der letzten Haarsträhne blieb und sie sich vor die Augen hielt. „Goldblond", murmelte sie woraufhin ein kleines Kichern folgte. Ich wusste ebenfalls was dies bedeutete, sie war nun keine Vollblütige mehr, sie war wieder wie ich und das hatte zur Folge, dass dieses Risiko endlich vorbei war.

„Na komm, lass uns aufbrechen nach Ferin", forderte ich während ich ihr meine Hand ausstreckte, sodass sie mit mir zusammen aufstand. Als wir dann gemeinsam losliefen machte ich mir während dem langen Weg durch die Wälder sehr viele Gedanken. Einer von diesen Gedanken hatte mich sehr beschäftigt und mitgerissen, es war, dass ich immer versuchte die große Schwester zu sein, doch eigentlich war es schon immer Alissa gewesen, die Ahnung hatte und ich nicht. Früher war es nur eine Vermutung, doch mittlerweile weiß ich, es ist so, sie war die Erwachsenere von uns beiden. Schließlich war sie die intelligentere und talentierter als ich, sie konnte schneller ein Instrument erlernen als ich, auch in der Orientierung und in der Medizinkunde hatte sie ihre Begabung. Im Großen und Ganzen glaubte ich immer, ich wäre die, die ihr alles beibringen müsse, doch eigentlich hatte sie immer alles in der Hand. Zudem hatte nur sie den Plan zur Flucht ausgehegt und mich im Unwissen gelassen- ohne mich wäre sie eigentlich besser dran.

Mittlerweile sind wir dem Dorf nur noch ein Katzensprung entfernt, wir haben auch schon einige neue Leute getroffen die uns entgegen gelaufen sind. Und dann lag endlich ein Holzschild vor uns mit der Inschrift: Ferin. Das Holzschild war ein Pfeil das nach links zeigte und wir folgten dem Pfad. Wie ich vermutete war es wirklich nicht mehr weit und wir betraten Ferin in einigen Minuten. Es liefen an uns zahlreiche Sterbliche vorbei und nur selten tauchte ein Vampir in der Menschenmenge hervor. Wir Vampire unterscheiden uns auch eigentlich überhaupt nicht von Menschen, es gab zwar schon gewaltige Unterschiede zwischen Mensch und Vampir, doch im Grunde ähneln wir uns vom allgemeinen Aussehen sehr.

„Jetzt musst du ja gar nicht deine Kapuze tragen", bemerkte ich und deutete auf ihre goldblonden Haare. Lächelnd zückte sie eines ihrer Haarsträhnen vom Ohr und hielt es freudig vor ihren Mund. Sie wollte mir denke ich nur damit zeigen, wie sehr es sie freute.
„Wir suchen uns dann erst einmal eine Gaststätte, oder? Es wird schließlich bald dunkel." Ich schaute hoch zum Horizont, die Sonne neigte sich wirklich bald dem Ende zu, vielleicht nur noch ein oder zwei Stunden, aber dann würde die Nacht einbrechen und laut der Sage wäre es die Zeit der Vampire, doch für Alissa und mich hieß es Bettruhe. Wir waren jetzt schon ziemlich am Ende unserer Kräfte und wenn wir es so sehen, haben wir heute ziemlich viel erreicht. Dass wir so weit gekommen sind hätte ich niemals für möglich gehalten.

Alissa ging voraus und sprach einen unbekannten Passanten auf dem Weg an: „Würden Sie einem kleinen Mädchen bitte weiterhelfen?", fragte sie liebevoll und schaute den alten knorrigen Mann mit großen fragenden Augen an.
„Einer jungen Dame kann ich doch keine Bitte widerschlagen. Was gibt es denn?" seine Beine sahen sehr gebrechlich aus, sein Rücken war krumm und er hatte einen Gehstock bei sich. Ich schätze ihn auf die fünfzig- es war schließlich selten bei Sterblichen, dass sie zu dieser Zeit älter als sechzig werden.
„Wissen Sie vielleicht wo man hier eine Gaststätte findet? Wir sind gerade hierher gereist", erzählte meine kleine Schwester, während der knorrige alte Mann uns sofort mit seinen kleinen Äugelein, groß anzustarren versuchte.
„Oho zwei kleine Reisenden!", meinte er vergnügt und drehte sich langsam um, dabei zeigte er mit seiner freien Hand, die nicht am Gehstock war, zu einem Kieselsteinweg. „Ihr müsst dort entlang und dann solltet ihr es sofort erkennen. Es ist ein großes Gebäude, dort sind öfters viele Leute zu Besuch. Die meisten haben allerdings ihr eigenes Haus und kommen dort nur hin um mit ihren Freunden zu trinken. Also passt auf!", gab uns der Herr ein paar Ratschläge ehe wir seinen Anweisungen befolgten und den Kieselweg geradeaus weiter liefen.

Der Mann hatte schlussendlich recht und wir haben das Gebäude sofort erkannt. Es war wirklich eines der größten und breitesten dieses Dorfes. Es hatte eine weiße Lehmwand und war mit Holzriemen größten Teils befestigt. Von weitem sah dieses Werk recht gemütlich aus und wahrscheinlich könnten Alissa und ich hier auch für eine Nacht lang bleiben. Und falls uns das Schwarzblut suchen würde, dann bräuchten sie trotzdem noch mehr Zeit, doch das bezweifle ich, dass sie überhaupt nach Ferin kommen würden.

„Also auf geht's oder?" ich nickte und ging in die miefige Stube hinein.

White Blood (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt