13. Kapitel

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Karolin P. o. V.:

Alles war dunkel. Alles war still. Ich spürte nichts. Keinen Schmerz. Ist das die Hölle? Aber in der Hölle ist es doch heiß, oder? Warum bin ich hier? Bin ich tot? Müsste ich, oder? Der Ork. Er hat mir doch sein Schwert in meine Seite gerammt. Aber wer war die Person, die aus den Bäumen sprang? Hat sie mich gerettet? Wenn ja, würde ich ihr gerne danken. Aber ob ich wieder aufwache, ist die Frage. Auf einmal sah ich ein Licht. Weit weg, aber es war da. Anscheinend musste ich um zu Leben, zu diesem Licht gehen. Warte! Gehen? Ich stehe. Ich kann stehen! Ist das nur hier oder in der echten Welt auch? Das muss ich mal prüfen, wenn ich wieder lebe. In Geschichten laufen die Leute, doch auch auf das Licht zu und dann leben sie wieder, oder? Aber will ich das überhaupt? Bin ich bereit wieder zu leben? Aber für immer hier bleiben, wäre langweilig und ich würde Lizzy das Herz brechen. Sie würde sterben, wenn sie genauso für mich fühlt, wie ich für sie. Ich kann sie nicht alleine lassen, mit diesen Idioten. Vor allem nicht mit Boromir. Er scheint sie ja sehr zu mögen. Außerdem muss ich doch noch mitbekommen, wie Lizzy unsere Mutter nach Bettgittern fragt. Das wird bestimmt lustig. Ich hab mich jeden Falls tot gelacht, als sie es mir erzählt hatte. Am Besten mach ich mich mal auf den Weg. Also ging ich los. Immer weiter auf das Licht zu. Es wurde immer heller. Mann, ich sehe nichts mehr. Dann war das Licht plötzlich weg.

Ich öffnete vorsichtig die Augen. Ich schloss sie allerdings direkt wieder, da es viel zu hell war. Warum muss es überall so hell sein? Ich öffnete die Augen wieder und schaute in wunderschöne Augen. Wunderschöne, eisblaue Augen, die wie Sterne aussahen. "Danke." Was? Warum bedankt der Typ sich? "Hab ich das etwa laut gesagt?" krächzte ich. Ein amüsiertes Lachen war Antwort genug. Ich musterte ihn. Schönes Gesicht, blaue Augen, spitze Ohren, blonde Haare, gut trainierter Oberkörper. SCHEIßE!! Das ist Legolas! Vor Schreck rutschte ich ein Stück weg, wurde aber von einem stechenden Schmerz in meiner Seite aufgehalten. Ich verzog das Gesicht. "Ist alles in Ordnung?" fragte Legolas besorgt. Moment! Besorgt? Vor keine Ahnung, wie viel Stunden, war er sauer auf mich und jetzt ist er besorgt? Was geht denn bei dem schief? "Äh... ja. Es tut nur etwas weh." stotterte ich. Toll! Jetzt stottere ich schon. "Ich werde die Heilerin holen gehen, sie soll sich die Wunde nochmal ansehen." sagte er und stand auf, mir viel erst jetzt auf. dass er auf einem Stuhl gesessen hatte. Er wollte gerade raus gehen, aber ich hatte noch eine Frage: "Warte! Wie lange habe ich geschlafen?" Er drehte sich zu mir um: "5 Tage." Ich nickte und er verschwand. 5 Tage. So lange? Kam mir gar nicht so lange vor. 

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als auf einmal jemand mit Wucht meine Tür aufstieß, auf mich zu rannte und mich erdrückte. "Keine... Luft..." krächzte ich und verzog vor Schmerz wieder das Gesicht, da es echt in der Wunde weh tat. Lizzy ließ mich los. Endlich! Doch jetzt waren Tränen in ihren Augen. "Ich dachte ich hätte dich verloren." schluchzte sie und ließ sich auf dem Stuhl nieder. "Ich leb ja noch." lachte ich und jetzt musste auch Lizzy lächeln. "Legolas hat dich her getragen und ist die ganze Zeit bei deinem Bett geblieben." sagte sie verschwörerisch. Ach du scheiße! "Muss ich dem jetzt etwa dankbar sein?!" "Wär ja mal freundlich sich zu bedanken..." "Ich will aber nicht so sozial gegenüber Legolas sein!" Lizzy lachte los. "Das ist nicht lustig!" Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust, ließ es aber sofort wieder sein, da es weh tat.

Es klopfte. Das ist wahrscheinlich die Heilerin. Bitte nicht Legolas! "Herein!" sagte Lizzy und die Tür ging auf. Zum Glück kam nur die Heilerin rein. Glück gehabt! "Ich wollte nach euren Wunden sehen, lady Karolin." sagte sie und verbeugte sich. Ich nickte ihr zu. Lizzy machte ihr Platz und sie ging an meine Seite. "Ich werde den Verband löse, eine heilende Salbe drauf schmieren und einen neuen Verband drum machen." erklärte sie mir. Ich nickte wieder und sie fing an. Als der Verband ab war, sah ich erst das Außmaß der Wunde. Sie sah schrecklich aus. Sie ist 10cm hoch und 3cm breit. Deswegen tut sie auch so weh! Ich zischte kurz, als die Heilerin die Salbe auftrug. Lizzy schaute mich mitleidig an. Ich hasse es bemitleidet zu werden! Als die Heilerin fertig war, zog ich das Hemd wieder runter, welches ich über der Wunde anhabe. Sonst hab ich noch die mittelalterliche Form einer Jogginghose an. Anscheinend hatte Lizzy mich umgezogen. Ich hoffe das sie es war! "Ihre Wunden heilen ungewöhnlich schnell, deswegen dürfen sie, wenn sie wollen, schon wieder aufstehen, aber nur mit Stütze!" Ich nickte. "Es wird leider eine Narbe zurück bleiben, dafür ist der Schnitt zu tief. Aber die restlichen Wunden werden weggehen." Ich nickte wieder und sie verschwand, nachdem sie sich verbeugt hatte.

Ich habe noch ein paar Kratzer an meinen Armen, aber ansonsten geht's mir erstaunlich gut. Ich hatte keine Lust ihr zu erklären, das ich nicht laufen kann. Würde sie eh nicht verstehen! Warte! Wo ist mein Rollstuhl?! "Lizzy? Wo ist mein Rollstuhl?" "In einer Hütte auf dem Boden. Ich wollte ihn hierhin fahren, allerdings konnte ich die Treppen nicht hochfahren. Anscheinend kannst das nur du oder es geht gar nicht mehr." "Und wie soll ich zu meinem Rollstuhl kommen?" "Du musst dich tragen lassen." "Nein! Bitte nicht, der von dem ich denke, das du ihn meinst." "Doch! Er ist der einzige, der das kann. Boromir und Aragorn sind beschäftigt." Scheiße! "Nein! Da bleib ich lieber im Bett! Wenn ich nicht bei Bewusstsein bin, ist es ja schon schlimm. Aber ich lasse mich bestimmt nicht bei Bewusstsein von ihm tragen!" "Oh doch! Denn du sollst mit zum Essen kommen! Ich will nicht alleine am Tisch sitzen und hier bleiben darf ich nicht, weil ich uns vertreten muss! Das war grauenvoll die letzten Tage!" Ich stöhnte genervt. Ich will nicht!

"Ich geh ihn mal holen!" Damit verschwand Lizzy. Ich glaub ich sterbe! Hilfe! Ich will nicht von Legolas getragen werden! Schlimm genug, das ich ihm gesagt habe, das seine Augen schön sind! Äh, wären! Ach scheiße, man! Warum kann mich nicht Vater runter tragen? Das wäre echt angenehmer! Auch wenn ich ihn noch nicht so lange kenne! Es klopfte und Lizzy kam rein, hinter ihr Legolas. Bitte bringt mich wer um? Ich will nicht! "Trägst du sie bitte runter? Mir ist sie zu schwer." Bitte sag nein! Er nickte. Scheiße! Lizzy sah mich an und landete auf dem Boden mit einem Lachflash. Was ist denn jetzt schon wieder los? Nach zwei Minuten beruhigte sie sich wieder. "Okay, wir können." lachte sie und ging zur Tür. Legolas kam auf mich zu. Er legte einen Arm in meinen Rücken und den anderen in meine Kniekehlen. Dann hob er mich mit Leichtigkeit hoch. Oha, ist der stark! Was denkt mein Gehirn denn jetzt schon wieder?! Ich glaub ich muss mal mit Lizzy reden!

Lizzy hielt uns die Tür auf und Legolas ging hindurch und bog zur Treppe ab. Irgendwie fühl ich mich ein bisschen unsicher. Aber ich werd mich bestimmt nicht an ihm festhalten! Das wär ja noch schöner! Nicht. Als er die Treppe runter ging, machte er kurze Anstalten zu stolpern und sofort schlang ich meine Arme um seinen Hals und hielt mich krampfhaft fest. Meine Gedanken von vorhin, waren wie weggefegt. Ich hörte ein Kichern und mir fiel auf, das Legolas sich gar nicht mehr bewegte. "Ihr könnt mich jetzt loslassen." sagte ein belustigter Legolas. Ich spürte förmlich wie mir das Blut in die Wangen schoss und ließ ihn schnell los. Wir waren in einer kleinen Hütte aus Holz angekommen. Gerade mal groß genug für meinen Rollstuhl. Legolas setzte mich hinein und ich machte den Beckengurt fest.

"Hannon le." sagte ich und Legolas verschwand. Jetzt bekam Lizzy einen richtigen Lachflash und landete vor der Hütte auf dem Boden. "Was ist denn jetzt schon wieder?" fragte ich angepisst. Warum lacht die ständig?! Das regt mich auf! "Wie du ihn einfach mal umarmt hast! Dieser Gesichtsausdruck! Zu geil!" lachte sie. "Naja, das war ja nicht das erste mal..." nuschelte ich. "Was? Ich will alles wissen!" "Ähm... also... wie du ja weißt war Legolas bei mir als ich aufgewacht bin..." Ich stoppte. "Ja?" forderte sie mich auf weiter zu reden und stand auf. "Ähm... ich hab ihm ausversehen gesagt, das... seine... Augen schön sind..." So jetzt war es raus und Lizzy fiel wieder hin. "Das...hihi...hast...hihi...du...hihi...nicht gemacht!" lachte sie. "Doch?" Es klang eher wie eine Frage und Lizzy lachte noch lauter. "Und was läuft da zwischen dir und Boromir?" fragte ich sie mit hoch gezogener Augenbraue. Verdutzt hörte sie auf zu lachen. "Nichts!" Die Antwort kam zu schnell! Meine Augenbraue wanderte noch höher. 

"Ähm... wir müssen zum Essen!" versuchte Lizzy sich zu retten. "Och nö..." stöhnte ich genervt. "Doch und du kannst dich schonmal auf die ganzen Berater und so freuen, die dich fragen werden, wie es dir geht und ob wieder alles in Ordnung ist!" "Tolle Aussichten!" stöhnte ich. "Ja, nicht? Und jetzt komm!" "Okay." stöhnte ich und fuhr ihr hinter her die Treppe rauf und zum Esssaal.

Das Mädchen im Rollstuhl (HdR Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt