18

52 20 7
                                    

"Schatz? Kommst du, wir müssen gehen."

Die Stimme meiner Mutter klang vorsichtig. Ich hatte sie lange nicht gesehen. Seit seinem Tod. Ich hatte mich wie eine 12 Jährige im Zimmer eingeschlossen, eine ganze Woche und habe nur getrauert. Bilder und Videos von ihm und mir angesehen.

Zwischen Taschentücherbergen gesessen und geheult. Und irgendwo war immer der Hoffnungsschimmer, dass das ganze nur ein blöder Witz sei und er gleich ins Zimmer käme und mich verspotten würde. Doch er kam nicht. Nur im Traum. Und da ließ er mich nicht wieder einschlafen.

Also kann man sich so ziemlich vorstellen, was ich die letzte Woche gemacht habe.

Und meine Uni habe ich auch nicht mehr besucht.

"Ich komme....", antwortete ich nur belanglos. Meine Mascara war verlaufen, da ich wieder geweint hatte. Ich stand auf und kehrte die Scherben des Glases auf.

Scherben.

In Scherben.

Viel kleiner als Scherben.

Bröselchen.

Ja, wie Bröselchen.

So konnte man sich mein Herz vorstellen.

Zerbröselt. Zerquetscht. Zertreten.

Ich ging zur Tür und schnappte mir meine Jacke. Hier war es Winter. Die perfekte Jahreszeit um auf eine Beerdigung zu gehen und auf dem Friedhof rumzustehen.

Vor fast genau 10 Jahren war das gleiche. Bloß haben da meine Eltern auf der Fahrt auch geweint. Heute wein nur ich. Und zwar durchgängig.

Träne.

Für Träne.

Für Träne.

Langsam kullerten sie mir die Wange hinunter. Unaufhaltsam, auf dem Weg in den Stoff meines schwarzen Kleides.
Ob sie da jemals wieder herauskommen.

Nein, sie sind da genauso verloren wie er.

Und sie.

Wie beide.

Doch heute geht es um mich. Und um mein Leben. Denn sie haben mich im Stich gelassen. Beide. Hatten nichts besseres zu tun. Doch mein Leben geht weiter.

Mit oder ohne sie und ihn.

Obwohl es verdammt schwer ist, loszulassen und sie gehen zu lassen.

Care about you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt