14

54 19 5
                                    

Ich stieg wieder aus und schloss mich in mein Zimmer ein. Der Tag war wieder einer, den ich eigentlich nicht gebraucht hätte und völlig umsonst.

____________________________________________

Am nächsten Morgen kletterte ich aus meinem Bett. Heute habe ich mir vorgenommen, in die Uni zu gehen - egal was passiert. Im nachhinein erkannte ich, dass dieses Denken und Handeln viel zu naiv war und ich besser nicht gegangen wäre. Aber mein Willen, durch die Uni zu kommen, war viel zu groß und unirgnorierbar.

Ich startete also den Motor des weißen Audi und fuhr aus der Einfahrt.

Gefühlskalt fuhr ich die Straßen entlang und blendete alles aus, was mich an ihn erinnern könnte.

Es war schwer - so verdammt schwer.

Pünktlich kam ich in dem Raum an, wo heute zwei Vorlesungen stattfanden.

Der Raum war schon zur Hälfte gefüllt. Er war grau angestrichen, doch wirkte trotzdem einladend und freundlich. Die braunen, langen Holztische hatten einen klaren Überlack und glänzten somit als wären sie neu.

Ich setzte mich an das Ende des Raumes an das Fenster, packte meinen Collegeblock und mein Mäppchen aus und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Der Raum füllte sich mehr und mehr, aber viel bekam ich davon nicht mit. Die Vögel auf der Eiche vor der Uni interresierten mich einfach mehr und ich hatte ihnen meine komplette Aufmerksamkeit geschenkt. Wenig später kam ein junger Mann und begann mit der Vorlesung. Das Nötigste und Knappeste schrieb ich mit, sonst war ich meist damit beschäftigt, aus dem Fenster zu starren oder an dem Anhänger meines Mäppchens rumzu spielen.
Es war ein einfacher Filzball. Er hatte ihn mir geschenkt.

Nach gefühlten drei Stunden war die erste Vorlesung vorbei und wir hatte eine halbe Stunde Pause bis die nächste Vorlesung begann - diese ging nun wirklich drei Stunden.

Ich seufzte, als wir endlich gehen durften und schnappte mir meinen Geldbeutel, um zum Bäcker zu gehen.
Die Uni lag mitten in der Stadt, also hatten die Studenten viele Möglichkeiten, etwas zu essen. Subway, McDonalds, Kochlöffel, Asian Imbiss - all diese ganzen Fastfoodketten, in denen er und ich häufig gegessen hatten. Doch heute ging ich nur zum Bäcker, kaufte mir einen belegten Beagle und einen Kaffee und setzte mich auf einen der Hochstühle an einem Stehtisch. Neugierig musterte ich die hübsch gestalteten Wände des kleinen Bäckere.

Meine Gedanken schweiften schnell ab - zu ihm natürlich - und ich bemerkte erst spät, dass sich jemand neben mich setzte.
"Sie denken über ihn nach, oder?"

Ich zuckte zusammen und wendete meinen Kopf.

Vor mir saß der junge Mann, der auch bei seiner Beerdigung dabei war.

Er blickte mich forsch an. Seine blau-braunen, ja fast grauen Augen borten sich in meine. Ich rutschte unwillkürlich etwas zurück, da mir sein Blick unangenehm war.

"Äh....." Anfangs wollte ich sofort "nein" sagen, aber dann entschied ich mich doch dagegen. "Sagen sie mir bitte einen Grund, warum ich ihnen das sagen soll!", bellte ich ihn an.

"Du. Bitte sag du zu mir." Er schnaufte angesichts meines Tonfalls ihm gegenüber. Ich nickte, als Zeichen, das es für mich ebenfalls okay war, wenn er mich duzte.
Aber warum? Ich kenne ihn garnicht, jedoch verspürte ich eine bekannte Verbindung zu ihm.
"Ich kannte ihn." Er verzog sein Gesicht und starrte auf seine Hände, welche unter dem Tisch auf seinem Schoß lagen, fing sich aber schnell wieder.
"Es ist doch so, oder?"

"Ja", und blickte auf meinen Beagle, der halb aufgegessen auf dem Teller mit der Orange - schwarzen Aufschrift "Gneier" lag.

"Vermissen du ihn auch so? Ich hab gehört, du warst seine Freundin?", fragte er neugierig.

"Ja." Ich trank den Kaffee, der nur noch lauwarm war. "Ja, ich vermisse ihn. Sehr sogar. Und ja, ich war seine Freundin."

"Ihr standet euch sehr nahe, oder?"

Warum wollte er das wissen? Wer ist er, dass er es sich traut, mir diese Fragen zu stellen?

"Ich war seine Freundin", meinte ich schroff. "Natürlich standen wir uns nahe!"

"Das muss nichts heißen", klärte er mich auf.
Was will er mir denn nun damit sagen?! Entrüstet starrte ich ihn an.
Aber dann lächelte er und hielt mir die Hand hin. "Ich bin Josh Clover, ich geh mit dir auf die Uni."

Ich stockte.

Clover.

Er kannte ihn. Und sein Nachname war auch Clover.
Das er seinen Namen dabei "tshosh" und nicht - wie üblich - "Iosh" aussprach, entging mir nicht.

Ich schaute Josh an und er las meinen Blick und erkannte meine Unsicherheit.

"Hat er dir nie davon erzählt?" Für ein paar Sekunden senkte Josh den Blick. Dann sah er mir mit seinen exotischfarbenen Augen direkt in meine Braunen.

Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass er mir jemals irgendwas verschwiegen hat oder nicht erzählt hat. Wir waren so vertraut, er war wie ein Engel für mich.

Gespannt erwartete ich eine Reaktion von Josh. Langsam öffnete dieser seinen Mund, als wären die Worte, die er gleich sagen würde, sehr gefährlich.

Er verschärfte nur seinen Blick nochmehr und ich wante meine Augen nicht ab.

"Ich war sein Bruder."

Care about you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt