12. Am Strand

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Das Schiff schwankte leicht mit den Wellen mit, da es nur zur Hälfte am sandigen Boden platziert war. Es besaß dunkelbraune Holz, hellere Segel und war um die 20 Meter lang und nicht so breit. Astrid musste schlucken und nahm ihre Axt vom Rücken in ihre Hände. Mit diesen umklammerte sie die Waffe und starrte entschlossen auf das Wasserfahrzeug. ,,Okay...", murmelte die Frau und näherte sich dem größeren Boot. In einer kampfbereiten Haltung stieg sie zum Deck hinauf, welches dadurch leise knarrte. Niemand war zu sehen. Keine Menschenseele befand sich außerhalb des Schiffes. Daher schlich die junge Dame zu einer Tür, die ins Innere führte. Einmal noch atmete die Blondine tief aus und ein, sodass sie sich beruhigte. Mit einem ernsten Blick öffnete sie das Holzobjekt und trat hinein. Mit mehreren Schritten hielt sich die Wikingerin nun ein paar Meter vor der Türe auf. Ein Zucken entwich der Berkianerin, als die Tür zufiel und einen kleinen Knall von sich gab. Nun visierte Astrid wieder was vor ihr lag. Ein Tisch war in der Mitte des Raumes platziert. Er war eher länger und genauso dunkel wie auch all die anderen Sachen hier. An der linken Wand stand ein edles Regal, das von schönen Mustern graviert war. ,,Ich wusste doch, du würdest meine Nachricht nicht ignorieren.", sagte auf einmal eine Stimme. Reflexartig drehte sich Astrid zum Ende des Raumes, das nur aus Dunkelheit bestand. Daraus kamen drei Gestalten. Die junge Frau verfestigte ihren Griff auf der Axt und fokussierte nur die Wikinger, die aus dem Schatten des dunklen Zimmers heraus kamen. Mit ein paar Schritten konnte man sie endlich richtig erkennen. Der Linke und der Rechte hatten graue Metallrüstungen mit Helmen an und sahen wie normale Wachen aus. Der Mann in der Mitte trug eine braune Rüstung, welche seine Muskeln überdeckte, und besaß braunes, schon fast schwarzes Haar. Mit dem Bart und dem bedrohlich wirkendem Gesicht, merkte man, dass er um die 45 Jahre alt war. Astrid hätte ihn am liebsten gleich angegriffen und ihm den Kopf abgehakt, doch sie wusste, dies war nicht möglich. Diese zwei Wachen hatten ebenfalls Waffen in den Händen und dieser Typ konnte bestimmt auch kämpfen. Läuft ja super. Eigentlich hatte die Kriegerin vor, hierher zu kommen und den Typen eigenhändig zu töten. Aber natürlich musste er Wachen bei sich haben. ,,Bitte, setz' dich doch.", meinte der Mörder und nahm auf einem edlen Stuhl am Tisch Platz. Er deutete auf den gegenüberliegenden Sessel, auf welchen sich die Blonde zögernd hinsetzte. Ihre Axt hielt sie für den Fall noch immer fest in den Händen. Die Wachen stellten sich links und rechts neben ihren Anführer. Dieser lehnte sich zu dem Linken und befiel: ,,Hol doch bitte mal ein Getränk für unseren Gast. Sie muss sicher durstig sein." Damit verschwand der Anhänger wieder und schritt zum anderen Ende des Raumes. Astrid war am Überlegen, ob sie den Typen nun angreifen sollte. Kurze Zeit hielt das an, bis die Kriegerin den Gedanken aufgab. Es hatte keinen Zweck. Die Wikingerin hatte auch keine Chance gegen die Zwei. Außerdem konnte der Dritte auch sofort zur Hilfe eilen. Wiederwillig festigte sie ihre Waffe auf ihrem Rücken an. Nun entwich niemandem ein Wort aus seinem Mund. Es herrschte nur eine Stille. Mit einem noch immer sehr ernsten Blick schaute sich die junge Erwachsene im Raum um. Ihr Blick blieb an wieder an dem edel gestaltetem Regal hängen. Darauf standen Gläser mit den verschiedensten Flüssigkeiten darin. Anscheinend hatte der Braunhaarige den Blick der Wikingerin gesichtet, denn er wandte seinen Kopf zu diesem Regal und erklärte: ,,Tja, scheint als wärst du neugierig geworden. Du musst wissen, ich bin ein sehr beschäftigter Mann. Zu meinen Aktivitäten gehört das Segeln um die Welt, neue Pflanzen oder Kräuter finden und diese dann zu verarbeiten." Die Wikingerin spannte sich an und musste sich stark zurück halten, nicht sofort zu versuchen, den Mann zu töten. Seine dunkle Stimme klang so bedrohlich. Er redete, als würde er ihr gerne etwas über sich erzählen. Aber Astrid merkte, dass der Schurke etwas vorhatte. Mit einem wütenden Unterton äußerte die 20-Jährige: ,,Ah, dann nehme ich mal an, Menschen zu töten gehört ebenfalls zu deinen Aktivitäten." Der Wikinger lachte kurz auf, ehe er sprach: ,,Du verstehst das nicht, Kleine. Jeder von uns hat eine Vergangenheit. Und so ist es auch mit mir und deinen Eltern." Die junge Frau wollte gerade an einen Satz ansetzen, als die Wache zurück aus der Ecke kam und die Getränke servierte. Eines posierte er vor Astrid und eines vor seinen Boss. Dann trottete der Mann zurück zu diesem, welcher einen Schluck trank, und stellte sich wieder neben den Stuhl. Die Blonde umgriff das Gefäß und haute damit einmal hart auf den Tisch. Mit einem aggressiven Ton fuhr die 20-Jährige den Typen an: ,,Du weißt, warum ich hier bin! Ich will keine Zeit verschwenden. Ich will nur wissen, wer du bist und warum du meine Eltern ermordet hast!" Der Mann ließ sich allerdings nicht einschüchtern. Er nahm einen großen Schluck von seinem Becher, was Astrid ebenfalls tat, und benachrichtigte gefälscht überrascht: ,,Ouh bei den Göttern. Wie unhöflich von mir. Tztztz...Ich bin Kruor, Kruor Fororis. Und du bist also Astrid Hofferson. Du ähnelst deinen Eltern sehr. Man merkt, dass du ihre Tocht-" ,,Hast du mich schlecht verstanden?! Ich habe gesagt, du sollst mir erzählen, warum du das alles getan hast!", pfauchte Astrid den Wikinger an und unterbrach ihn somit. Die junge Dame machte sich nun keine Gedanken drüber, warum er ihren Namen wusste. Vielleicht hatte er es einfach durch ihre Eltern erfahren oder die Blondine beobachtet. Im Moment konnte sich die junge Erwachsene fast nicht halten. Und wenn sie nicht auf ihn einschlagen konnte, musste sie sich eben durch laute Worte zufrieden geben. Der Typ lachte wieder, was Astrid einen eisigen Schauer am Rücken bereitete. Generell konnte sie die Lacher und seine Stimme, die immer auf ein anderes Thema ablenken wollte, nicht ausstehen. Nach dem letzten Gelächter schilderte Kruor: ,,Wow...Ich muss schon sagen, du hast ein sehr großes Temperament. Du ähnelst deinen Eltern wirklich sehr." Während der Mann redete, trank die Wikingerin noch einen Schluck von dem Getränk, da ihr Hals sich im Moment sehr trocken anfühlte. Wenn man so brüllte, musste man auch damit rechnen, eine trockene Kehle zu bekommen. Kruor schenkte der Blonden die ganze Zeit dieses Grinsen, welches sich als unangenehm entpuppte. ,,Tja...Du musst wissen, ich und deine Eltern waren nicht immer so verfeindet. Es kam erst dazu, als...nun ja...etwas passierte. Seit diesem Vorfall haben wir uns gehasst. Sie behaupteten etwas, das überhaupt nicht stimmte. Deine Eltern waren wirklich schlechte Lügner..." Wie aus dem Nichts platze es wutentbrannt aus Astrid hinaus: ,,Wie kannst du es wagen? Wehe du sagst noch einmal etwas gegen meine Familie!" Die Frau stand ruckartig auf, stütze sich mit ihrem Händen am Tisch ab und lehnte sich etwas nach vorne. Die zwei Wachen gingen automatisch in eine Abwehrposition und fixierten die Blondine. ,,Hey, Hey, Hey, beruhigen wir uns alle wieder.", versuchte Kruor alle mit einer Handbewegung zu besänftigen. Seine Anhänger gehorchten und richteten sich wieder normal auf. Astrid schnaubte kurz, ehe sie wieder Platz nahm. Zur Beruhigung nahm sie noch einen Schluck von ihren Getränk. Der Braunhaarige informierte: ,,Keine Sorge, Astrid. Ich sehe dein Verlangen, mich zu töten. Es zerfrisst dich innerlich, dass du dies nicht gleich auf der Stelle tun kannst. Du schaffst es fast nicht, dich zurückzuhalten, da ich, ein Mörder, genau vor dir sitze." Die Wikingerin spannte sich nur noch mehr an und gab Kruor einen zornigen Todesblick. Sie merkte, wie ihr leicht schwindelig wurde und ihre Sicht etwas verschwommen. Die Berkianerin atmete kurz aus, um runter zukommen. Zumindest versuchte sie es. Mehrere schwarze Punkte tauchten vor ihr auf und versperrten ihr die Sicht. ,,W-Was passiert mit mir?“, erkundigte sich die junge Erwachsene benommen. ,,Weißt du, als ich vorhin gesagt habe, dass ich Kräuter sammle und sie verarbeite, habe ich vergessen dir zu erzählen, was ich eigentlich damit genau mache.", gab Kruor bei und grinste fies. ,,Ich schätze, man kann sich denken, was die Antwort ist.“ Geschockt wandte die Berkianerin ihren Blick dem Getränk zu, dass sie vor sich stehen hatte. Jetzt verstand sie, was Kruor meinte. Dann wurden ihre Augen schwer und alles verschwamm. Das letzte was sie fühlte, war der harte Boden, auf dem sie bewusstlos landete.

Hiccstrid ~ Schwere Zeiten ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt