50. Gravia Tempora (Epilog)

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,,Oh, wow. Das war wirklich ein langer Flug. Und das hast du in einer Stunde geschafft?", kam von Astrid, sobald Ohnezahn und Sturmpfeil gelandet waren. Hicks grinste ihr zu und sagte: ,,Jup. Ich habe eben einen schnellen Drachen." Dann beugte er sich zu seinem Drachen runter und tätschelte ihn.
Die Freunde waren jetzt schon sehr lange über den Ozean geflogen. Genau gesagt: Drei Stunden. Warum dieser lange Flug? Tja, Hicks wollte Astrid die Insel zeigen, zu der er fliegen hatte müssen, um sie zu retten. Praktisch die lebensrettende Insel, die aber viel zu weit weg war.
,,Also bist du wirklich den ganzen langen Weg geflogen, nur um mich zu retten. Das schreit doch förmlich heraus, wie sehr du mich liebst." Astrid schlenderte auf eine eigenartige Art und Weise zu Hicks und veränderte ihre Stimme zu einer theatralischen. ,,Der starke Wikinger rettet seine schwache, ach so kranke Geliebte. Wenn das nicht romantisch und dramatisch ist." Als Astrid bei Hicks angekommen war drehte sie sich auf einmal und ließ sich nach hinten fallen. Überfordert fing Hicks sie auf und sah auf sie herab. Die Blondine hatte eine Hand auf ihre Stirn gelegt, als würde sie jemanden symbolisieren wollen. Ein Mädchen, dass zu schwach zum Überleben ist und bei dem Anblick ihres Retters ohnmächtig wird. Genau das.
Erst dann verstand Hicks das Ganze so richtig und musste grinsen. Astrid wollte viele Geschichten, die ungefähr nach dem Schema abliefen, nachmachen. Ja, selbst Wikinger schrieben gerne solche Bücher.
Mit einer ebenfalls verstellten Stimme stieg Hicks also darauf ein: ,,Und sobald der starke Wikinger seine schwache Geliebte gerettet hat, zieht er sie in seine Arme und gibt ihr einen gefühlvollen Kuss, der beweisen soll, dass sie für immer und ewig zusammen sein werden." Mit diesen Sätzen verfestigte Hicks seinen Griff um Astrid und gab ihr einen Kuss. Astrid war nun fest umschlossen in seinen Armen und hatte ihre Beine immer noch am Boden. Sie schlang ihre Arme um ihn und erwiderte den Kuss. Nach ein paar Sekunden lösten sie sich, blieben mit den Gesichtern aber noch sehr nah. Hicks flüsterte, nun wieder mit seiner normalen Stimme: ,,Inzwischen hat sich aber nun wirklich bewiesen, dass du vermutlich um das tausendfache stärker als ich bist. Oder generell stärker als irgendwer." ,,Da werde ich ja ganz rot.", sagte Astrid immer noch mit der gespielt verträumten Stimme und legte sich eine Hand auf die Wange.
Hicks fuhr fort: ,,Und da du so eine starke Wikingerin bist, bin ich mir sicher, dass du es verkraften würdest, wenn ich dich jetzt einfach fallen lasse." Bevor Astrid reagieren konnte, ließ Hicks sie schon los und Astrid fiel nach hinten in den Sand. Genervt schaute sie in den Himmel, der zeigte, dass es erst Nachmittag war, während Hicks entspannt weiterging. ,,Gib zu, ich bin dir Schwächling zu schwer geworden.", sprach Astrid und griff nach Hicks' Fuß. Sofort fiel Hicks nach vorne in den Sand. Astrid schloss ihre Augen und vernahm neben ihr nur ein: ,,Und trotzdem liebst du mich Schwächling."

Nun spazierten Hicks und Astrid durch den Wald, ihre Drachen tollten irgendwo umher. Das Paar wusste nicht genau, wo. Sie ließen die Tiere spielen. Es herrschte nur Stille. Es ging mehrere Minuten so. Sie wanderten einfach nebeneinander durch den Wald.
Irgendwann brach Astrid die Stille mit leiser Stimme: ,,Du weißt aber hoffentlich schon, dass du mindestens genauso stark wie ich bist?" Hicks wollte gerade etwas dazu sagen, als Astrid ihn allerdings unterbrach und weitersprach: ,,Vielleicht nicht körperlich, obwohl du natürlich in den letzten Jahren sehr gut im Schwertkämpfen geworden bist. Aber du bist auf deine eigene Art stark. Du gibst nie auf und tust immer alles, was nötig ist, um Menschen und Drachen zu helfen." ,,Das klingt aber sehr nach dir." Hicks ließ es sich nicht anmerken, dass Astrids Kompliment ihn erfreute. Astrid entgegnete: ,,Vielleicht sind wir uns sogar etwas ähnlich."
Auf einmal griff Hicks nach Astrids Oberarmen und schob sie rückwärts. Nach schon zwei Schritten fühlte Astrid die Rinde eines Baumes an ihrem Rücken. ,,Ist mir egal, ob wir uns ähnlich sind oder nicht. Fakt ist, dass wir uns lieben." Schon lehnte Hicks sich zu einem Kuss vor. Auf den letzten Zentimetern kam Astrid ihm entgegen und ihre Lippen trafen sich in einem gefühlsvollen Kuss. Die Blondine legte ihre Arme auf seine Brust und vertiefte den Kuss. Es ging noch ein paar Sekunden so. Einmal küssten sie sich sehr lange, dann lösten ihre Lippen sich kurz, trafen sich aber immer wieder.
Irgendwann lösten sie sich dann vollständig. Sie schauten sich schweigend in die Augen, mussten von dem langen Kuss noch tief ein- und ausatmen. Es kam dazu, dass Astrid kurz zur Seite schaute. Sofort erblickte sie dort mehrere grüne Büsche, gefüllt mit lila-blauen Beeren. Hicks folgte nach kurzer Verwirrung ihrem Blick.
,,Oh, da sind sie.", kam von ihm, bevor er sich vom Baum abstieß und auf die Sträucher zuging. Astrid folgte ihm. Sie kamen vor einem der Büsche ins Knien. ,,Damit hast du mich also gerettet", äußerte Astrid. ,,Hast du die Beere nicht schon mal gesehen?", fragte Hicks. ,,Als ich sie dir gegeben habe?" Astrid fälschte ein kurzes Auflachen. ,,Glaubst du ernsthaft, ich hätte irgendetwas gesehen? Ich habe keinen blassen Schimmer gehabt, was vor sich ging, wo ich war, wer oder was um mich stand. Glaub mir, ich habe nichts gesehen oder gehört. Erst als ich...naja...wirklich eine Sekunde vorm Tod war. Ich hab dich gesehen und deine Stimme gehört. Und-" Hicks hob die Hände. ,,Hey, halt' mal wieder an. So genau möchte ich das nicht wissen. Eigentlich will ich mich hat nicht mehr dran erinnern. Du hast also die Beeren noch nicht gesehen. Punkt." Astrid musste schmunzeln, während sie sagte: ,,Es ist jetzt vorbei." ,,Trotzdem ist es ein Alptraum, der mich immer verfolgen wird." Er blickte kurz auf ihren Oberschenkel, der mit einem starken Verband unter der Hose umwickelt war. Darunter die Wunde von dem Kampf mit Kruor. Zum Glück war es jetzt, eine Woche nach dem Kampf, wieder verhältnismäßig gut verheilt. ,,Jaja", murmelte Astrid. ,,Aber jetzt kommen wir wieder zu diesen Beeren." Sie pflückte eine der Beeren und schob sie sich in den Mund. ,,Hm. Schmeckt nicht einmal so gut. Und dafür sind wir drei ganze Stunden durch die Gegend geflogen?" ,,Anscheinend.", antwortete Hicks kurz und knapp. Er ließ sich nach hinten plumpsen und nahm eine der Beeren. ,,Ich dachte, wir sollten diese Beeren benennen. Sie haben keinen Namen." Astrid setzte sich ebenfalls hin und starrte den Busch vor sich an. ,,Na schön. Ich finde ja trotzdem, dass der lange Weg unnötig war, aber gut. Ich wäre für irgendeinen richtig professionellen Namen. Irgendeiner, der nur von den gebildesten, klügsten Wikingern stammen kann." Hicks überlegte kurz, dann schlug er vor: ,,Wie wär's mit ... ,,Gegengift-Für-Tödliche-Krankheit-Beere." Astrid musste lachen. ,,Da ist ja sogar noch der Name ,,Lila-Blaue Beere" besser. Wenn das überhaupt ein Name ist." Wieder herrschte kurze Stille - Die Zeit, die die Beiden zum Überlegen brauchten. Hicks erhob als Erstes seine Stimme: ,,Okay, ich hab's. Graviatemporabeere." Astrid staunte. ,,Latein?" ,,Es sollte doch professionell von den Klügsten sein. Klingt doch professionell, oder?" Astrid durchsuchte ihr Gehirn nach lateinischen Vokabeln. ,,Ich weiß nicht...Schwere-Zeiten-Beere?" ,,Passt doch perfekt, oder? Es ist für schwere Zeiten. Wenn man die Säure der Götter hat, durchlebt man ja schwere Zeiten." Astrid musste wieder kurz auflachen. ,,Wenn du meinst. Aber ist es nicht ziemlich lang? Graviatemporabeere? Ist das überhaupt grammatikalisch richtig?" ,,Pff. Keine Ahnung. Ist doch auch egal." Astrid grinste ihn an. ,,Lass mich raten. Weil wir uns lieben?" Hicks grinste ebenfalls und zog Astrid mit sich, als er sich hinlegte. ,,Natürlich. Solange wir uns lieben, ist mir alles egal. Es ist alles genauso wie es sein soll." Astrid legte ihre Hand auf seine Wange und schenkte ihm ein Lächeln, durch dies Hicks sie nur noch an sich drücken und sie küssen wollte. Aber noch hielt er sich zurück. Astrid erkundigte sich: ,,Also heißt die Beere jetzt Graviatemporabeere? Egal, ob das grammatikalisch richtig oder falsch ist?" ,,Ja, sie heißt einfach so. Egal, ob grammatikalisch richtig oder falsch." Astrid wiederholte die vorige Aussage: ,,Alles ist egal, solange wir uns lieben." Dann küsste das Paar sich erneut.
Und in diesem Moment wussten sie, dass sie alles, wirklich alles - Selbst den Tod - gemeinsam durchstehen konnten. Für immer und ewig würden sie zusammen bleiben und die schweren Zeiten überwinden. Warum? Ganz einfach: Weil sie sich liebten und dies auch immer tun würden.

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Ende
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Tja. Das war's. Es ist ein tolles Gefühl, ein weiteres Buch abgeschlossen zu haben. :)
Eine Zeit lang, während ich das Buch geschrieben habe, hatte ich nämlich Angst, dass ich das Buch nicht fertigschreiben werde. Es wäre vermutlich auch so geschehen, wärt ihr nicht gewesen. Euren richtig netten Kommentaren, Reads und Likes habe ich es zu verdanken, das Buch ,,Hiccstrid ~ Schwere Zeiten“ fertiggeschrieben zu haben. Und ehe ich mich versehen habe, habe ich wieder den Spaß am Schreiben gefunden.😃
Also möchte ich euch noch mal dafür danken, wie sehr ihr mich unterstützt habt! Danke für die Reads und Likes. Und danke für die netten Kommentare. Die, die wirklich fast bei jedem Kapitel einen Kommentar geschrieben haben, können sich nun angesprochen fühlen. Ihr habt mich sehr motiviert. 😄

Es freut mich wirklich sehr, dass meine Geschichte euch gefallen hat. Ich weiß nicht, ob ich noch ein Buch schreiben werde. Ich hätte zwar Ideen, aber bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich durchziehen würde. Deshalb wäre es eine Hilfe, wenn ihr mir mal schreiben würdet, ob ihr ein neues Buch wollt. Und ich hätte noch eine Frage für euch: Mögt ihr es, Astrids Stärke zu sehen? In diesem Buch ging es ja praktisch darum, dass sie ihre Stärke beweisen muss. Wie fandet ihr das? 🤔
Ich hasse nämlich Sexismus und ich finde, Astrid ist ein perfektes Beispiel für eine starke Frau. Deshalb möchte ich das in meinen Büchern auch zeigen. Würde ich ein weiteres Buch schreiben, wäre ihre Stärke wahrscheinlich auch etwas hervorgehoben.
Wo ich auf jeden Fall noch schreiben werde, wäre mein Buch mit den Oneshots. Für die, die es lesen: Ich arbeite schon am nächsten Oneshot! Tschuldige für's lange Warten.😅
Na, gut. Damit verabschiede ich mich erst mal. Noch mal ein großes Danke an all meine Leser. Und wann auch immer ihr das hier lesen werdet, sei es heute oder in einem Jahr, ich wünsche euch noch einen schönen Tag!😄❤🤗

Hiccstrid ~ Schwere Zeiten ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt