7. Alleine

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Freundlich überreichte Hicks dem Dörfler seinen neuen Sattel, der mit einem ,,Danke"  davon wanderte. Einmal strich sich das Stammesoberhaupt noch über die Stirn, bevor er sich auf den Weg durch die Schmiede machte. Der junge Mann verabschiedete sich noch von Grobian und verließ dann die Holzhütte, da im Moment keine Kunden an der Schmiede Schlange standen. Mit Freude hüpfte Ohnezahn zu seinem Reiter, der ihn fröhlich empfang: ,,Na Hallo, Kleiner. Gehst du noch mit zu Raffnuss, um Astrid zu besuchen? Danach können wir ja einen Flug machen." Der Nachschatten grummelte zustimmend und folgte Hicks weiterhin. Die zwei Freunde spazierten über den ganzen Dorfplatz zu den Hütten ihrer Freunde. An dem Haus der Zwillinge angekommen, klopfte der Braunhaarige höflich an. Von drinnen hörte man Fußstapfen, die sich auf zur Tür machten. Nach kurzer Zeit öffnete Raffnuss diese. ,,Hicks? Was machst du denn hier?" ,,Ich wollte nur mal kurz vorbeischauen, sehen, wie es Astrid geht." Auf Raffs Gesicht bildete sich ein verwirrter Eindruck und ihre Stirn runzelte sich, während sie den 20-Jährigen prüfend anstarrte. ,,Also ich bin ja nicht die Hellste...Aber solltest du nicht eher bei Astrids Haus nach ihr schauen, als bei meinem?" Auch das Oberhaupt sah nun sehr fragend aus. ,,Ähm...ist Astrid denn nicht bei dir?" ,,Nein, wieso sollte sie?" Der Wikinger legte eine Hand an seine Stirn und erklärte: ,,Oh Thor, das ist nicht gut. Eigentlich wollte Astrid zu dir gehen, damit ihr euch einen schönen Tag machen könnt." ,,Tja, aber wie du siehst, kannst du hier keine Astrid finden." ,,Okay..Danke nochmal." Damit schloss Raffnuss die Türe wieder. ,,Ooohh...bei den Göttern.", stammelte Hicks daher. Die ersten Zweifel machten sich in ihm breit. Wo konnte sie nur jetzt schon wieder sein? Der Mann hatte gedacht, sie wäre bei Raffnuss, nirgendwo anders. Wahrscheinlich hatte sie aber mal wieder nicht auf ihren Freund gehört und war zu Hause geblieben. Bestimmt befand sie sich in seiner Hütte. Entschlossen stapfte Hicks zu dem Holzhaus, mit Hoffnung, Astrid dort vorzufinden. An der Türe angekommen, öffnete Hicks sie mit einem ,,Astrid?" Der Wikinger trat vollständig ein und blickte sich im Raum um. Keine Spur von ihr. Die Stufen hinauf gestiegen und im Zimmer umgeschaut, merkte das Stammesoberhaupt, dass sich auch hier keine Astrid aufenthielt. Doch Hicks versuchte Ruhe zu bewahren, ebenso wie Hoffnung. Nach einer kurzen Überlegung machte sich der junge Haddock auf den Weg zu Astrids Haus. Auch dort erkundete er jede Ecke der Hütte. Wieder keine Astrid. Auch wenn der Mann sich beherrschen wollte, wuchs etwas in ihm. Und dies war nichts geringeres als Sorge. Je mehr Stellen Hicks sah, an denen keine Hofferson zu finden war, wurde dieses Gefühl größer. Noch eine halbe Stunde verbrachte das Oberhaupt damit, in der großen Halle, bei seinen Freunden, am Dorfplatz und im Wald nachzuschauen. Nichts. Es schien so, als hätte die junge Dame sich in Luft aufgelöst. Es gab keine einzige Spur von ihr. Aber wo sollte sie denn sonst sein?
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Der Wind wirbelte Schneewolken in der Luft umher und ließ sie den Berg weiter hinunter jagen. Die Sonne schien direkt auf das weiße Gebiet, doch trotzdem wollte der Schnee nicht schmelzen. Es gab eine kleine mit Schnee bedeckte Klippe zu sehen, die nur ein paar Meter ober dem Abhang steht. Auf ihr saß die Blondine und starrte gedankenverloren auf das Dorf herab. Neben ihr lagen Sturmpfeil und die Drachen ihrer verstorbenen Eltern. Auf jeder Seite der Frau hatten sie sich verteilt und ihre Augen geschlossen. Astrid sah sich im Dorf um. Wirklich viel konnte man nicht von dieser Höhe sehen, aber einzelne Häuser und Gebäude schon. Mehrere kleine Punkte bewegten sich auf dem Dorfplatz. Die Dame seufzte. Entweder ihr Freund blieb vernünftig und arbeitete gemütlich in der Schmiede oder er raste verzweifelt durch das ganze Dorf und suchte sie. Und so wie die Blonde Hicks kannte, lag sie bei der zweiten Überlegung richtig. Um nicht auch noch daran zu denken, drehte sich Astrid zu den Drachen. Sie kraulte die Nadderdame ihrer Mutter unter dem Hals und wisperte: ,,Ihr fühlt euch auch gerade so leer, oder?" Als Antwort gaben die zwei ein Grummeln von sich. Sturmpfeil schmuste sich aufmunternd näher an ihre Reitern. Während sich die Wikingerin wieder zu der Aussicht wandte, bemerkte sie sofort den schwarzen Schatten, der vom Boden abhob und Richtung Wald flog. Und somit bestätigte sich ihre Theorie: Hicks suchte nach ihr. Wahrscheinlich hatte er ja recht. Sie brauchte Unterstützung und Leute um sich, doch im Moment war ihr einfach nicht danach. Das einzige was sie wollte war alleine zu sein, niemanden bei sich zu haben, exklusive natürlich ihren drei Begleitern. Da diese natürlich auf der weißen Klippe auffällig erschienen, beschloss Astrid einen Unterschlupf zu suchen. Außerdem sah es sowieso nach einem kleinen Schneesturm aus. So kämpfte sich die Kriegerin in dem weißen Etwas durch, gefolgt von den Drachen. Zu ihrem Glück fanden die Vier eine kleine Höhle, wo alle hinein passten. Mit einer Handbewegung deutete Astrid auf diese und gemeinsam nahmen sie darin Platz. Die Drachen begannen wieder etwas zu dösen, während die Frau sich an die kalte Steinwand lehnte und ins Freie schaute.
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Der Nachschatten glitt in den Lüften hinauf zu den Bergen. Dies war der letzte Ort an dem Hicks seine Freundin noch finden könnte. Er hatte nun wirklich überall nach ihr abgesucht, doch sie war unauffindbar. Hoffentlich hielt sie sich hier auf. Ein bisschen konnte der Mann seine Freundin verstehen. Wahrscheinlich hätte das Oberhaupt sich ebenfalls in die kleinste Ecke zurück gezogen, wenn beide Elternteile ermordet worden wären. Er hätte auch lieber alleine sein wollen. Doch eigentlich wusste Hicks ja nicht einmal, ob sie sich noch auf Berk befand oder sich überhaupt versteckt, denn alles deutete auf eine Entführung hin. Bei diesem Gedanken lief dem Wikinger ein kalter Schauer über den Rücken. Da blieb nur noch übrig, zu hoffen, dass dies nicht der Fall war und es Astrid gut ging - Zumindest äußerlich. Der Drache gurrte auf einmal zu Hicks, der auf seinem Rücken saß, hinauf. ,,Was ist denn, mein Freund?", fragte das Stammesoberhaupt unschlüssig. Auf einmal steuerte Ohnezahn nach unten, um zum Landen anzusetzen. Verwirrt erfüllte der junge Mann seinem Freund den Wunsch. Alle vier Beine und der Schwanz berührten den klaren Schnee. Immer noch verwundert sah sich Hicks um. Und genau dann sah er es ebenfalls.

Hiccstrid ~ Schwere Zeiten ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt