FÜNFTES KAPITEL: Die Adler

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So schnell wie möglich ritten Beorn und Liyana - sie hatte eines von Beorns Pferden ausleihen dürfen - auf den Carrock zu. Schon von weitem sah Liyana auf der Spitze drei Adler warten. Langsam sass Liyana ab und stieg zusammen mit Beorn den Carrock hinauf, nachdem dieser sich von seinen Pferden verabschiedet hatte. Dieses Mal jedoch stieg Liyana die Stufen langsam hoch. Oben angekommen, ging sie etwas scheu auf die drei Adler zu. Da durch das sie solange allein nur mit Radagast Gesellschaft gelebt hatte, war sie sehr skeptisch. Liyana konnte sofort erkennen wer Gwaihir, der Fürst der Adler war, er war der grösste der drei und hatte das schönste geordneter Gefieder. Etwas unglaublich königliches ging von ihm aus. Sobald sie Liyana sahen, neigten sie alle drei leicht den Kopf. Der Fürst begann mit tiefer bis unter die Haut fahrender Stimme in ihren Gedanken zu sprechen und Liyana zuckte bei seinen ersten Worten zusammen. "Seid mir willkommen Tochter des Waldes, es ist mir einen Ehre dich kennenzulernen und dich über das Nebelgebirge zu tragen." »Ich bin nur eine einfache Elbe, auserwählt zu etwas, das ich selbst nicht verstehe. Also nennt mich doch einfach Liyana.« flüsterte Liyana verlegen. Das tiefes Lachen der Adlerfürsts erklang nun in ihrem Kopf.
"Du gefällst mir Kind, nicht so verkniffen wie der Rest deines Volkes. Nun ich denke du unterschätzt dich jedoch, einfach bist du keinesfalls. Du hast ein reines Herz mein Kind und wirst deiner Bestimmung mehr als gerecht! Doch nun sage mir wo willst du nach den Nebelbergen hin, was bewegt dich dazu sie zu überqueren?" fragte er dann. »Ich such jemanden! Ich such nach den Dunedain, den Waldläufer!« antwortet Liyana zaghaft. Der Adler schien nachzudenken, dann sagte er "Ja ich kenne sie, ihr Anführer hat einmal vor langer Zeit, meine Dienste gebraucht, sein Name weiss ich jedoch nicht mehr. Was aber will eine Elbe bei dem Waldläufern?" »Ich muss den Anführer Streicher finden und seinen richtigen Namen herausfinden.« erklärte sie. Der Adler nickte verstehend, dann sprach er wieder, "Nun denn steigt auf kleine Waldelbe! Ich werde dich tragen, bis du ihn gefunden hast." Er kauerte sich hin sodass Liyana auf die Mulde zwischen seinem Kopf und Rücken klettern konnte. Ninim versteckte sich ängstlich in ihrer Tasche. Liyana hatte nicht viel mit, nur das Nötigste und natürlich ihre Waffen. Der Bogen, war fest auf ihren Rücken gespannt. Traurig verabschiedete sie sich von Beorn. Sie hatte den Bärenmann lieb gewonnen, auch wenn er manchmal etwas mürrisch war. Ausserdem sagte ihr etwas, das sie den Gestaltenwandler zum letzten Mal sah. »Leb wohl, Liyana und denk daran in dir steckt mehr als du ihm Moment zu glauben wagst.« sagte Beorn zum Abschied, dann stieg er auf den Rücken des anderen Adlers, der mit Gwaihir gekommen war. Dieser sprang nun ab und schwang sich in die Lüfte, der dritte Adler folgte ihnen. Liyana blieb mit dem Adlerfürst zurück und schaute ihm hinterher, dann machte sich auch Gwaihir bereit."Halt dich fest kleine Elbenmaid." ertönte Gwaihirs Stimme in ihrem Kopf, dann sprang er in die Lüfte. Der Wind zerzauste Liyanas rotes Haar und ein letztes Mal drehte sie sich zum Düsterwald um. Er war ihr lange eine Heimat gewesen, doch nun würde sie sich ihrer Bestimmung zuwenden.
Der Adler flog schnell. Liyana fühlte sich richtig frei. "Wir fliegen zu erst zu meinem Horst. Morgen in aller Frühe, wenn wir beide ausgeruht sind, werden wir uns auf den Weg machen. Ich weiss du bist in Eile, kleine Elbenmaid, doch ich muss mich zuerst ausruhen." sagte nun der Adler und steuerte auf die Berge zu. »Ja das ist vielleicht besser.« antwortet ihm Liyana zustimmen und sie verfielen wieder in schweigen. Schon bald kamen sie auf einem grossen Felsvorsprung an und Gwaihir landete auf ihm. Liyana sprang ab. Sobald sie sicher stand schwang sich der riesige Adler wieder in die Lüfte, "Ich werde dir etwas Stroh holen, für dein Nachtlager, richte dich schon mal ein." erklärte er ihr, dann verschwand er am Himmel. Liyana legte nun ihrem Reiseumhang wieder an, dem sie für den Flug abgenommen hatte und begann ihre wenigen Habseligkeiten, die sie mit genommen hatte besser einzupacken und ass etwas von dem Brot, das sie als Proviant mitgenommen hatte. Sie hatte in ihrer Eile heute morgen die Sachen nicht gut packen können. Gerade als sie fertig war, kam Gwaihir mit Stroh in den Klauen zurück. Mit dem Stroh machte sich Liyana ein Lager zurecht, dann legte sie sich hin sie deckte sich mit ihrem Umhang zu, während Ninim auf ihren Bauch huschte und sich dort zusammenrollte. Gedankenverloren strich sie dem kleinen Tierchen übers weisse Fell. Über sich konnte sie das Sternenlicht sehen. Wie jede andere Elbe und anderer Elb liebt sie es. Leise begann sie auf Elbisch ein Lied zu singen und schaute in die Sterne. Sie wurde immer müde und als sie das Lied beendet hatte fielen ihr die Augen zu. Im Übergang zum Schlaf spürte sie wie der Adler seine Flügel über ihr aus breitet, und sie so vor dem Wind schützt, dann war sie in den Wachschlaf der Elben hinüber geglitten.

Liyana Tauriell - Die Tochter des WaldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt