Kapitel 3

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Langsam wenden sich die Leute dem Gehen zu. Wozu noch gucken wenn es wo anders aufregender ist? Schließlich sind alle weg, nur der Junge ist noch da. Steht immer noch am gleichen Fleck, in der gleichen Position und sieht mich an. Er tritt ran an das Gitter und hockt sich hin. Ich beobachte ihn, rühre mich aber nicht von der Stelle. Er seufzt.„Weißt du, manchmal ist das Leben nicht so einfach." Mein Ohr zuckt in seine Richtung. Weiß er, dass ich ihn verstehe? Er redet weiter. „Ich bin mir sicher, dass du mich verstehst." Er räuspert sich und guckt sich um. Wahrscheinlich sucht er nach Leuten, die ihn dumm anglotzen. Junge versucht sich mit Psychologie am Löwen. Doch hier ist niemand. Nur wir zwei. Alleine und verzweifelt. „Du musst essen, selbst ein Löwe kann nicht ohne Nahrung leben. Ich habe schon von anderen Leuten gehört, dass du nie was isst, wenn jemand zuguckt." Sein Blick trifft meinen. Er schluckt. "Ich komme nachher noch mal.",sagt er leise, steht auf und geht davon. Nachher bedeutet nach der Dämmerung.

Mittlerweile ist es schon leiser geworden und der Tag neigt sich dem Ende zu. Da der Zoo in einem Park liegt, ist der Eintritt frei und man kann ihn jederzeit betreten. Das ist ziemlich oft ein sehr großer Nachteil, denn Nachts schleichen hier die merkwürdigsten Leute rum und randalieren. So finde ich sehr selten Schlaf, doch den hole ich immer tagsüber ein. Da gibt es nichts zu verpassen. Es ist immer der gleiche Ablauf. Menschen kommen und gehen. Mein Essen klatscht auf den Boden und bleibt liegen. Leute starren auf ihre Handys und irren durch die Gegend auf der Suche nach etwas, das wohl interessanter als die Umgebung ist.



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