Kapitel 9

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Der Hase, der eigentlich zum fressen da war, wird raus genommen. Bei jeder Kleinigkeit stürze ich mich aggressiv gegen die Gitterstäbe und versuche zu entkommen. Versuche den Leuten in der Freiheit Schaden zuzufügen. Die Freiheit haben sie alle nicht verdient. Nehmen mir meinen einzigen Freund weg, den ich in meinem Löwen-Dasein je hatte.

Nach langen Tagen der Aggressivität wird die Glasscheibe wieder vor die Gitter angebracht. Überall werden Schilder aufgehängt. „Vorsicht,aggressiver Löwe!"Es tauchen mehr Reporter denn je auf. Ein Blitzlichtgewitter stürzt täglich auf mich nieder. Mein Fressen wird nur noch durch die kleine Luke in der Tür hinein geworfen. Das Fleisch zerfetzte ich mit einem solchen Hass auf die Menschen, dass es an den Wänden kleben bleibt. Und keiner tut etwas dagegen. Sie lassen mich einfach hier drin.


Schließlich muss der Tag ja kommen, an dem ich ihn entdecke. Denjenigen, der Schuld an meinem Löwen-Dasein ist. Erspaziert munter an meinem Käfig entlang. Als ich ihn erblicke, stürme ich los. Ich knalle ziemlich heftig gegen die Gitterstäbe, denn sie fangen an zu beben. Er bleibt abrupt stehen und dreht sich zu mir um. Ein fettes Grinsen breitet sich auf seinem abscheulichen Gesicht aus. „Na, was haben wir denn da für eine hübsche Löwendame?"Seine Stimme macht mich bloß noch wütender. „Layla, wenn ich mich nicht irre.", sagt er höhnisch. „Du bist aber auch ein Sturkopf." Bei der Erwähnung meines Namens zucke ich zusammen. Ich hatte ihn schon fast vergessen.Ich fletsche die Zähne und knurre. „Naja, eigentlich bin ich ja nicht hier um mit dir zu streiten..." Ich horche auf. Mein Ohr zuckt in seine Richtung. „Ich kann dich wieder zum Menschen machen.Also, nur wenn du möchtest." Geschockt sehe ich ihnan. Ich dachte das geht nicht. Ich hatte mich damit abgefunden für immer ein Löwe zubleiben und jetzt kommt er damit. Verzweifelt fange ich an zu brüllen. Wieso tut er mir das an? Die Leute in der Nähe weichen zurück. Vielleicht auch besser so. Nur er bleibt stehen, guckt mich immer noch an. „Möchtest du wieder ein Mensch werden?" Ich nicke. Er hebt einen Finger. „Aber..." Wusste ich es doch, bei dem Typen gibt es immer ein aber. Er plappert weiter. „...du darfst es niemandem sagen. Du bewahrst Stillschweigen darüber.Niemand darf erfahren, dass du einmal ein Löwe warst. Naja, noch bist. Kapiert?" Fragend sieht er mich an. Ich nicke. Wenn es nichts anderes ist, dann bin ich absolut einverstanden. Endlich bekomme ich meinen menschlichen Körper wieder. Er nickt zufrieden. „Gut,gut, dann hole ich dich heute Nacht ab." ER macht auf dem Absatz kehrt und verschwindet innerhalb weniger Sekunden. Jetzt bleibt nur noch die Frage, wie ich meiner Familie erklären soll, wo ich die letzten Jahre war.

Hinter GitternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt