Kapitel 12

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Entsetzt stoße ich meinen Stuhl nach hinten. Meine Eltern und Luke ignoriere ich. Ich schaue nur ihn an. Blicke in Ashs wunderschöne grüne Augen. Er guckt mich verwirrt an. Ash erkennt mich nicht. Schon wieder steigen mir Tränen in die Augen. Weint jeder Mensch so oft?Ich stürze aus dem Raum und flüchte in mein Zimmer. Ich stelle mich ans Fenster und starre die strahlende Sonne an. Sie strahlt immer.Die Sonne hat ja keine Ahnung was hier unten abgeht.

Hinter mir höre ich die Zimmertür aufgehen. Ich drehe mich nicht um,obwohl ich weiß, dass Ash hinter mir steht. Was bringt es schon? Er erkennt mich sowieso nicht. Ich darf es nicht verraten.

Ash räuspert sich. „Willst du mit in den Zoo?" Es tut so gut seine Stimme zu hören. Was hat er bloß in der Zeit gemacht, wo er nicht bei mir war? Ich nicke, gucke die Sonne an. „Okay gut, ich gehe dann wohl mal. Vielleicht erzählst du mir nachher, was los war. Oder wer du bist." Er geht. Einfach so. Ich folge ihm. Ihm und Ash.

Ash glaubt mir nicht. Er glaubt mir nicht, dass der Löwe weg ist, dass ich Lukes Schwester bin, die nach sieben Jahren urplötzlich wiederaufgetaucht ist. Und trotzdem stehen wir jetzt vor dem verlassenen Löwengehege. Mein Gehege. Ash starrt so verzweifelt rein, so als hoffe er, ich würde meinen Kopf zwischen den Felsen herausstrecken.Doch ich stehe neben ihm. Als Mensch. Und darf ihm nichts von den vergangenen sieben Jahren erzählen. Ich darf keinem was erzählen.Ich weiß nicht, was dann passieren würde.


Ash drückt seine Hände gegen die Glasscheibe, murmelt leise unverständliche Worte vor sich hin. Als Löwe könnte ich ihm jetzt ins Gesicht sehen. Als Löwe könnte ich ihm ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Als Mensch bin ich komplett wertlos, habe es noch schwerer.Ich lege Ash meine Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid." Erblickt mich an. „Dein Mitleid macht sie auch nicht wiederlebendig." Wütend stapft er davon. Er denkt, die Löwin wäre tot. 

Hinter GitternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt