Kapitel 10

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Erschöpft lege ich mich vor die Gitterstäbe auf den Boden. Die letzten Stunden sind angeschlagen. Nicht mehr lange werde ich ein Löwe sein. Nicht mehr lange und ich bin endlich frei.

Mitten in der Nacht werde ich durch einen Tritt an meinem Rücken geweckt.Knurrend stehe ich schnell wie der Blitz aufrecht. „Meine Güte Layla, ich bin es nur." ER steht in voller Größe vor mir. Total in schwarzen Sachen vermummt. „Komm jetzt" ER geht in Richtung Ausgang.Ich folge ihm und wundere mich kein Bisschen darüber, dass er die Tür aufbekommen habe. Wenn er mich in einen Löwen verwandeln kann, ist es ein Kinderspiel für ihn eine Tür wie diese aufzuknacken.

Langsam schleichen wir uns heraus. Draußen ist alles ruhig. Ich verdränge das Bedürfnis einfach loszustürmen. In die Freiheit.

Unterwegs begegnet uns eine kleine Truppe Jugendlicher, die sofort schreiend das Weite suchen, als sie mich erblicken. Schließlich begegnet man nicht oft einem freilaufenden Löwen in einem Park.

Als wir die schäbige Hütte von ihm betreten, bekomme ich ein bisschen Panik. Was wenn er mich reinlegt und was weiß ich mit mir anstellt? Oder wenn er gar kein Gegenmittel hat?

Da kommt er auch schon mit einer kleinen, fies aussehenden Spritze in der Hand auf mich zu.Ich weiche zurück, komme jedoch nicht weit. Hinter mir ist die Wand.Ich hatte schon immer Angst vor Spritzen. „Die eine Spritze hier und du bist in null komma nichts wieder ein Menschlein.", säuselter leise. Dann rammt er sie mir auch schon in den Nacken. Ich fange an zu jaulen, doch kommt nur ein Krächzen aus meinem Rachen. Nach kurzer Zeit liege ich splitternackt auf dem Boden. Mir ist kalt. Er wirft einen Haufen Klamotten auf den Boden und verlässt den Raum. „Zieh dich an, dann fahre ich dich nach Hause. Ich bezweifle nämlich, dass du noch weißt wo das ist." Zitternd wühle ich mir etwas zum Anziehen hervor. Es ist ein urkomisches Gefühl Klamotten am Leib zu tragen. Die letzten Jahre hatte mich mein schwarzes Fell geschützt. Mein guter Geruchssinn ist auch verschwunden. Wie soll ich mich denn jetzt zurechtfinden?


Auf wackeligen Beinen mache ich mich auf den Weg zu seinem Auto. Es ist alles so merkwürdig. Ich nehme alles total anders wahr. Alles ist so neu für mich nach all den Jahren.

Hinter GitternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt