Eine Begegnung

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Dieses Mädchen steht dort vor mir. Einfach so. Sie kam aus dem Nirgendwo. Ihre Kleidung hängt locker an ihrem dünnen zarten Körper. Sie lächelt mich an und trotzdem sieht sie nicht glücklich aus. "Wie lange willst du mich denn noch anstarren? Das ist ziemlich unhöflich." Ich zucke kurz zusammen. Wie? Wie? Wie ist das alles möglich? "Leone, ich möchte nicht unhöflich sein, ab-" "Halt deine Klappe!" Ihre Stimme ist so hasserfüllt, das ich eine Gänsehaut bekommen habe. "Du bist jeden Tag in diesem Zimmer da oben gewesen. Jeden Tag wolltest du mehr von mir erfahren. Jeden Tag hast du nach mir gesucht und mir Fragen gestellt. Tag für Tag der selbe Scheiß! Warum tust du das? Ich bin wertlos. Ich bin unnütz. Ich bin...ich bin... eine Mörderin!" Wie ruhig sie diese Worte sprich. Ruhig und trotzdem klingt sie wahrsinnig. Dieses Mädchen ist eindeutig verrückt. Warum fasziniert sie mich dann so? "Es tut mir Leid, Leone." Ich wollte nichts Böses tun. Ich habe mich entschuldigt und sie fängt an krankhaft zu lachen. "HAHAHA! Das ich nicht lache. Es tut dir also Leid? NEIN! Das tut es eben nicht! Niemandem tut es Leid. NIEMANDEM! Du bist genauso selbstsüchtig und egoistisch, wie alle anderen auch. Du denkst nur an dich selbst. Verschwendest nicht einen Gedanken daran, wie ich mich fühle, wenn du in meiner Vergangenheit stöbert. Du bist nicht besser als sie. Du bist ein Mensch! Was hätte ich erwarten sollen? ich bin wirklich dumm, nicht war?" Ihre großen Augen sehen direkt in meine Seele. Ich tue nichts. Mein angstefülltes Gesicht muss unglaublich dumm aussehen, aberdafür kann ich nichts. Ich habe nun einmal Angst. Noch nie in meinem Leben habe ich eine so große Angst gespürt, wie in diesem Moment.
Plötzlich senkt Leone ihren Blick und sieht unfassbar traurig und verletzlich aus. mit leiser, vorwürflicher Stime sagt sie: " Du bist halt nur ein Mensch. Ein Mensch der nicht besser ist als alle anderen. Menschen lügen. Menschen denken nur an sich. Menschen sind egoistisch. Menschen töten gleichgesinnte ohne mit der Wimper zu zucken. Menschen führen Kriege, weil sie die meinung und Weltanschauung anderer nicht akzeptieren. Ein Mensch ist unersättlich. Er will immer mehr Macht, Einfluss, Nahrung, Liebe, Wissen. Aber es gibt Grenzen. Grenzen, die er nicht erkennt und darum überschreitet. Ein Mensch gibt nicht. Er nimmt. Und irgendwann...nimmt er sich sein Leben." Nach diesen Worten bricht sie in Tränen aus. Jede normale Person würde das arme Mädchen nun trösten wollen. Wie es scheint bin ich nicht normal. "Leone, es tut mir aufrichtig Leid. Ich war egoistisch und habe dich dabei ignoriert. Ich wollte immer mehr Informationen über dich und vergaß dabei deine Privatsphäre. Es ist normal, wenn du mich hasst, mich beleidigst. Letztendlich bin ich nur ein Mensch. Ich mache Fehler. Ich bin nicht perfekt. Ich bin keine gute Person. Ich danke dir dafür, dass du mir die Augen geöffnet hast. Du bist kein schlechter Mensch." Leone sieht mich erschrocken an und für einen Augenblick bin ich sogar der Meinung Hoffnung in ihren Augen zu sehen. "Du bist nur ein junges Mädchen, dass seine Fehler hat. Du hast zwar Menschen umgebracht, aber das macht dich nicht zu einer bösen Person. Du wolltest nur Gerechtigkeit. Du wolltest Rache, weil dir Unrecht angetan wurde. Am Ende bist du auch nur ein Mensch. Ein widerwertiger, egoistischer, unersättlicher Mensch. Doch willst du auch als solcher sterben?"


Warum ist Leones Einstellung den Menschen gegenüber so negativ? Was wurde ihr angetan? Warum verzeihst du Leone, dass sie Menschen ermordet hat? Was willst du mit deinen Worten bezwecken?


Life in a dark roomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt