Sunny

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Trotz unseren anfänglichen 'Startproblemen' verstanden wir uns recht gut. Ich erzählte Bill was passiert war, er sah mich die ganze Zeit über mit einem erstaunten Gesicht an. Und er unterbrach mich nicht einmal. Ob das nun an seinem Talent als Zuhörer oder einfach nur an seiner Müdigkeit lag, konnte ich nicht genau sagen. Nachdem ich alles gesagt hatte schwiegen wir eine Weile. ,,Und was ist dir diese Nacht passiert?" , fragend sah ich Bill an. Er seufzte genervt. ,, Ich war seit zwei Uhr mittags auf den Beinen um den Dreh für mein neues Musikvideo vorzubereiten und zu planen. Weil nur ich im Video zu sehen sein werde, da es ein Soloprojekt ist, war ich alleine da, also einfach ohne Tom. Eigentlich lief alles ganz gut, bis so eine dumme... " Er leckte sich über die Lippen und suchte nach den richtigen Worten. ,, Naja, egal, auf jeden Fall hat sie dann die ganze Zeit gemeckert und wir waren uns überhaupt nicht einig. Die hat voll rumgezickt. Blablabla. Richtig unprofessionell. Irgendwann, nachdem wir stundenlang diskutiert hatten, ist mir dann der Kragen geplatzt und ich bin einfach gegangen. " Mitleidig sah ich ihn an.
,,Und deshalb habe ich dich auch so angezickt, sorry nochmal. Ich hatte einfach keinen Nerv mehr für irgendjemand. " Verständnisvoll nickte ich und wir setzten unser Schweigen fort. Langsam kroch die Müdigkeit wieder zurück in meine Glieder.
Inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt. Der Horizont verlief von orange in zartrosa und der ganze Himmel war goldenen. Die Wolken, die ihn bedeckten sahen aus wie rosa Zuckerwatte, die jemand an das Firmament geklebt hatte. Ich konnte immer mehr leuchtende Farbtöne erkennen, bis schliesslich die Sonne als ein riesiger orange-roter Ball hinter dem blau glitzernden Meer aufstieg und alles in ein warmes, weiches Licht tauchte. Immer noch schweigend betrachteten wir das Farbenspiel. Ab und zu gähnte einer von uns, bis ich irgendwann leises Schnarchen neben mir hörte. Ich drehte den Kopf in die Richtung. Bill hatte sich auf dem flauschigen Teppich zusammengerollt und schlief seelenruhig vor sich hin. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich stand auf, lief zum Sofa und holte eine Decke und ein Kissen. Sachte, sodass er nicht aufwachte, hob ich den blonden Kopf an und schob das Kissen darunter. Dann deckte ich ihn zu und erhob mich, kippte die Ingwerreste in den Kompost und stellte die Tassen in die Spüle. Ich warf einen Blick auf die Uhr des Backofens. Es war 7.48 Uhr. Müde gähnte ich und beschloss noch eine Runde zu schlafen. So leise wie ich konnte stieg ich die Treppe hoch, was sich garnicht so einfach gestaltete wie ich das gedacht hatte. Meine Füsse waren nämlich bleischwer und es kostete mich einige Mühe sie nicht einfach auf die Stufen knallen zu lassen, sondern sie mehr oder weniger sanft auf dem schwarzen Metall der Stufen abzusetzen.
Oben angekommen schlurfte ich in Toms Zimmer und kuschelte mich neben ihm unter die Bettdecke. Natürliche nicht ohne ihm noch einen langen Blick zuzuwerfen. Dann legte ich mich hin. Sofort fielen meine Augen zu und ich glitt ins Land der Träume, wo ich schon sehnsüchtig erwartet wurde.
Das nächste mal erwachte ich nicht ganz so sanft wie vorhin. Irgendwas kaltes, nasses klatschte mir volle Kanne ins Gesicht. Erschrocken quiekte ich und japste panisch nach Luft. Neben mir hörte ich leises Lachen. Sofort sass ich kerzengerade im Bett und riss die Augen auf. ,, Aua!" , mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb ich mir die Stirn. Ich war direkt gegen Toms Kopf gekracht. Unser unsanftes Zusammentreffen hatte ihm das schelmische Grinsen leider nicht aus dem Gesicht gewischt. Gespielt beleidigt verschränkte ich meine Arme vor der Brust. ,,Hey, ich habe dich auch ganz normal schlafen lassen, also warum schüttest du einen Eimer Wasser über mich um mich zu wecken?!", böse sah ich ihn an. ,, Tschuldigung... ich dachte das wäre lustig.", sagte er leicht zerknirscht und sah mich verlegen an. Alleine der Blick aus seinen weichen, warmen Caramellaugen liess mich förmlich dahinschmelzen. ,,Ist ja nicht so schlimm.", sagte ich versöhnlich und griff heimlich hinter meinem Rücken nach einem Kissen. ,,Aber Rache ist süss.", und mit diesen Worten schlug ich das Kissen gegen Toms Kopf. Seine erstaunte Reaktion liess darauf schliessen, dass er darauf alles andere als vorbereitet gewesen war. Mit einem erschrockenen ,, Oh...", fiel er rückwärts vom Bett. Ich hielt mir vor lachen den Bauch, dann hielt ich ihm aber meine Hand hin um ihm aufzuhelfen. Was nicht ganz klappte, denn eine Sekunde später lag ich halb neben, halb unter ihm und wurde von ihm nach allen Regeln der Kunst ausgekitzelt. So lange, bis ich schliesslich ,, Gnade, gnade bitte!", japste und er sich von mir herunterrollte. ,, Ich hab' Hunger.", verkündete er, erhob sich und zog mich auf die Füsse.
In der Küche angekommen machte er erst mal Kaffee, während ich erneut in den Schränken herumkramte, um etwas fürs Frühstück zu finden. Erschrocken sah ich auf die Uhr. Es war schon vier Uhr nachmittags. Normalerweise pennte ich höchstens bis um zehn oder elf. Und ausserdem war es Samstag... ,,Müsst ihr nicht arbeiten heute?", Tom nickte. ,,Ja, aber erst so gegen acht Uhr. Vorher werden ich und Bill wahrscheinlich einfach ein bisschen am Buch weiterschreiben und am Abend ins Studio fahren, wir haben uns mit ein paar anderen Musikern verabredet um ein paar Feinschliffe am Album vorzunehmen."
,,Mh...", brummelte ich. Ich war in Gedanken immer noch halb beim Essen. Schliesslich kam ich auf die ''geniale'' Idee, Pizza zu bestellen. Gesagt getan, eine halbe Stunde später sassen wir vor zwei leeren Pizzakartons auf dem weissen Sofa auf dem Balkon und redeten. Es war ein richtig sonniger Tag, okay um genau zu sein ist gefühlt jeder Tag in L.A sonnig. Nur war es auch richtig warm, obwohl es schon Oktober war. Von zuhause war ich mir halt andere Temperaturen gewöhnt. Geniesserisch schloss ich die Augen und streckte mein Gesicht der Sonne entgegen. ,,Ich liebe diese Wärme."
Tom lächelte. ,,Mir ist gerade einen Spitznamen für dich eingefallen. Ab heute nenn' ich dich Sunny."
,,Bitte nicht, das klingt schrecklich.", flehend sah ich ihn an. Er grinste nur und schüttelte den Kopf. ,,Tommy." Jetzt war er es, der entsetzt dreinsah. Ich streckte ihm die Zunge heraus.
,,Morgen.", ein ziemlich verschlafener Bill erschien im Rahmen der Türe, die auf den Balkon führte. ,,Moin.", erwiderten Tom und ich wie aus einem Mund. Wir sahen uns an und lachten dann laut, was der verpennte Blonde mit einem Lächeln quittierte. ,,Ihr seid ...oh, ihr habt Pizza bestellt.", begeistert starrte er auf die inzwischen leeren Kartons, die vor uns auf einem kleinen Holztischen lagen. ,,Ja, aber nicht für dich.", Tom grinste seinen Zwillingsbruder frech an. Dieser zog eine beleidigte Schnute und verschwand wieder im Haus, vermutlich um sich selbst eine Pizza zu bestellen. Wenig später hörte man ihn noch halb im Schlaf auf englisch in sein Handy nuscheln. ,,Sorry!", rief der Ältere ihm hinterher.

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Der Kampf um die Pizza, wer kennt es nicht?
Ja, nach langer Zeit mal wieder ein Update. Ich glaube ich habe jetzt eine Idee was so ungefähr passieren wird.
Ich suche noch jemanden der sich spoilern lässt, damit ich ihm den Verlauf der Geschichte erzählen kann, von wegen Meinung und so.
Peace out,
Lou🗝🎀☠️

Friendshit (Tom Kaulitz ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt