Verpeiltes Huhn

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Ich erwachte mit schrecklichen Nackenschmerzen. Fluchend setzte ich mich auf. Naja, im Grunde war ich ja selber schuld, wenn ich zu faul war um den Weg ins Bett zu gehen. Mein Magen meldete sich grummelnd zu Wort. Müde schlurfte ich in die Küche.
Die grosse Uhr über dem Herd verriet mir das es schon halb neun war. Verdammt, ich hatte verpennt. Hiess wohl das ich das Frühstück heute auslassen musste. Scheisse, konnte man schlechter in den Tag starten?! Ich rannte ins Bad, wusch mein Gesicht und putzte mir die Zähne, während ich versuchte mir mit einer Hand die Haare zu kämmen. Es klappte nicht wirklich, am Ende hatte ich Zahnpasta in den braunen Locken kleben. Ich wollte das Bad wieder verlassen, verfehlte aber den Türrahmen um einen cm und schlug mit den kleinen Zeh an. Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte ich hüpfend meinen Weg fort. Im Schlafzimmer angekommen schlüpfte ich in eine zerfetzte Jeans und ein weisses Tank-Top. Ich band mir die Haare zu einem halbwegs ordentlichen Dutt zusammen und warf dann einen kurzen Blick in den Spiegel. Weil die Zeit fürs schminken eh nicht mehr gereicht hätte redete ich mir ein das ich das heute nicht nötig hatte und verliess mitsamt dem klapprigen Fahrrad die Wohnung. Zu Fuss hätte ich keine Chance gehabt.

Um genau Punkt neun Uhr stand ich ausser Atem vor meinem Chef. Ich war froh nicht zu spät zu sein, denn Henry war penibel genau wenn es um Pünktlichkeit ging. Erst letztens hatte er Maja richtig zur Schnecke gemacht, nur weil sie eine Minute nach dem Beginn ihrer Schicht hier aufgekreuzt war.
,,Guten morgen Süsse." Sagte er mit seiner hellen Knabenstimme und lächelte dabei sein ekelhaftes Zahnpastawerbung-Lächeln. Mir wurde übel. ,,Guten morgen Henry." Ich versuchte krampfhaft meine Mundwinkel oben zu behalten, wobei es glaube ich eher so aussah als ob ich meine Zähne fletschen würde. Ihm schien das anscheinend nicht aufzufallen, denn er lächelte unbeirrt weiter. Er stand einfach nur da und sah mich wie ein verliebtes Schaf an. Ich räusperte mich. ,,Eh... ich werd mir dann mal ne Schürze holen." Und mit diesen Worten drängte ich mich an ihm vorbei und flüchtete in den Nebenraum. Erleichtert atmete ich aus. ,,Na das würde aber ein toller Tag werden", dachte ich schlecht gelaunt. Als ich die anderen Mädels sah hellte sich mein Gesicht allerdings schlagartig auf. ,,Hi Maja, hi Eden!" Sie grüssten zurück. Mir wurde eine rote Schürze zugeworfen, welche ich mir umband und dann ging ich zu einer grossen Wandtafel an der hinteren Wand. Auf ihr standen immer die Dinge, die noch zu erledigen waren, meistens einkaufen oder die Glasvitrine mit frischen Backwaren auffüllen, wozu ich immer zuständig war. Ich sah mir die Liste durch. Ein Blech Walnuss-Karamell Whoopies und ein Blech Eclairs, Cronuts, Blondies und eine grosse Schokoladentorte mit Granatäpfeln. Ich ging in die kleine Backstube und machte mich sogleich daran die Zutaten abzuwägen und die verschiedenen Teige anzurühren.
Ich kam heute garnicht zum bedienen, weil ich die ganze Zeit Nachschub für die Vitrine hatte backen müssen. Heute hatte es anscheinend richtig viele Gäste. Ich war froh das ich da nicht zur Bedienung eingeteilt worden war, denn viele Kunden bedeutete auch viel Stress. Ich kam sowieso immer mit den Bestellungen durcheinander. Der heutige Arbeitstag war also nicht so schlimm gewesen wie ich befürchtet hatte. Weil ich die ganze Zeit über nur in der Backstube verbracht hatte war ich zwar alleine gewesen, hatte aber Ruhe vor Henry gehabt. Und ich konnte die Musik hören die ich bevorzugte, ich und Maja hatten uns deswegen schon öfters in die Haare gekriegt. Trotzdem war ich recht froh als es endlich Feierabend war. Ich musste immer eine halbe Stunde vor Ladenschluss alle Backwaren im Vorratsraum versorgen, das benutzte Geschirr abwaschen (die grossen Schüsseln hatten leider keinen Platz im Geschirrspüler), den Boden fegen und die Arbeitsflächen und Standmixer putzen. Als ich endlich fertig war, war es bereits zwanzig nach 19 Uhr. Ich verabschiedete mich noch von Henry, warf meine schmutzige Schürze in die Schmutzwäsche und schloss dann den Verkaufsraum ab.
Puh, endlich Feierabend. Müde schob ich mein klappriges Fahrrad vor mir her. Die Sonne wärmte meinen Rücken und von irgendwo hörte ich jemanden auf einem Saxophon Jazz spielen. Eine leichte Brise kühlte mein Gesicht und brachte den Geruch nach Weed und Zuckerwatte. Mich störten die vielen Kiffer nicht im geringsten, solange sie nur beim Hanf blieben und mich nicht blöd anmachten. Zudem konnte man sich, sobald man den von mir als 'Kifferwind' betitelten Rauch roch sicher sein, das es mit niemandem Stress gab. Alle waren gechillt drauf und es herrschte eine friedliche Athmospäre. Die Studenten sassen in kleinen Grüppchen im Park zusammen und hörten Musik oder machten mittels Gitarre selber welche. Auf einer Bank vor mir küssten sich zwei Frauen.

Ich schloss gerade das rostige Schloss meiner Wohnungstür auf, da fiel mir wieder ein das ich ja heute noch mit Henry reden wollte. Mist. Aber umkehren? Darauf hatte ich jetzt echt keinen Bock und auch keine Nerven mehr. Wahrscheinlich war er eh schon weg, und in dem Fall das ich ihn doch noch treffen würde, würde ich ihn wahrscheinlich anschnauzen. ,,Morgen ist auch noch ein Tag", Versprach ich mir, und wollte die Tür öffnen, doch sie klemmte mal wieder. Mit verdrehten Augen rüttelte ich an der Klinke bis sie nachgab und mit dem vertrauten Quietschen nach hinten schwang. Magnus kam mir auch sogleich entgegen und begann um meine Beine zu streichen. ,,Ja, ich hab' dich auch vermisst."
Müde liess ich mich an der Wand herunterrutschen. Sogleich setzte sich der kleine Kater auf meinen Schoss und begann zu schnurren. Ich begann sein schwarzes Fell zu streicheln. Nach einer Weile kletterte er auf meine Schulter und ich begab mich in die Küche um ihn zu füttern.

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Doppelupdate weil ich verliebt bin ...
So Leudde, nichts interessantes passiert, ich weiss. Aber eh ja. Diesmal keine Ausrede parat. Auf jeden Fall wird Luna Henry bald sagen was sie von ihm hält.
Au revoir,
Lou⚠️👗🐋

Friendshit (Tom Kaulitz ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt