Die Nuss im Feuer

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Endlich Feierabend. Wie ein Zombie schlurfte ich durch das kleine Café.. Jetzt nur noch abschliessen und... ,,Luna, kommst du bitte mal?" Die Stimme von "Zahnpasta-Henry", Pardon, meinem Chef liess mich zusammenzucken. Fuck, hatte er etwas gemerkt? Natürlich hatte er das, es war ja auch nicht schwer. Man sah mir meine Gefühlslage auf den ersten Blick an.
,,Natürlich." Sagte ich. Was hätte ich auch tun sollen, es war ja sowieso eine rhetorische Fragen gewesen. Ich begann zu schwitzen. Musste das jetzt sein?! Ich hatte Angst das ich plötzlich zusammenbrechen würde. In letzter Zeit hatte sich so viel in mir angestaut und ich hatte mich nicht getraut mit jemandem zu reden. Ich wollte nicht für verrückt oder krank erklärt werden. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen wie ausgelaugt und vor allem angepisst ich auf ihn war und drehte mich mit einem strahlenden Lächeln um. Zum Glück trug ich eine Sonnenbrille, sodass er mir nicht in in Augen sehen konnte.
Ich war müde, so unendlich müde. Und ich war es so satt immer nur so zu tun als ob alles ok war. In den letzten Wochen hatte ich so einen brennenden Hass auf Henry entwickelt. Er war an allem schuld und er machte alles schlimmer. Seine ganze Art machte mich krank. Ich konnte nicht sagen was es war, aber er regte mich so unfassbar auf. Diese aufgesetzte Nettigkeit und dieses Getue von wegen ,,Wir sind alle eine grosse Familie". In Wahrheit scherte er sich doch einen Dreck um mich. Plötzlich war ich wieder so wütend auf ihn. Dieser... Am liebsten hätte ich jetzt alles kurz und klein geschlagen. Dieses heuchlerische Arschloch!
Er ging nicht wie erwartet in sein kleines muffiges Büro, sondern setzte sich an ein kleines rundes Tischen. Überrascht setzte ich mich neben ihn. ,,Kaffe?" Fragte er. Ich nickte geistesabwesend. Das würde jetzt aber nicht so ein sentimentales Pseudo-Kaffeekränzchen
werden. Ganz bestimmt nicht würde ich meinem Chef mein Herz ausschütten und mit ihm über Probleme reden. Zumal er nicht unbeteiligt an ihnen war. Ungeduldig trommelte ich mit meinen Fingerkuppen auf das himmelblau lackierte Holz. Ich hatte wieder angefangen an meinen Fingernägeln zu kauen, weshalb ich nicht wie gewohnt auf den Tisch klopfen konnte. ,,So, da bin ich wieder." Henry setzte einen dampfenden Latte Macciato mit extra viel Milchschaum vor mir ab. ,,Danke," sagte ich leise. Und ausnahmsweise meinte ich es auch so. Seine aufrichtige Nettigkeit verblüffte mich. Langsam begann ich, das heisse Getränk in mich hinein zu schlürfen. Natürlich verbrannte ich mir dabei die Zunge, aber dafür breitete sich schlagartig Wärme in mir aus. Ich fühlte mich ausnahmsweise mal wohl in der Anwesenheit meines Chefs und war sogar schon so weit, das ich mich geborgen gefühlt hätte, wenn der Blondschopf sich nicht zu mir gelehnt und mit tiefer Stimme geraunt hätte: ,,Du kannst mir alles sagen, du kannst mir vertrauen. Ich bin immer für dich da." Sofort wurde mir übel. Warum hatte ich so etwas in der Art schon erwartet gehabt? Genau, weil das total zu Henry passte. Er wollte immer das wir eine lockere Verbindung untereinander und zu ihm hatten, welche alles andere als nur geschäftlich war. Er lud uns zu Partys ein und plante Ausflüge mit allen Bediensteten, an denen ,,leider" alle krank oder sonstig verhindert waren. Es war ja lieb von ihm, aber mir war das einfach zu wieder. Mein Chef war mein Arbeitsgeber und sonst nichts.
,,Hey," sagte Henry und sah mich aus seinen Eisblauen Augen einfühlsam an. ,,Du kannst mir vertrauen." Ganz bestimmt nicht!
,,Ich weiss, und dafür bin ich dir auch dankbar." Kotz würg. Stille breitete sich aus, während Henry mich weiterhin erwartungsvoll anstarrte, und ich krampfhaft seinen Blick mied. Panisch suchte ich nach einer Notlüge, denn ich wusste das ich hier nicht wegkam bevor ich mich ihm anvertraut hatte. ,,Est ist so dass..." Nervös klopfte ich mit dem Kaffeelöffel gegen meine inzwischen leere Tasse. ,,Ich bin schwanger." Ich senkte den Blick und schnipste unsichtbare Staubkörner vom Tisch. Mist, das ging aber nicht, früher oder später würde man es mir ja ansehen wenn man ich ein Baby in meinem Bauch hätte. ,,Nein, ich war schwanger," korrigierte ich mich.
,,Es..., es..." Ich macht eine Pause und hob den Kopf. ,,Ich hatte eine Fehlgeburt. Das Baby... ist tot." Ich blickte ihm direkt in die Augen. Wow, ich war überrascht von meinen Notlügenrepertoir. Das war echt kreativ. Henry schwieg. Das hatte ihn wohl echt umgehauen. Ich musste wieder an meine Mom denken und auf einmal wurde ich so unfassbar traurig. Mein Herz fühlte sich so schwer an, das es mich förmlich nach unten zog. Schnell blinzelte ich ein paar Tränen weg. Nicht heulen Luna, nicht vor Henry, nicht vor deinem Chef. Du willst dich doch nicht blamieren, also reiss ich verdammt nochmal zusammen. Doch es war zu spät. Immer mehr Tränen quollen aus meinen Augen und tropften auf den Tisch. Henry hatte nach meiner Hand gegriffen und tätschelte sie unbeholfen. Schluss jetzt! Dachte ich ärgerlich. Das reicht. Schnell sprang ich auf und zog meine Hand so schnell zurück, dass man meinen könnte ich hätte sie verbrannt. ,,Ich... ich muss gehen." Stotterte ich verwirrt und drehte mich um. In diesem Moment fühlte ich mich so schwach und verletzlich. Und einsam. Schrecklich einsam. Meine Befürchtung hatte sich bewahrheitete. Ich hatte nicht standgehalten. Ich war geplatzt wie eine Nuss im Feuer.

Der Fahrtwind trocknete meine Tränen rasch. Ich fühlte mich schrecklich. Irgendwie gebrochen. Zuhause angekommen pfefferte ich meine Sachen in irgendeine Ecke und ging schnurstracks in die Küche. Alkohol und Kippen. Ich bräuchte jetzt etwas was mich ablenkte und beruhigte. Ich war so furchtbar aufgelöst, stand komplett neben mir. Ich trank den Hochprozentigen direkt aus der Flasche. Meine Kehle brannte, aber es fühlte sich gut an. Es lenkte mich von dem stechenden Schmerz in meiner Brust ab und vertrieb die Taubheit aus meinem Körper, füllte meinen Magen mit einem warmen kribbeln. Es war wie ritzen. Nicht viel später war ich so sehr besoffen das ich nicht einmal mehr gehen konnte. Irgendetwas in mir sträubte sich dagegen, schrie mich an aufzuhören, irgendwas von Gefahr. Doch ich war zu benebelt um etwas zu kapieren. Plötzlich verschwamm alles vor meinen Augen, mein Blickfeld kippte erst und verdunkelte sich ganz. Es piepte ganz hoch in meinen Ohren, und dann schalteten sich meine Sinne aus und ich versank in Dunkelheit.

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Wie fandet ihr das Kapitel, bitte gebt mir eine Rückmeldung, denn ich weiss nicht ob ich weiter schreiben soll oder nicht. Ich bin so unzufrieden mit meiner Geschichte,
Lou🐦🌑🌪

Friendshit (Tom Kaulitz ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt