2. Enten sind das pure böse!

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"Mhhh... Isch glaub isch träume." Magnus kaute genüsslich auf seinen Pfannkuchen und ignorierte Clarys angeekeltes Gesicht.
"Magnus, du hast mich angespuckt", jammerte sie, wischte mit ihrer Hand durchs Gesicht und nahm einen Schluck von ihrem Caffee. Ihr zu Liebe kaute Magnus auf und schluckte, bevor er sprach. "Wenigstens schubse ich dich weder in Dreck, noch in Pfützen oder Teiche. Zeig ein bisschen Dankbarkeit, mhh."
Seine beste Freundin verdrehte daraufhin nur die Augen, lächelte aber. Magnus strahlte Freude aus, die sie zu genießen versuchte. Es war selten, dass er so glücklich aussah. So... ehrlich glücklich. Nicht nur gespielt, weil er nicht wollte, dass Clary sich Sorgen machte. Kein aufgesetztes Lächeln, das all den Schmerz verdeckte. Keine Fassade, die allen vorgaukelte, dass er okay war.
"Ich kann immer noch nicht glauben, dass dieser Jake das getan hat", brummte Magnus, nachdem er einen weiteren Bissen von den Pfannkuchen genommen hatte.
"Er heißt Jace. J-A-C-E. Kurz für Jonathan."
"Wie auch immer. Er ist und bleibt ein Blondie, der arrogant ist und panische Angst vor Enten hat. Clary, ENTEN! Und dafür hat er dich in einen Teich befördert."
Clary seufzte und stützte sich mit beiden Ellenbogen auf dem runden Tisch, an dem sie und Magnus saßen, ab. Ed, so hieß der Besitzer des Cafés, hatte beide zu einem Frühstück eingeladen. Er kannte Magnus nun schon so viele Jahre, dass ein Frühstück hier und da, auf seine Kosten, auch nicht weh tat.
"Du kennst ihn doch gar nicht", versuchte sie Jace zu verteidigen, obwohl es nutzlos war. Wenn Magnus eine Meinung hatte, dann blieb er auch bei ihr.
"Ich muss ihn nicht kennen um zu sagen, dass Goldlocke eingebildet ist. Ehrlich, er denkt er wäre Prinz Charming, oder was? Dabei hat er dich doch nicht einmal bemerkt. Nicht mal entschuldigt hat er sich bei dir. Keine Ahnung was du an dem hast." Magnus mochte es nicht, wenn jemand Clary weh tat und er konnte sehen, dass sie ein wenig unglücklich war. Liebe ist manchmal grausam, dachte Magnus und schüttelte danach schnell den Kopf. Er würde sich nicht damit befassen.
"Mags, mir gehts gut. Jace hat mich Freitag angesprochen und sich entschuldigt. Hat sogar gefragt ob ich mich mal mit ihm treffen will." Sie strahlte und leerte ihre Tasse. "Wir treffen und heute Nachmittag."
Einige Male blinzelnd sah ihr bester Freund sie an, bevor sich sein verwirrtes Gesicht aufhellte.
"Großartig Liebes! Und wenn er dir das Herz bricht hat er noch genug Knochen im Körper, die ich ihm brechen werde. Zweimal. Und danach werden ihn Enten verfolgen." Magnus grinste, stolz über seinen wie foltere ich Jace am besten Plan. Clary hingegen schien dies alles andere als lustig zu finden.
"Du wagst es nicht. Enten sind tatsächlich das pure böse! Jace hat mir erzählt, warum er solch panische Angst vor ihnen hat."
"Ich glaube, dass ich das nicht wissen will. Ich habe für heute genug zum Thema Jace. Aber freut mich, dass du glücklich bist, Liebes." Er schenkte ihr ein warmes Lächeln und stopfte dann das letzte Stück Pfannkuchen in den Mund. Einfach nur köstlich.
"Das war der Wahnsinn."
Clary nickte ihm zusimmend zu und fügte im Stillen hinzu: es ist schön dich glücklich zu sehen.
"Freut mich, dass es geschmeckt hat. Kommt gern mal wieder!" Ed hatte sich daran gemacht ihren Tisch ab zu räumen und zwinkerte Magnus zu, bevor er wieder ging.
"Er mag dich", brummte Clary zufrieden und stand auf. Sie wusste, dass Magnus nichts dazu sagen würde. Er hatte sein Herz schon vor langer Zeit so verschlossen, dass niemand mehr heran kam. Trotzdem war er einer der nettesten Menschen die Clary kannte.
Beide verließen das Café, schweigend, ihre Rucksäcke geschultert und die Jacken in den Armen. Sie liefen eine weile durch das Kaufhaus und Magnus versuchte irgendetwas zu finden, dass er Clary noch nicht gefragt hatte. Er liebte Geschichten. Geschichten waren Erinnerungen, die er gern behielt.
"Wie ist die Schule? Irgendetwas neues, was nichts mit Jace zu tun hat?", fragte er schließlich. Clary nickte zögernd und sah zu Magnus hoch. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, weshalb sie blinzeln musste.
"Ich hab das Stipendium für das Kunststudium bekommen!", quikte sie überglücklich und warf sich in Magnus Arme. Sie weinte vor Freude und Magnus, er drückte sie einfach. Sie würde es zu etwas bringen. Eines Tages würde sie Bilder verkaufen, die so schön waren, dass sie jeden verzauberten. Ihre Fähigkeiten waren überwältigend. Sie sorgte dafür, dass ihre Gemälde aussahen, als würden sie sich bewegen.
"Gratuliere Biskuit", sagte er, da er nicht wusste, was er dem hinzufügen sollte. Sie wusste, dass er stolz auf sie war. Ja, er war mehr als stolz. Clary gab ihr bestes, kümmerte sich um Magnus, ihre Schule, ihre Kunst und um ihre Famile. Sie verdiente jedes Lob das sie bekommen konnte.
"Lass uns zu mir laufen. Dann schneide ich deine Haare, du kannst duschen und danach reden wir noch etwas. Was meinst du?"
Die beiden Freunde waren mittlerweile am Ausgang angekommen, weshalb Magnus zustimmend nickte. Duschen klang nach einem wahnsinnig gutem Plan. Er betrachtete sich in der Glasspiegelung. Ja, ein Haarschnitt war dringend nötig. Sein Undercut war nicht mehr zu erkennen, denn seine Haare hatten mittlerweile Kinnlänge.
"Sorry Mags, dass ich nicht so oft komme... Mom würde dich sogar bei uns wohnen lassen, wenn wir auch nur einen Millimeter Platz übrig hätten. Mehr als kaltes Wasser zum duschen und einen Haarschnitt kann ich leider nicht anbieten und ich hasse es. Tut mir Leid." Clary sah ihn mit verletztem Gesichtsausdruck an, weshalb dieser ihr ein Lächeln schenkte. Sie tat doch schon mehr, als er jemals bekommen hatte.
"Hör zu Liebes." Beide liefen mittlerweile draußen durch den Schneematsch auf dem Bürgersteig und schlüpften zurück in ihre Jacken. "Du tust schon so viel, ich kann dir nicht genug dafür danken. Mach dir keinen Kopf um mich, okay? Ich komme klar Clary. Ragnor und Cat passen auf mich auf, du kommst immer mal wieder vorbei und Ed spendiert mir alle paar Wochen etwas zu Essen. Es gibt Leute hier draußen, denen geht es viel schlimmer. Glaub mir."
Clary glaubte ihm nicht, doch sie sagte nichts. Sie konnte nichts sagen. Egal was sie hätte machen wollen, sie konnte nicht helfen. Ihr Geld reichte nicht und Freundschaft allein brachte auch nicht viel. Sie konnte alles nur erträglicher machen. Zumindestens hoffte sie das.
"So, da wären wir." Clary kramte in ihrer Hosentasche, zog einen Schlüssel hervor und öffnete dann die fordere Tür.
"Home sweet home", murmelte sie, als beide eintraten. Das Treppenhaus roch nach Erbrochenem.
Beide stiegen drei Stockwerke nach oben, bevor sie an der eigentlichen Wohnungstür ankamen. Clary, die den Schlüssel die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, schloss auf und ging, gefolgt von Magnus, in die kleine Wohnung. Ohne zu zögern zog Magnus seine Schuhe aus und verschwand im Bad. Clary hatte ihm bereits Handtuch, Socken, eine neue Hose sowie ein viel zu großes T-Shirt auf den Waschbeckenrand gelegt. Seufzend entledigte er seine Kleidung, schlüpfte unter die dusche und duschte sich ausgiebig. Es war zwar nur kaltes Wasser, doch es war besser als die Katzenwäschen in den öffentlichen Toiletten. Magnus schloss seine Augen, als das Wasser auf ihn nieder prasselte. Der Dreck verschwand im Abfluss, der stinkende Geruch wurde von Seife überdeckt und seine sonst so zerzausten Haare hingen nun flach nach unten. Er bekam nicht mit, wie Clary die Tür offnete, weil jemand geklingelt hatte. Erst, als er fertig geduscht, angezogen und sich die Haare gekämmt hatte, ging er in die Küche und sah, dass Simon gekommen war. Und Magnus hatte sich schon gewundert wer geredet hatte.
"Hey Streuner", sagte Simon grinsend, weshalb Clary ihn auf den Arm schlug. Er hingegen widmete sich wieder seinem Nintendo und beachtete niemanden mehr.
Okay, so gehts auch, dachte Magnus und sah lächelnd zu Clary. Er fühlte sich so sauber, da würde selbst ein nerviger Simon seine Laune nicht verderben.
"Komm, ich schneide dir endlich die Haare."

Die Straßen von New York *In Bearbeitung*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt