7 - Ist das zumMitnehmen?

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Eine Woche später, an einem Samstag Morgen, brachte Harry mich zur Arbeit. Er bestand darauf mich zu fahren, da der Regen London wieder einmal heimgesucht hatte. Noch dazu war es windig und so war ich ihm nur dankbar für das Angebot.
Sanft streichelte er meinen Handrücken als er parkte und sah mich lächelnd an.
"Ich kann ja noch auf einen Kaffee rein kommen. Ich will deinen ersten Tag als Filialleiter nicht verpassen." sagte er grinsend und ich lachte. "Stellvertretender...vergiss das nicht. Aber ja, gern. Komm rein!" erwiderte ich und stieg aus.
Eilig lief ich durch den Regen und kramte dabei die Schlüssel aus meiner Hosentasche, Harry folgte mir ebenso schnell und gemeinsam fielen wir halb in das Café, nachdem ich aufgeschlossen hatte.
Ich lachte und auch sein raues Lachen ertönte. "Na der Tag fängt ja gut an." scherzte ich und er grinste und sah sich um. "Wieso musst du auch um 6 Uhr morgens eröffnen?" fragte er.
Schmunzelnd sah ich zu ihm. "Es ist nun mal ein Café, Babe. Die Leute wollen ihren Kaffee."
"Ja,  ja." sprach er und half mir we selbstverständlich die Stühle herunter zu stellen und alles herzurichten. Ich war ihm dankbar dafür, da ich heute alleine war für die ersten drei Stunden. Einer meiner Kollegen hatte sich krank gemeldet und so war ich auf mich allein gestellt. Die Tatsache dass Harry ein wenig hier bleiben würde und mir Gesellschaft leisten würde, stimmte mich gleich glücklicher.

Wenig später öffnete ich das Geschäft und fing an zu arbeiten, während er sich mit dem iPad an die Bar setzte und ein wenig Arbeit erledigte. Es war sofort gut gefüllt und ich hatte alle Hände voll zutun.

"Einen Cappuccino, bitte." hörte ich einen Mann sagen und nickte. "Kommt sofort." antwortete ich und sah nicht wirklich auf da ich gerade drei Getränke gleichzeitig fertig machen musste.
"Ist das zum Mitnehmen?"
"Ja, genau. Danke Louis." sprach der Kunde und nun sah ich doch nach oben. Ich wurde nie mit Namen angesprochen, ich hatte kein Namensschild. Auch Harry sah auf, das konnte ich aus dem Augenwinkel erkennen.
Der junge Mann vor mir war groß, hatte breite Schultern und lächelte mich charmant an. Sein Dreitagebart und die dunklen Haare ließen ihn männlich wirken, die blauen Augen strahlten.
Ich nickte etwas irritiert, denn ich kannte ihn definitiv nicht. Woher kannte er meinen Namen? 
"Welchen Namen soll ich drauf schreiben?" fragte ich ihn und machte seinen Cappuccino fertig. Irgendwie wollte ich ihn hier raus haben so schnell es ging.

"Mein Name ist Sean." sprach er, betonte dabei seinen Namen und ich sah zu ihm, bemerkte das Zwinkern und runzelte die Stirn, nickte jedoch nur und schrieb es drauf.
Ich stellte ihm den Becher hin und nickte ihm zu. "Macht 4,50..bitte." sprach ich und er legte mir 10 Pfund auf den Tresen. "Stimmt so. Wir sehen uns, Lou." sprach er grinsend und verließ das Café.
Ich sah ihm nach und blickte dann zu Harry. Sein Blick folgte dem Mann und dann sah er zu mir, die Stirn gerunzelt. "Wer war das?" fragte er und ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung."
"Woher kennt er deinen Namen?"

Ich seufzte. "Ich weiß es nicht, Harry. Ich hab den Kerl noch nie gesehen." sagte ich und ging nach hinten in mein Lager, da ich neue Kaffeebohnen benötigte. Tief atmete ich durch als ich hinten war und zog mein Handy aus der Hosentasche. Schnell öffnete ich die Nachricht von gestern und runzelte die Stirn. Die Initialie war ein S gewesen. S wie Sean.
Ich wusste genau was Harry jetzt denken würde. Er war schon bei der Nachricht misstrauisch gewesen, das gerade Geschehene würde es nur toppen.
Als die Lagertür aufging war ich so in Gedanken versunken dass ich erschrak und vor Schreck mein Handy fallen ließ. Eilig hob ich es auf und steckte es in meine Hosentasche, sah dann auf und blickte in Harry's Gesicht. Na der hatte Timing.
Fragend sah er zu mir und sein Blick wurde wieder misstrauisch. "Ich dachte ich schaue mal nach dir...aber du scheinst beschäftigt." stellte er fest und ich seufzte genervt. "Ich brauch einen neue Kaffeebohnen. Hilfst du mir?" fragte ich und er musterte mich.

"Du kennst den Typen wirklich nicht?"

So schnell wie er die Frage gestellt hatte, so schnell schoss mein Blick zu ihm. "Nein und nein, er hat mir mit Sicherheit auch nicht diese Nachricht geschickt." fauchte ich.
Harry runzelte die Stirn und dachte kurz nach, dann sah er zu mir. "Von der Nachricht habe ich nichts gesagt." sprach er und ich sah ihn an. "Harry, vertrau mir doch einfach."
"Das tue ich!!" verteidigte er sich sofort und ich lächelte humorlos. "Sicher..? Denn es kommt mir nicht so vor." sagte ich schlicht und schnappte mir einen Sack Bohnen und ging an ihm vorbei nach vorn.
Ich wusste wie die Situation auf ihn gerade gewirkt haben musste. Aber ich hatte nichts getan und ich kannte diesen Sean auch nicht.
Frustriert arbeitete ich weiter und als Harry nach vorn kam würdigte er mich keines Blickes und verließ das Café. Ich sah ihm nach und schluckte. Er hatte das alles völlig falsch aufgenommen.
Ich nahm schnell mein Handy und schrieb ihm.

Babe, vertrau mir bitte.
Ich kenne diesen Sean nicht.
Lou

Ohne noch einmal darauf zu schauen steckte ich es weg und arbeitete weiter. Ich war komplett abgelenkt, keine Frage. Doch ich musste schließlich arbeiten, immerhin war ich allein im Geschäft. Und nach meinem Dienst nahm ich mir vor sofort mit Harry zu sprechen.

***

Als ich um vier endlich das Geschäft verließ regnete es noch immer wie aus Kannen. Ich sah mich um und lächelte sofort als ich Harry erblickte. Er stand gegenüber des Cafés  auf dem Gehweg, hatte einen großen schwarzen Regenschirm in der Hand und sah zu mir herüber. Er hatte seine Haare offen, sie wehten im Wind und in dem Moment wirkte er auf mich wie eine Gestalt aus einem Buch, einfach nur unfassbar perfekt.
Sein Mund verzog sich zu einem amüsierten Lächeln. Vermutlich fand er es witzig dass ich ihm gegenüber stand und ihn mit offenem Mund anstarrte.
Ich sammelte mich und lief zu ihm herüber. "Hey, Baby." sagte ich und küsste ihn. Er erwiderte und musterte mich. "Wie war's noch?" fragte er. "Stressig. Und ich konnte nur an unseren erneuten Streit denken." gab ich zu und er zog mich etwas näher zu sich unter den Regenschirm.
"Es tut mir leid, wie ich wieder reagiert habe. Aber die Situation war so bizarr." sagte er und ich nickte. "Fand ich auch. Und ich verstehe noch immer nicht wieso er meinen Namen kannte. Aber ich kenne ihn nicht, wirklich nicht." beteuerte ich wieder und er nickte leicht.
"Ich weiß das jetzt, Lou. Komm." sagte er und nahm meine Hand. "Lass uns heim."
Gemeinsam liefen wir los und ich musterte sein Gesicht. Er wirkte nicht überzeugt. Ich sah ihm an dass er noch immer Zweifel hatte, doch ich beschloss es dabei zu belassen. Ich wollte mich nicht schon wieder streiten und schon gar nicht zu viel darüber nachdenken.

Fuck Me, Love Me ∆ L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt