17 - Es ist vorbei, Louis

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Eine Woche war seit der kleinen Party vergangen und ich hatte meinen Weg zurück in die Arbeit nicht gefunden. Wenn ich Harry anrufen wollte begrüßte mich mittlerweile nur noch die nervige Stimme seiner Mailbox und ich wollte mein Handy am liebsten an die Wand schmeißen.
Auch heute war wieder so ein Tag. Ich war im Hostel mittlerweile in ein Einzelzimmer gezogen und Rob hatte, nachdem wir einige Zigaretten und Biere gemeinsam genossen hatten, das Zimmer für den halben Preis gegeben. Er war wirklich nett und versuchte auf seine schroffe, einfache Art mir zu helfen. Ich war ihm dankbar dafür. Sehr sogar.

Auch an diesem Tag, ein Samstag, war wieder nur die Mailbox dran und ich beschloss zu ihm zu fahren. Ich wusste dass es vermutlich keinen Sinn hatte, doch ich konnte nicht anders. Ich wollte wissen ob er ok war. Oder ob er jemand Neuen hatte bereits. Denn auch dieser Gedanke schlich sich in meinen Kopf. Vielleicht vergaß er mich dadurch und lenkte sich ab.
Ich verließ mein Zimmer und ging nach unten, Rob saß wie immer gelangweilt mit einem Buch am Empfangstresen und sah auf als er mich bemerkte. "Was gibt's?" fragte er und hatte wahrscheinlich Angst er müsse tatsächlich arbeiten.
"Nichts. Ich fahr zu Harry." antwortete ich.
Rob, jetzt hoch interessiert, setzte sich auf und legte das Buch weg. "Er hat sich gemeldet?" In seiner Stimme lag Hoffnung und ich schüttelte den Kopf.
Nun runzelte er die Stirn und sah mich verwirrt an. Als ihm dann klar wurde, wieso ich zu Harry gehen wollte, schüttelte er den Kopf. "Lou, das ist mit Sicherheit keine gute Idee."
Seufzend winkte ich ab. "Ich weiß. Aber ich kann nicht anders." gab ich zu. Rob sah mich besorgt an. "Ruf an danach, ok? Ich halt mir die Zeit frei."
Ich nickte ihm dankbar zu und verließ das Hostel, machte mich auf den Weg zu meinem Ex-Freund. Dieses Wort, ich hasste es. Ich hatte solche Angst vor dem was kommen könnte, doch ich zwang mich weiter zu laufen. Ich liebte ihn doch.
Der Zwiespalt zwischen aufgeben und nicht aufgeben war groß und ich konnte keine Lösung für mich finden, konnte mich nicht entscheiden weil es doch immer hieß "Kämpfe für deine Liebe".

Als ich jedoch vor seiner Wohnung stand und mir niemand öffnete war das mit dem Kämpfen auch erledigt. Er war nicht da. Ich seufzte und lehnte mich gegen den Türrahmen. Sollte ich warten? Ich fragte mich ob es das wert war, entschied dass es das war denn es war Harry um den es ging und drehte mich um, lief direkt in ihn hinein.
"Pass doch auf!" fauchte er, hob den Blick und sah mich an. Seine Augen weiteten sich als er mich erkannte. "Was willst du hier?" fragte er, seine Tonlage unterkühlt.
Ich schluckte und ging einen Schritt zurück.
"Mit dir reden." sagte ich kleinlaut. Harry ging an mir vorbei und kramte nach seinem Schlüssel. "Es gibt nichts zu reden. Du hast mich beschissen, Ende des Liedes." sagte er mit bitterem Unterton. "Nein habe ich nicht. Das habe ich dir doch bereits erklärt!" verteidigte ich mich sofort und hörte Harry tief durchatmen ehe er sich zu mir drehte.

Sein Blick war kalt und ließ mich schlucken. "Dass du es überhaupt wagst mich weiterhin zu belügen. Geh zur Hölle, verdammt." fauchte er und ich zuckte zusammen. "Harry.." versuchte ich es leise nochmal, doch er schüttelte mit dem Kopf.  "Ich sagte doch es ist vorbei, Louis."
Mir schossen die Tränen sofort in die Augen und ich schluchzte auf. "Bitte.." hauchte ich, doch er ging in den Hausflur und sah nicht einmal mehr zu mir, ließ die Tür hinter sich zu fallen. Ich sah zu der geschlossenen Tür und wischte mir über die Augen. Er hatte mich wieder stehen lassen. Sich nicht umstimmen lassen. Ich atmete tief durch und machte mich zurück auf den Weg zu Rob und dem Hostel.

***

Noch immer weinend ließ ich mich vor dem kleinen Hostel auf die typische Bank nieder und zündete mir eine Zigarette an. Es dauerte nicht lange bis Rob dazu kam und sich neben mich fallen ließ. Er musste mein Gesicht gesehen haben, denn er seufzte und legte den Arm um mich.  "Tut mir leid, Man." sagte er nur und ich antwortete nicht und zog an der Zigarette. "Ich will vergessen, Rob." sprach ich ganz leise.
Ich wollte es wirklich. Ich konnte Harry nicht haben und ich wollte vergessen.
"Ich hätte da 'ne Lösung. Aber wolltest ja nicht." bemerkte Rob und ich sah zu ihm, meine Augen waren rot unterlaufen und ich schniefte. "Ich will jetzt."
Einen Moment musterte mich der Schwarzhaarige, dann nickte er und stand auf. "Folg mir." sprach er und lief los. Ich stand ebenfalls auf, warf die Zigarette unachtsam auf den Boden und ging ihm hinterher in das Hostel. Kurz darauf fand ich mich in dem Hinterraum wieder, in dem wir bereits die kleine Feier vor einer Woche hatten.
Auch heute saßen wieder Leute hier drin. Allerdings waren es nur Lou und Jenny, die vermutlich den neusten Klatsch und Tratsch austauschten. Als wir eintraten sahen die zwei Blondinen auf und strahlten mich an. "Da bist du ja wieder!" rief Lou aus, stand auf und umarmte mich. Ich erwiderte die Umarmung und lächelte leicht.
Sie musterte mich kurz und ihr Blick wurde etwas düsterer. "Immer noch so traurig." sprach sie leise und wischte mir die Tränen weg. Ich nickte nur, ich war unfähig es zu verneinen. Es war ja sowieso sinnlos.

"Er will vergessen. Ich helf' ihm." sagte Rob wie als wäre es eine alltägliche Situation. Ich sah zu ihm und auch die Mädchen sahen zu ihm. "Rob..." sagte Jenny und stand auf. "Das ist keine gute Idee."
"Seine Entscheidung." antwortete er darauf nur und setzte sich,  deutete mir mit einer Handbewegung, mich ebenfalls zu setzen. Ich sah zu Jenny die mich skeptisch musterte, setzte mich dann neben Rob.
"Ich find's nicht gut dass du ihm Drogen gibst. Es reicht schon dass du konsumierst!" bemerkte sie missbilligend und Rob verdrehte die Augen genervt.
"Ich find's auch nich' gut dass du so 'nen Stock im Hintern hast. Aber sag ich was? Nein! Lass uns das wie Männer überstehen. Wir haben 'ne andere Denkweise als ihr Weiber!"  maulte er und ich schmunzelte. Er konnte wirklich ganz schön derb sein.
Jenny sah ihn erschrocken an und schnaufte dann. "Arschloch." murmelte sie und verschwand. Ich sah ihr nach und dann zu Rob. Er schüttelte den Kopf während er den Joint vorbereitete. "Is' doch unsere Sache, stimmt's Lou?" sagte er und ich nickte, während Lou neben mir ein "Ja!" einwarf und uns damit zum Lachen brachte. Naja, bei mir war es eher ein Schmunzeln.
"Wir teilen den zu dritt, verstanden?" sagte die Blondine und ich sah zu ihr und nickte. Sie lächelte mich an und legte den Arm um mich. "Fertig." sprach Rob und griff nach einem Feuerzeug, zündete den Joint an und zog daran. Der Geruch war sofort präsent in meiner Nase. Er lächelte mich an und gab ihn mir.
Einen Moment war ich unsicher, dann beschloss ich meinen Kopf auszuschalten und zog daran.

Eine halbe Stunde später saßen wir zu dritt auf der Couch. Rob mir gegenüber und Lou hatte sich an mich gelehnt und spielte mit meinen Fingern. Wir waren high und ich musste die ganze Zeit kichern. Das Gefühl war etwas ganz anderes und ich genoss die Leichtigkeit, die mich umgab. Da war kein Herzschmerz mehr.
"Sag mal Loulou.." fing Lou neben mir an und sah zu mir hoch. Ich sah zu ihr und musste grinsen. "Hm?"
Sie kicherte. "Bist du schwul?"
Ich nickte und sah sie an. Die Blondine grinste breit, fing dann an herzlich zu lachen und ich stimmte mit ein. Ich wusste nicht mal warum, ich fing einfach an zu lachen. Rob hatte nicht zu viel versprochen, er und das Marijuana ließen mich Harry für den Moment vergessen. Und ich genoss es für diesen klitzekleinen Moment.

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Ich denke eigentlich nicht dass ich es anmerken muss, mache es aber trotzdem:
Das hier soll keine Verherrlichung von Drogen sein, ich nehme keine und bin auch gegen Drogenkonsum und die Legalisierung.
Hoffe das Kapitel und die Geschichte gefällt euch bis jetzt :)

Fuck Me, Love Me ∆ L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt