Kapitel 17

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"Du hättest ihn sehen müssen, Jongin. Die ganze Unterrichtsstunde hat er mich ignoriert, mich nichtmal beachtet.", wütend begann ich die Nudeln auf meinem Teller herunterzumampfen. "Was erlaubt der Idiot sich eigentlich? Ich meine-" "Su Mi, zuende kauen.", wurde ich von ihm unterbrochen, "Deine Haare hängen übrigens auch im Essen, binde sie zusammen." Grimmig wandte er sich wieder seinem Sandwich zu. "Aigoo, ich schütte dir mein Herz aus und du?", begann ich. Als ich jedoch bemerkte, dass er auf mich irgendwie bedrückt wirkte, fragte ich ihn, ob es ihn gut gehe. "Ja, geht schon.", antwortete er, "Ich denke gerade einfach nur über eine Idee für das nächste Battle nach." Verdammt, die Mädels wollten auch etwas mit mir besprechen. "Erzähl mal.", forderte ich ihn auf, dennoch hatte ich das Gefühl, dass er mir etwas verheimlichte. Schlagartig richtete er sich auf und begann mit funkelnden Augen zu erzählen: "Also, für die Eröffnungsnummer habe ich schon eine gewisse Choreografie im Sinn. Da das letzte mal das Battle abgebrochen wurde, gehe ich davon aus, das Exo den Abend eröffnen darf. Mit den Jungs habe ich selbstverständlich alles abklärt. Kommen wir nun zu meinem Hindernis." Er pausierte. "Das Problem ist..." "Das Problem ist?" Jongin stützte seinen Kopf ab und schaute mich mit seinen noch immer funkelnden Augen an. "Ich brauche eine Partnerin."

"1-2-3-4 5-6-7-8", konzentriert orientierte ich mich an der rhythmischen Zahlenfolge, um nicht aus dem Takt zu kommen. Vergeblichst. "1-2-3 verdammt.", zischte ich, "Ich bekomme das nie hin." Erwartungsvoll schaute ich Jongin an. Es war erstaunlich mit anzusehen, wie leicht und elgant er die komplizierte Choreographie meisterte. Wie zur Hölle schaffte er das nur? Scheinbar bemerkte Jongin meinen beurteilenden Blick und brach seine Bewegungen abrupt ab. Fragend schaute er mich an. "Jongin hilf mir.", quängelte ich. Doch statt eine Antwort zu geben, startete er das Lied ein weiteres Mal. Noch immer stand ich unwissend auf meiner Position und wartete auf eine Interaktion seiner Seite. Im Takt der Musik schritt er an mir vorbei und Griff nach meinen Hüften. Seine Brust klebend an meinem Rücken ließ meinen Körper explodieren. Gleichzeitig lief es mir kalt den Rücken herunter, wärend sich der Rest meines unausgeglichenen ich's erhitzte. Seine Lippen wanderten herunter, zu meinem Ohr und flüsterten: "Folge mir." Seine liebliche Stimme strahlte eine gewisse Sicherheit, aber auch Versuchung aus, die mich innerlich komplett durchdrehen ließ. Jongins Hände umschlossen meine und ließen unseren Oberkörper im Einklang durch die Luft gleiten. Ich schloss meine Augen, wie ich es immer tat, wenn ich tanzte. Ich spürte, wie der Rhythmus meines Herzschlages mit dem der Musik übereinstimmte. Ich vergaß den Schmerz, der meinen Körper dominierte und ließ mich komplett in meiner Fantasiewelt fallen. Jede Schwingung, jeder weiterer Takt empfoch ein Feuer in mir, welches kein Mensch auf dieser Erde erlöschen, konnte. Jongins Herz pochte weiterhin gegen meinen Rücken. Er lebte fürs Tanzen, für die Musik. Genau wie ich es tat. Seine Hände umschlossen meine Taille und drehten mich ruckartig zu ihm. Stirn an Stirn kamen wir zum Ende, keuchten schmerzhaft, hatten jedoch das gleiche, erleichterte Lächeln auf dem Gesicht. Aus Freude, die mich überkam, fiel ich Jongin in die Arme und vergrub mein Gesicht in seine Schultern. Mit geschlossenen Augen genoss ich seine Wärme und den Schutz, den ich bei ihm spürte. Scheinbar nam ich nicht war, das er mit meiner überstürtzten Geste etwas überfordert war - denn er erwiderte meine Umarmung nicht.
"Danke Jongin.", schnaufte ich und löste mich von ihm. Meine Hände ließ ich auf seinen Schultern rasten und veranlasste, dass seine Aufmerksamkeit vollkommen auf mich gerichtet war. "Du hast mir wieder das Gefühl gegeben, beim Tanzen zu fliegen. Mein Kopf ist frei. Ich hatte seit langem nicht mehr so viel Spaß und bin so unglaublich Dankbar, jemanden wie dich gefunden zu haben." Wenn ich so zurückdenke, hätte ich der Ausdruckslosigkeit in seinem Gesicht wohl mehr Beachtung schenken sollen.
"Su Mi ich-", erwiderte er und ich bermerkte zu diesem Zeitpunkt nicht, wie quälend er seine Worte über die Lippen zog. "Nein Stop, versau' mir diesen Moment bitte nicht. Das ist wahrscheinlich das erste Mal, dass ich etwas freundliches gesagt habe. Also würde ich mich freuen, wenn wir diesen Moment kurz in unsere Erinnerung einschließen könnten." Nachdem ich erfolglos versuchte die Atmosphäre ein wenig aufzulockern, dominierte eine schrecklich beschämende Stille, die sich in letzter Zeit zu oft bemerkbar machte. Unsicher lachte ich und schaute dabei auf meine Armbanduhr. "Tja, ich muss jetzt auch gehen. Ich muss meine Eltern zu irgendeinem dämlichen Abendessen begleiten. Naja, mach's gut." Auch Kai verabschiedete sich und behauptete, dass er noch alleine üben wolle.
Ich akzeptierte seine Antwort und tanzte zu der Melodie in meinem Kopf, den Weg zum Hinterausgang der Sporthalle. Nocheinmal machte ich passend zum Takt eine Umdrehung, öffnete die Tür und spürte, wie mein Herz ruckartig zum Stehen kam.
Über sie gebeugt, drückte er Yuma, an die Graffiti besprühte Schulmauer. Es schmerzte. Es scheint, als hätten sich all' meine Vermutungen bestätigt. Doch sollte sie nun sein nächstes Opfer werden? Etwas irritiert waren beide Augenpaare auf mich gerichtet. Überfordert begann Kris eine plausibele Antwort zu stammeln: "Su Mi, i - ich kann-." Doch mittem im Satz stoppte er und schaute daraufhin beschämt auf den Boden. Betäubt von meinen Gefühlen schaffte ich es nicht, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn feststellen, was ich überhaupt fühlte, was ich gegenüber ihm fühlte. "Ist schon gut.", flüsterte ich leise, "Lasst euch nicht stören." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ ich den Hinterhof und sah zu, dass ich auf direktem Wege Zuhause ankam. Schließlich sollten sie mir nichts anmerken.
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He Leute,
Ich weiß das dieses Kapitel nicht wirklich raushaut, aber der nächste Teil folgt.
Dieser Text ist quasi aus mir herausgerudelt und seit langem das Einzige halbwegs nutzbare, was ich auf Papier bringen konnte😕😓. (Außerdem musste ich ihn, meiner Meinung nach, einzeln veröffentlichen, da er nicht zum anderen Teil passt) Dennoch hoffe ich, dass weiterhin geduldig dranbleibt.
Nächster Teil wird hoffentlich in den nächsten Tagen folgen.
Liebe Grüße,
NM

You ma(i)d(e) my day (German Exo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt