"Du bist zu spät."
"Du bist ein Kotzbrocken.", konterte ich, als ich durch die gläserne Haustür herein stürmte.
Ich zögerte erst garnicht, mich extra lange umzuziehen und begann danach mit meiner Arbeit. Mina gab mir die Aufgabe, die Bücherregale in der privaten Bibliothek von Mr. Wu zu putzen. Wie ich es immer tat, begann ich damit, die unteren Fächer des Regales abzustauben.
"Du hast dort etwas übersehen."
*Oh Nein.* Ich denke ihr könnt euch gut vorstellen, wer mich in dieser Situation unbedingt mal wieder verbessern musste. "Ich habe gerade erst angefangen", konterte ich kalt. "Du solltest mit den oberen Fächern anfangen, die sind total verstaubt.", wies er mich nocheinmal hin und fuhr mit einem seiner langen, kalten Zeigefinger über das oberste Fach des Regales. Natürlich konnte ich es mir in diesem Moment nicht verkneifen, meine Augen zu verdrehen. "Himmel, nervt mich dieser Junge", zischte ich genervt. Kris hockte sich nun zu mir auf den Boden, setzte sein typisches, schäbiges Grinsen auf und sprach: "Du solltest zu deinem Oppa etwas freundlicher sein, findest du nicht?" Dass er ausgerechnet damit wieder anfangen musste. Doch ich wagte es erst garnicht ihm jegliche Bachtung zu schenken, sondern räumte das nächste Regalfach aus, um auch dieses abzustauben. "Fängt das jetzt alles von vorne an?", stöhnte ich ein weiteres Mal. "Es hat nie aufgehört, Su Mi.", kommentierte er lachend und hob dabei mein Kinn an, sodass er mir klar ins Gesicht schauen konnte. Unglaublich, dass er auch hier alles geben musste, um auf mich herabzusehen. "Es war von Anfang an alles nur ein Spiel. Sowohl für dich, als auch für mich. Doch nun werde ich meine Regeln wirklich durchsetzen. Du willst mich in der Schule ignorieren? Bitte, doch erwarte nicht, dass ich so schnell aufgebe. Du bist die jenige die in der Klemme steckt und deine Situation werde ich schamlos ausnutzen. Nicht die Art eines jeden Gentlemens, doch was tut man nicht alles um zu Gewinnen?", triumphierent grinste er über beide Ohren, "Kurz gefasst, die Abmachung, die wir damals abgeschlossen habe, damit ich dein Geheimnis für mich behalte, tritt heute in Kraft. Ab heute bist du wirklich mein persönliches Dienstmädchen. Du wirst kommen, wenn ich dich Rufe und machen, was ich dir sage. Du wirst keinen Ausweg mehr finden." Und mit diesen Worten ließ er mich sprachlos in der Bibliothek seines Vaters sitzen. Unwissend, ob er seine perversen Gedanken in Schach behalten könnte.
Die darauffolgenden zwei Stunden verbrachte ich damit, sein Zimmer zu saugen, die Treppe zu wischen und den Müll rauszubringen. Ich war gerade dabei die Vitrine zu putzen, in der unzählige Pokale von Basketball- und Polotunieren zu finden waren. "Wow, staunte ich, "Hat Kris die etwa alle gewonnen?" Vorsichtig stellte ich die goldene Figur zurück, als ich schon wieder das nächste interessante Detail bemerkte. Ein Familienfoto. Vorsichtig fuhr ich mit fem Tuch über die gläserne Fläche. In der Mitte Kris. Rechts neben ihm stand sein Vater. Ich erkannte ihn, da ich ihn schon früher bei Geschäftsessen meines Vaters gesehen hatte. Er umschloss ihn, als sei er sein wertvollster Besitz. Die Frau links neben ihn schien seine Mutter zu sein. Sie war wirklich hübsch. Schwarze, glatte Haare, welche zu einem Zopf gebunden waren. Sie hatte wirklich tolle Augen, welche die von Kris ähnelten und auch das gleiche süße Lächeln schienen sie zu teilen. Moment? Su Mi? Wag es ja nicht so über diesen Idioten zu denken! Wehe du verliebst dich!
"Na mal wieder am schwärmen?"
Erschrocken zuckte ich zusammen. Mein kleiner Aufschrei, war dabei nicht zu überhören. "Was? Äh, nein? Wie kommst du auf sowas?", verteidigte ich mich. So richtig glaubwürdig, kam das leider nicht rüber. "Zieh dich um, ich bring dich nach Hause.", befahl er. "Ich werde mich umziehen, aber du wirst mich nicht begleiten.", erwiderte ich. Ausdruckslos schauten wir einander an. Bos er dann schließlich sagte: "Su Mi, das war keine Bitte. Solange du im Dienst bist, wirst du tun, was ich dir sage. Schon vergessen?" Verdammt dieser blöde... Er wusste wirklich, wie er seine Karten auszulegen hatte. Doch konnte ich riskieren, das wir zusammen gesehen werden? Was wenn ich auch jetzt gerade, in diesem Moment beobachtet werde? Schon Morgen könnte die ganze Schule über mich reden. Was mache ich denn jetzt bloß?
Schnell lief ich in den Raum, in der Mina und ich uns immer umzogen. Sie war heute schon früher gegangen, da sie auf ihren Enkel afpassen musste. Minuten lang fummelte ich an dem Reißverschluss meiner Uniform herum. "Verdammt! Der geht einfach nicht-", stöhnte ich, "Ah, geht doch." Schnell noch meine Jeans und meinen Grauen Kapuzenpulli. Mühsam versuchte ich ihn mir über den Kopf zu stülpen. "Na geht doch."
"Können wir gehen?", fragte ich mit meiner zerzausten Frisur und dem grauen Kapuzenpulli, welcher trotz, oder gerade wegen des mühsamen drüberstülpens nicht richtig saß. Kris bejahte und wuschelte mit seinen Großen Händen nocheinmal durch meine sowieso nicht exestierende Frisur.
Nervös schlenderte ich neben der großen, kräftigen Gestalt her. Die Kapuze über meinen Kopf gezogen. Betend, dass mich niemand sehen würde und dass Kris in den nächsten fünf Metern wieder freiwillig umdrehen würde. Gleich kommt die Abzweigung, wo es zu meinem ehemaligen Zuhause, der Villa, geht. Wie sollte ich ihm bloß erklären, dass wir diese Verkauft haben? Noch ein... zwei... Hä? Verblüfft schaute ich zu Kris hinauf. "Was?", schaute mich jedoch nicht an, sondern starrte weiterhin auf die schwach beleuchtete Straße. "Ich bin nicht blöd. Denkst du ich weiß nicht, dass ihr Probleme habt? Ich sollte euch vor wenigen Tagen einen Brief meines Vaters vorbei bringen. So erfuhr ich eure neue Adresse und einiges mehr über dich.", antwortete er stumm. Ich wagte es lieber nicht, nachzufragen sondern wendete meinen Blick wieder auf die Straße. Trotzdem hätte ich zu gern gewusst, was Kris alles wusste. Hoffentlich war es nicht zu viel...
"Sag mal Kris", begann ich vorsichtig, "Wie ist eigentlich das Verhältnis zwischen dir und deinen Eltern?" Er hielt kurz inne gab mir jedoch schnell eine knappe Antwort: "Meine Eltern arbeiten viel. Ich sehe sie kaum." Ich beschloss mich mit dieser Antwort zufrieden zu stellen und ihn in Ruhe zu lassen. "Jetzt du.", beschloss er, "Was ist mit deiner Familie passiert? Was ist bei euch geschehen, damit ihr so leben müsst. Ich wart wohlhabend." Ich atmete tief ein und wieder aus. "Ich kann dir nur sagen, dass mein Vater einen riesen Mist gebaut hat." Und schon wieder herrschte Stille über unser Geschpräch. Doch dieses mal war es anders. Dieses Mal waren uns die Worte nicht ausgegangen. Er schien angespannt zu sein und ich war es auch, jedoch aus unterschiedlichen Gründen.
"Gut, da wären wir.", stieß ich, etwas erleichtert, aus. "Danke fürs nach hause bringen." Er nickte stumm. Doch das war garnicht seine Art. Ich erwartete einen dummen Spruch oder wenigstens eine provozierende Geste. Schon die ganze Zeit über war er angespannt, mit seinen Gedanken ganz woanders. "Geht es dir gut?", fragte ich ehrlich. Kris hob seinen Kopf an und versuchte ein glaubwürdiges Lächeln aufzusetzen. "Ja, mach' dir keine Sorgen.", antwortete er schließlich. Doch genau dies tat ich. Mit kleinen Schritten näherte ich mich seiner Brust. Vorsichtig umschloss ich seinen viel zu großen Oberkörper mit meinen mikrigen Armen. "Su- Su Mi was tust du da?" Fragte er mich, etwas überrascht von meiner Geste. "Ich weiß es nicht. Du siehst so aus, als könntest du eine Umarmung gebrauchen.", nuschelte ich in sein T-Shirt und drückte ihn noch fester an mich. Still lauschte ich seinen pulsierenden Herzschlag.
"Ich hasse dich nicht, Kris."
Das, tat ich wirklich nicht.
DU LIEST GERADE
You ma(i)d(e) my day (German Exo FF)
FanfictionEine Schule 2 Cliquen. Verfeindet. Warum? Wegen der Monatlichen Dance- und Rap-Battel. Schon immer wetteifern die beiden Gruppen Exo und T.H.B (steht für: Thundering Heartbeat) miteinander. Jedes Jahr wird jeweils nur ein Schüler in einer der beid...