Die Energie, die von ihnen ausging, war unbeschreiblich. Aus allen Ecken flackerten die Scheinwerfer und erleuchteten die Tanzenden für Bruchteile von Sekunden. Wenn das Licht sie das nächste Mal streifte, standen sie schon wieder woanders. Der Bass grollte durch den Raum und erfasste jeden, der sich in seinem Weg befand.
Nur wenige hielten sich am Rand und sahen den Anderen zu. Einer von ihnen saß auf still auf seinem Stuhl und blickte fasziniert zur Tanzfläche. Auch er spürte die Energie, aber traute sich nicht, sich unter die Tanzenden zu mischen. Für eine Sekunde wurde es plötzlich komplett dunkel im Raum. Kurz darauf brach die Musik los. Bunt und grell wanderte das Licht über die Fläche, wo die Tanzenden durcheinanderwirbelten, in einer perfekt einstudierten Choreografie, so schien es. Das Licht ging von blau zu orange über. Einen Schritt nach links, eine anschließende Drehung, den Arm nachziehen. Rot zu grün.
Kurz darauf in die andere Richtung. Gelb zu lila. Anmutig tauschten sie die Plätze und fuhren mit ihrer Choreografie fort. Schwerelos schienen sie über die Tanzfläche zu schweben. Türkis zu blau. Die glücklichen Gesichter riefen die anderen auf, sich doch auch unter sie zu mischen. Er saß immer noch dort, konnte vor Staunen nicht einmal mit dem Fuß im Takt wippen. In seinen Augen spiegelte sich das wechselnde Licht. Orange zu grün. Ein Teil von ihm wollte sofort mitmachen, auch zu ihnen gehören, der andere war es, der ihm auf den Stuhl festhielt. Der Bass, die Musik, das Licht und das Glück griffen nach ihm, aber er traute sich nicht. Aus Angst, die perfekte Choreografie zu zerstören.
Jeder Schritt saß als hätten sie wochenlang nichts Anderes gemacht. Blau zu gelb. Es konnte gar nicht so schwer sein, wenn sie dabei nicht angestrengt auf ihre Füße sahen, um mit ihnen nicht durcheinander zu kommen. Keiner von ihnen kam durcheinander. Die in der ersten Reihe hoben die Arme und wie eine Welle ergriff diese Bewegung die anderen Tanzenden. Für einen winzigen Moment hielten sie inne, bevor sie weitermachten.
Wieder ein Schritt nach links, eine anschließende Drehung, den Arm nachziehen. Rot zu lila. Dann wurde die Musik ruhiger. Sie standen still, von der linken Ecke anfangend zeigten sie auf mit ihren Händen auf ihn, der jetzt aufgestanden war. Immer noch unsicher, ob er sich wirklich unter sie mischen sollte. Er zögerte einen Moment zu lange und schon wirbelten sie wieder durcheinander.
Wahrscheinlich hatten sie nicht einmal ihn gemeint, sondern es war einfach nur ein Teil ihrer perfekten Choreografie gewesen. Schritt, Drehung, Arm nachziehen. Türkis zu gelb. Missmutig drehte er sich um und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. Der Tanzfläche widmete er nun keines Blickes mehr, ließ den Kopf hängen und sah irgendwo auf dem Boden ins Nichts. Wahrscheinlich würde er nie dazugehören.
Das Lied neigte sich dem Ende zu. Grün zu orange. Sie wechselten wieder auf ihre Ausgangspositionen, Arme streng am Körper. Nickten mit dem Kopf, drehten ihn nach links, drehten ihn nach rechts und legten ihn in den Nacken. Rot zu blau. Die Gesichter wurden eisern und als das Lied verklungen war, sanken sie zu Boden, wo sie liegenblieben. Schweratmend, die Brust sich schnell hebend und senkend. Orange zu schwarz.
DU LIEST GERADE
Schmutziges Konfetti
Novela JuvenilBewundernswert. Fehlerfrei. Makellos. Schön. Beliebt. Tadellos. Angesehen. Es ist so einfach, das Wort PERFEKT auszudrücken. Doch je öfter man über dieses Wort nachdenkt, je öfter man dieses Wort hinterfragt, desto mehr bekommt man von der Wel...