-Takumi-
Souta war seit einigen Tag immer stundenlang weg, wobei er mir nicht verraten wollte wohin er ging. Natürlich sagte mein Hausverstand, dass irgendetwas nicht stimmte. Dennoch wollte ich ihm nicht das Gefühl geben, dass ich ihm nicht vertraue. Allerdings beunruhigte es mich, dass er mir kein Wort verraten wollte, wohin er ging oder was er dort machte. Allerdings beschloss ich ihm heute mal zu folgen. Obwohl ich eigentlich nicht sehr besitzergreifend war.
Von der Neugierde getrieben folgte ich Souta bis zum Park, in dem er immer mit den Jungs spielte. Ich parkte mein Auto und stieg aus. Souta hatte sich inzwischen auf eine Bank gesetzt und ließ seinen Blick über das Gelände schweifen. Vielleicht war er völlig unschuldig und machte einen Spaziergang. Aber das hätte er mir doch verraten! Irgendwas steckte dahinter und ich würde es herausfinden. Sein Blick änderte sich und er schien etwas zu suchen. Traf er hier jemanden? Betrog er mich etwa mit einem anderen Mann? Misstrauisch lugte ich hinter dem Strauch hervor. Plötzlich erspähte ich einen großen gutaussehenden Mann, der den Weg entlang kam. Er winkte Souta zu, der wiederum aufsprang um ihm entgegen zu eilen. Mein Herz schien stehen zu bleiben als der Fremde ihm einen Pack Geld in die Hand drückte. Meine Pupillen weiteten sich. Mein Verdacht hatte sich bestätigt. Er verkaufte seinen Körper. In mir brodelte die Wut. Die Hoffnung, dass er mich aufrichtig liebte und mit mir eine ehrliche Partnerschaft führen wollte, war verflogen. Mich machte es unglaublich traurig zu wissen, dass viele andere schon mit ihm geschlafen hatten. Mein Herz war in tausende von Stücke zersplittert und ich stieg wieder ins Auto und fuhr irgendwo hin, wo ich meinen Kopf wieder frei bekam. Wie konnte man mich nur so schamlos hintergehen und mir jeden Tag ins Gesicht lügen, dass man mich liebte.
---Souta---
Endlich zahlte mir Kiamoto-san mir den letzten Lohn, für die harte Arbeit in seinem Antiquitätenladen. Endlich konnte ich die schönen Ringe im Schaufenster des Juweliers nebenan kaufen. Mit glühenden Wangen betrat ich das Geschäft. Die freundliche Dame holte mir die Schmuckstücke aus dem Schaufenster und legte sie mir vor. Sie glitzerten silbern und ich konnte mir ausmalen wie sie an unseren Fingern aussahen. Mein Herz pochte als die Assistentin mir die Schatulle überreichte und mich beglückwünschte. Ich bedankte mich und eilte nachhause. Ich stellte fest, dass Takumi nicht da war. Perfekt! Ich machte mich daran uns ein prunkvolles Abendessen zuzubereiten. Ich war richtig gespannt auf sein Gesicht. Nach einer Dusche und frisch angezogen, versorgte ich die Jungs.
Als er nach langer Zeit nicht zurückkam, nahm ich mein Handy und rief ihn an. Er hob ab und brummte unverständlich in den Hörer. „Takumi? Wo bist du denn?" Er hatte mitten im Satz einfach aufgelegt. Die weitern Male, die ich ihn anrief hob er nich ab. langsam machte ich mir Sorgen. Nervös setzte ich mich auf die Couch und war wohl oder übel gezwungen, abzuwarten. Als nach einer Stunde die Tür aufging und Takumi hereintorkelte, blieb mir fast das Herz stehen. Er war stark betrunken. Ich wollte ihn stützen, jedoch schubste er mich weg. „Fass-s michh nich an!", knurrte er. „Was hast du denn?", fragte ich besorgt, „Warum hast du dich denn so voll laufen lassen?" „Das ist doch alles deine Schuld!", knurrte er. Meine Schuld? „Was hab ich denn getan?" Ich war total verwirrt. „Du verlogene Schlampe!", kreischte er. Mein Herz zog sich zusammen. Mir liefen die Tränen über die Wangen. Warum beschimpfte er mich? „Takumi, was sagst du da? Warum?" „Du belügst mich schon die ganze Zeit!" Jetzt brodelte die Wut in mir. „Ich hab dich nie belogen!", protestierte ich und sprang auf. „Ach ja? Du warst in letzte Zeit öfters weg und wolltest mir nicht verraten warum! Jetzt weiß ich's ja! Du hast dich von deinem Freier auszahlen lassen", tobte er. Freier? Er musste mich ihm Park gesehen haben. „Ich würde dich nie betrügen! Ich liebe dich und niemand anderen!" Ohne irgendein weiteres Kommentar spürte ich die flache Hand an meiner Wange. „Lüg mich nicht an!" Perplex saß ich auf dem Boden gegen die Couch gelehnt. Er hatte mich geschlagen. Der, den ich am meisten liebte, hatte mich geschlagen. Vor Zorn kochend sprang ich auf, angelte die Schatulle aus meiner Jackentasche und warf sie ihm vor die Füße, wobei die Ringe klirrend auf dem Boden landete. „Dafür war ich so oft weg! Ich hab im Antiquitätenladen nebenan geschuftet um uns die Ringe zu kaufen! Heute hat mir der Besitzer den letzten Lohn ausgezahlt. Ich wollte dir ein kleines Geschenk machen!", kreischte ich wütend und blickte mit tränenden Augen in sein irritiertes Gesicht. Ich musste schleunigst hier raus. Ich schlüpfte in die Jacke und stürmte aus der Wohnung. Soviel zu „Ich vertraue dir." Ohne nach zu denken rannte ich aus dem Stiegenhaus. Ich flüchtete in den Park und setzte mich auf eine Bank, auf der ich dann in Tränen ausbrach. Der, bei dem ich mich so geborgen gefühlt hatte mich im betrunkenen Zustand geohrfeigt. Wegen eines unbestätigten Verdacht. Ich hatte keinen Platz mehr an dem ich mich wohlfühlteIch hatte mein neugefundenes Zuhause gleich wieder verloren. Mein Herz war tot. Gebrochen und taub zur gleichen Zeit. Das schlimmste war, dass ich diesen Mann dennoch liebte.
„Endlich", sagte eine Stimme. Mir schien das Blut in den Adern zu gefrieren. Zögerlich blickte ich in das Gesicht des Mannes, vor dem ich mich am meisten fürchtete. Ich saß regungslos auf der Bank. Er eilte auf mich zu und hielt mir ein Tuch vor die Nase, das wahrscheinlich mit Chloroform getränkt war. Alles wurde zu einem einzigen Schwarzton.
--Takumi--
Erschrocken betrachtete ich die silbernen Ringe am Parkettboden und erkannte was für ein riesiger Idiot ich gewesen war. Er hatte sich abgeschuftet um mir eine Freude zu machen. Aufgrund eines plausiblen Verdachts hatte ich ihn geschlagen. Meine Handfläche pochte und war rot. Wie konnte ich bloß so die Fassung verlieren und meinem Lebensgefährten ohrfeigen? Ich jagte mit meiner Jacke hinterher und schaute mich hektisch nach ihm um. Mein Herz schmerzte unglaublich und ich wusste nicht wie oft ich das Bedürfnis hatte mich zu entschuldigen. Jedoch hatte ich keine Ahnung in welche Richtung er gelaufen war. Ich lief in Richtung Park und entdeckte eine dunkle Gestalt, die gerade meinen Freund ins Auto hievte. „Stop! Lass ihn los!", schrie ich und rannte zum Auto. Bevor ich jedoch die Fahrertür wieder aufreißen konnte, jagte das Auto davon.
Regungslos stand ich da und sank langsam zu Boden. Souta war entführt worden? Wer zum Teufel hatte die Absicht? Meine Schuldgefühle ließen mein Herz noch schwerer werden als es eh schon war. Völlig aus der Fassung eilte ich in die nächste Polizeistation und gab eine Vermisstenanzeige auf. Nachdem ich zuhause angekommen war, legte ich mich auf Souta's Bettseite und brach still und leise in Tränen aus. „Es tut mir leid!" Meine Hände krallten sich ins Laken und meine Tränen liefen mir ungehindert übers Gesicht. „Es tut mir leid", flüsterte ich und versuchte seinen Geruch zu verinnerlichen, der so beruhigend auf mich wirkte. Ich betete, dass es ihm gut ging und das er wohlauf war. Das Bedürfnis mit ihm jede Nacht ein zu schlafen, jeden Morgen wieder mit ihm aufzustehen und ihn zu küssen würde nie wieder aufhören.
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Unsere neue Familie
RomanceDer junge Souta Miyashima und sein kleiner Bruder Ren haben es nicht einfach. Sie werden von ihrem Vater geschlagen und suchen Schutz bei ihrer Tante Mine. Als der gewalttätige Alkoholiker sie jedoch da auch findet, beschließt Mine sie bei einem Arb...